Samstag, 11. Juli 2020

[KINO FFFnights] 남산의 부장들 - Namsanui Vujangdeul - The Man Standing Next - Das Attentat: The Man Standing Next (2020)

https://www.imdb.com/title/tt11358398/

Republik Korea in den 70er Jahren: Es sind harte Zeiten, denn die Republik Korea steht samt koreanischem Geheimdienst KCIA unter der absoluten diktatorischen Herrschaft von Präsident Park Chung-hee (Lee Sung-min). Und so ist es auch nicht verwunderlich, dass Kim Gyu-pyeong (Lee Byung-hun), seines Zeichens Direktor des KCIA und rechte Hand des Präsidenten, mit brisanten Aufträgen beauftragt wird. So soll er in die USA reisen, um die Veröffentlichung der Memoiren des ehemaligen KCIA-Direktors Park Yong-gak (Kwak Do-won) im Zuge der "Koreagate"-Untersuchungen zu verhindern. Die Autobiografie seines Vorgängers enthält brisante Informationen. Aber genau diese Infos führen dazu, dass Kim anfängt an der Regentschaft seines Präsidenten zu zweifeln. Als er in seine Heimat zurückkehrt, hat er einen folgeschweren Entschluss gefasst...

Regisseur Min-ho Woos "The Man Standing Next" ist eine verfilmte Lektion in Geschichte, die für die meisten Menschen ohne Verbindungen zu Korea völlig neu sein dürfte. Sie bringt dem Zuschauer den inneren Kreis des südkoreanischen Präsidenten Park Chung-hee in den 40 Tagen vor seiner Ermordung am 26. Oktober 1979 näher und entführt den Zuschauer in ein Netz aus Loyalität, Ehrgeiz und verborgenen Machenschaften, ist hintergründig spannend und wird in den letzten verfilmten schweißtreibenden Stunden richtig lebendig, bis zum Mord an Park Chung-hee. Dass so ein Film aus Korea kommt, erscheint mutig, doch gleichwohl auch konventionell, dient er doch offensichtlich dazu, das Bewusstsein für sein Land aufzubrechen und sich gegenüber ähnlichen filmischen Exporten aus anderen Nationen zu profilieren. Gegenstand des Films ist die Enthüllung der Machenschaften der KCIA, des Geheimdienstes, der als rechte Hand von Präsident Park (Lee Sung-min) in dieser Zeit fungierte. Abgesehen von Präsident Park sind weitere Charaktere der Geschichte etwas fiktionalisiert, mit Namen, die sich von denen ihrer realen Kollegen unterscheiden. Der Direktor der Agentur ist Kim Gyu-pyeong (Lee Byung-hun), der, wie sein Vorgänger Park Yong-gak (Kwak Do-won), neben dem Präsidenten in der Armee diente, bevor er bei einem Militärputsch die Macht übernahm.

Ende 1979 war Park 18 Jahre lang Herrscher des Landes, und selbst viele seiner engsten Verbündeten - ganz zu schweigen von protestierenden Bürgern in Busan - hielten es für ihn an der Zeit zu gehen. Der frühere KCIA-Direktor ist zu Beginn der Geschichte in den USA und nutzt den Koreagate-Skandal, um dort vorm Senat eine Manuskript namens "Verräter der Revolution" vorzustellen, die seine ehemaligen Kameraden belasten - und eben auch Park. Der Präsident schickt Kim in die Staaten, um dieses Manuskript sicherzustellen, sodass es nie veröffentlicht wird. Dabei scheint es ihm nichts auszumachen, wenn der Autor dabei sterben würde. Bei mehreren Gelegenheiten spricht Präsident Park mit einem vertrauenswürdigen Untergebenen über heikle Situationen und schließt mit: "Sie haben meine volle Unterstützung. Tun Sie, was Sie wollen." Und wenn der Adjutant unweigerlich etwas Extremes tut, gibt der Präsident vor, dies nicht angewiesen zu haben. Auf seiner Reise erfährt Kim, was auch amerikanische Spione bereits über seinen Platz an Parks Seite wissen. Es scheint, dass es einen mysteriösen Mann mit dem Codenamen "Iago" gibt, der dem Präsidenten näher steht als er - und der Schweizer Bankkonten verwaltet, die Berichten zufolge mit unrechtmäßigen Geldern überfüllt sind. Wenn Kim nicht schon heimlich geglaubt hätte, es sei Zeit für das Ende dieser Regierung, könnte er spätestens jetzt seine bereits im Mark beleidigte Loyalität zu den Punkten auf dieser Seite des Pro-Arguments hinzufügen. Aber Lee spielt die Rolle und gibt dem Zuschauer nur wenig Einblick in das, was Kim tatsächlich fühlt, was ihn antreibt. Der Schauspieler lebt in seiner Rolle und verleiht ihr eine magnetische Ernsthaftigkeit, ist aber emotional bis zuletzt undurchsichtig.

Zurück in Südkorea stößt Kim zunehmend mit Gwak (Hee-joon Lee) zusammen, dem hitzköpfigen Sicherheitschef, der immer einen Finger am Abzug hat und auf den sich der Präsident immer mehr und mehr verlässt. Der Großteil der Handlung des Films betrifft Gwaks verschiedene Machtbewegungen, aber eine Szene, die den letzten Akt auslöst, bringt jede Position der Beteiligten auf den Punkt und läutet das unausweichliche Ende ein: Falls Kim es nicht schaffen sollte, die Anti-Regierung-Unruhen in Busan zu stoppen, argumentiert Gwak, dass es Zeit ist, mit Panzern und Landetruppen auf militärische Weise einzuschreiten, und er betont ausdrücklich, dass es der Regierung nicht viel ausmachen würde, wenn er "eine Million oder zwei" Menschen töten muss, um die Unruhen niederzuschlagen. Und als der Präsident zustimmt, weiß Kim, was er zu tun hat. Es wäre nun für das Drehbuch klug gewesen, einige der politischen Manöver zu kürzen und mehr Grundlagen für diesen letzten, entscheidenden Tag zu schaffen, denn dem Zuschauer stellt sich die Frage: Wer sind die Männer, die Kim anruft, wenn er beschließt, den Präsidenten zu töten? Wie war es möglich, dass die Security so schnell auf seiner Seite stand? War er sich der Loyalität derer bewusst?

Dennoch: Der Auslöser, der Weg und die unmittelbare Vorbereitung auf das Attentat wird durch die Macher angemessen angespannt und bringt den interessierten Zuschauer dazu, die Augen nicht mehr von der Leinwand zu nehmen. Inszenierung und Performance schließen keine der konkurrierenden Ansichten des realen Attentäters wirklich aus - war er ein Patriot, der einen Diktator hinrichtete, oder reagierte er nur auf vereitelte persönliche Ambitionen? - letztlich wird dies nicht geklärt. Obwohl sich das Bild in Richtung der letzten Position neigt. Was auch immer seine Gründe waren, der Mord hatte nicht sofort die Wirkung, die er erwartet hatte: Es würde noch ein paar Staatsstreiche und eine Zeit des Kriegsrechts geben, bevor Südkorea die demokratische Herrschaft erlebte. Doch dies überlässt der Film dem Zuschauer und seinem Blick ins Geschichtsbuch.

7,5/10

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