https://www.imdb.com/title/tt1698010/
"Isle of Man Tourist Trophy" - das ist Musik in den Ohren eines jeden
echten Motorrad-Fans. Eines der ältesten und gefährlichsten
Straßenrennen der Welt verwandelt jedes Jahr für zwei Wochen die
beschauliche Isle of Man in einen Hexenkessel aus qualmendem Gummi,
röhrenden Maschinen und enthusiastischen Fans. Mit mehr als 200 kmh
rasen die Fahrer über die kurvenreichen Landstraßen und durch die engen
Dörfchen. Über 230 Tote hat das Rennen seit seiner Gründung 1907 bereits
gefordert. In faszinierenden 3D-Bildern wird nicht nur das Renngefühl
hautnah eingefangen, sondern auch einen spannenden Einblick in das Leben
der Männer gewährt, die für ihre Leidenschaft manchmal einen hohen
Preis zahlen...
Was sind das nur für Leute, die mit mehr als 200 Sachen über eine
Insel fahren und dabei ihr eigenes Leben und das Leben vieler Zuschauer
neben der Rennstrecke gefährden? Regisseur Richard de Aragues gibt
darauf in seinem rasant gemachten Dokumentarfilm "TT3D: Closer To The Edge" Antworten. Aufgebaut hat De Aragues sein Werk wie einen Spielfilm mit einer
Dramaturgie. Die Erzählung beginnt sechs Wochen vor dem Rennen und
verfolgt mehrheitlich die Vorbereitungen des Fahrers Guy Martin. Mit
Martin im Zentrum wurde die richtige Wahl getroffen. Der sympathische
und charismatische Engländer ist nie um einen Spruch verlegen und legt
sich auch mal mit den Rennverantwortlichen an. Ein Saubermann sieht
anders aus. Doch genau deshalb wird der Film erst speziell.
In diesem
Dokumentarfilm reden, um nicht zu sagen, philosophieren eine Handvoll
moderner Gladiatoren über das ständige Ausloten des Grenzbereichs. Den
Freak und Exzentriker, den man bei so einem Rennen erwartet, findet man
einzig in Guy Martin. Martin hat ein PS-starkes Maul, ist liebenswerter
Zottel und unberechenbarer Egozentriker in Personalunion. Nie hat der
Wuschelkopf das Rennen bisher gewonnen, obschon er jedes Jahr zu den
Favoriten zählt. Martin ist die zentrale Person in der Doku - eine
treffliche Entscheidung, fehlt es den anderen Fahrer ganz einfach an
Ecken und Kanten, um das Interesse an ihnen über längere Zeit hinweg
schüren zu können. Martin dagegen ist in seiner Eigenart ein wahrer
Entertainer. Die humorvollen Momente des Films bucht der Sonderling
praktisch alle für sich selbst.
De Aragues begleitete die
Fahrer bei den Vorbereitungen und während des Rennens im Jahre 2010.
Dabei gibt es viel Fachkryptik zu hören, wenn es mal nicht um die immer
wiederkehrende Motivationsbekundung geht, warum überhaupt jemand an
einem Wahnsinn wie der Tourist Trophy teilnimmt. Und doch lässt sich "TT3D: Closer To The Edge"
nicht einfach in die Special-Interest-Ecke abschieben. Überaus
niederschwellig wird dem Zuschauer die TT nicht als blosse
Renn-Veranstaltung nahegebracht, sondern auch als festen Bestandteil der
Kultur der Insel. Seine wahre Brillanz entfaltet der Film aber
offensichtlich in seinen Rennaufnahmen. Schiere Geschwindigkeit wird aus
allen Winkel und Perspektiven gezeigt. Atemberaubende 3D-Sequenzen
jagen in einem Adrenalin hoch, ob man nun Rennsportfan ist oder nicht. "TT3D: Closer To The Edge" lotet so die Intensität des Mediums Kino ähnlich aus wie die verwegenen Fahrer die Rennstrecke.
8/10
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