Dienstag, 28. Juli 2020

12 Strong - Operation: 12 Strong (2018)

https://www.imdb.com/title/tt1413492/

Am 11. September 2001 werden die USA von den Terroranschlägen auf das World Trade Center und das Pentagon erschüttert. Kurz nach den Angriffen entsendet Amerika eine 12-köpfige Eliteeinheit nach Afghanistan. Für die Männer (darunter Michael Shannon, Michael Peña und Trevante Rhodes) unter dem Kommando des noch recht unerfahrenen Captain Mitch Nelson (Chris Hemsworth) ist es eine extrem gefährliche Mission, bei der niemand weiß, ob er jemals wieder nach Hause zurückkehren wird: Die Truppe soll am Hindukusch ein Bündnis mit der Nordallianz schließen, die dieses Gebiet kontrolliert, und gemeinsam mit ihren neuen Verbündeten den Kampf gegen die Taliban und al-Qaida aufnehmen, die als Organisationen hinter den Anschlägen ausgemacht wurden. Doch das wird durch enorme kulturelle Unterschiede, fehlende Ausrüstung und nicht zuletzt die hoffnungslose zahlenmäßige Unterlegenheit massiv erschwert. Werden Nelson und die anderen Soldaten überleben - und wenn ja, dann auch seelisch?

Auch wenn inzwischen viele Jahre seit dem Anschlag auf das World Trade Center vergangen sind, der Schmerz und die Schmach der USA, auf dem eigenen Boden Opfer eines Angriffes geworden zu sein, der wirkt bis heute nach - nicht zuletzt in Form eines zunehmenden Generalverdachts, dass Ausländer auf amerikanischem Boden etwas Böses im Schilde führen müssen. Insofern muss man es "Operation: 12 Strong" anrechnen, dass zumindest in Ansätzen versucht wird, etwas genauer hinzuschauen, man sich nicht ausschließlich auf dem geliebten Gegensatz ausruht: Wir sind gut, die anderen sind schlecht. Vor allem die Bedeutung des afghanischen General Dostum und seinen Männern wird immer wieder hervorgehoben, denn ohne die Unterstützung der lokalen Krieger hätten auch die besonders tapferen Elitesoldaten kein Land gesehen. Zudem gibt es kleinere Bemühungen, die Situation vor Ort zu zeigen. Zu erklären, wie verworren und komplex die Verhältnisse in Afghanistan waren, teilweise noch immer sind.

Dennoch sollte man hier nicht viel Tiefgang erhoffen. Der auf dem Tatsachenroman "Horse Soldiers: The Extraordinary Story Of A Band Of U.S. Soldiers Who Rode To Victory in Afghanistan" von Doug Stanton basierende Kriegsfilm ist schlussendlich eine Heldengeschichte, die vor allem die zwölf mutigen Männer feiern will. Dass auch Taliban nicht gleich Taliban ist, wird nicht in Angriff genommen. Die Frage, inwiefern die Attentate auf die USA mit dem eigenen Auftreten in der Welt zusammenhängen, die stellt sich ohnehin nicht. Eine kleine Schar großer Patrioten hat hier Übermenschliches geschafft, das ist die Quintessenz von "Operation: 12 Strong". Das ist auch schön wuchtig in Szene gesetzt. Die Actionszenen sind zwar zahlenmäßig überschaubar, lassen sich aber gut ansehen. Da kracht und rumst es, gewaltige Explosionen erfüllen das verschlungene Tal. Man weiß auch nie so genau, wo die nächste Gefahr lauert, dem dänischen Regisseur Nicolai Fuglsig gelingt es ganz gut, die Spannung hochzuhalten und die düstere, karge Umgebung zu seinem Vorteil zu nutzen. Wer die lange unter Verschluss gehaltene Geschichte der zwölf Männer nicht kennt, der darf hier auf jeden Fall mitzittern, wer aus diesem Selbstmordkommando noch heil herauskommt.

Kontraproduktiv ist in der Hinsicht jedoch, dass "Operation: 12 Strong" zwar die Leistung und die Bedeutung der US-Soldaten hervorhebt, sich aber nur wenig um sie als Menschen kümmert. Am ehesten darf noch Nelson als Individuum in Erscheinung treten, gespielt von Chris Hemsworth. Neben ihm verblassen aber die meisten Helden. Nicht einmal gestandene Größen wie Michael Shannon oder Michael Peña gelingt es, aus ihren jeweiligen Soldaten etwas Interessantes herauszuholen. Wer sich angesichts der hochkarätigen Besetzung ein echtes Highlight erhofft hat, der sollte seine Erwartungen daher besser wieder nach unten schrauben. Ein ordentlicher Kriegsfilm bleibt der Ausflug an den Hindukusch jedoch, dessen zugrundeliegende Geschichte und die gebotenen Schauwerte Grund genug sind, einmal reinzuschauen. Unterm Strich ist es aber das immergleiche Szenario: Eine kleine Truppe von Soldaten, zahlenmäßig und in punkto Ausrüstung hoffnungslos unterlegen, nimmt es mit afghanischen Kämpfern auf: Das lässt Übles ahnen. Patriotisch ist "Operation: 12 Strong" sicherlich, versucht jedoch zumindest in Ansätzen, ein bisschen differenzierter hinzuschauen. So richtig viel Tiefgang hat das dann zwar nicht, die hochkarätige Besetzung bekommt eher weniger zu tun. Dafür stimmen die Schauwerte des Kriegsfilms.

6,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Concorde

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