Montag, 6. Juli 2020

Bigger (2018)

https://www.imdb.com/title/tt3226786/

Die Brüder Joe (Tyler Hoechlin) und Ben (Aneurin Barnard) waren schon als Kinder beeindruckt von den "starken Männern" im Zirkus. Als sie heranwachsen, sind sie immer faszinierter von "dem perfekten Körper". Sie denken über Trainings- und Ernährungspläne nach, die helfen könnten, den Körper zu formen, und werden zum Teil der kleinen Bodybuilding-Bewegung. Doch ihre Herkunft aus Armut wie auch ihr jüdischer Glauben machen sie zur Zielscheibe. Vor allem der antisemitische Promoter Bill Hauk (Kevin Durand) wirft ihnen Steine in den Weg, wenn sie mit ihren jungen Sportlern auftreten wollen. Doch die Brüder lassen sich nicht aufhalten und bauen an ihre Karriere. Und eines Tages entdeckt Joe einen jungen Bodybuilder, dem er großen Weltruhm prophezeit: Arnold Schwarzenegger (Calum Von Moger).

"Bigger" ist ein sehr solides BioPic über die Gründerväter der Fitness-Bewegung, Joe und Ben Wieder. Es ist keinem, der nicht in diesem Metier verhaftet ist, übel zu nehmen, wenn er im Vorfeld nichts oder nur hin und wieder über die Weider-Brüger gelesen hat, erst mit der Verfilmung der Lebensgeschichte könnte man wirklich ernsthaft auf die Gebrüder aufmerksam werden. Der Film ist aber auch recht speziell, man sollte sich schon zumindest etwas für die Lebensgeschichte der beiden Brüder interessieren damit "Bigger" richtig greift. In Rückblenden wird die gesamte Lebensgeschichte aus der Perspektive von Joseph "Joe" Weider, dem älteren Bruder erzählt, der nach dem "natürlichen) Tod seines kleinen Bruders Benjamin "Ben" Wieder auf ihr gemeinsames Leben zurückblickt. Mit einer Mutter, die sie schon kurz nach der Geburt ablehnte, weil sie keine Mädchen geworden waren. Im Amerika in der zeit des zweiten Weltkrieges, der gar nicht thematisiert wird, obwohl die Brüder gedient hatten, gibt es schöne Retro-Kulissen - obwohl der Film merklich ein Budgetproblem hat. Es fehlt hier und da etwas an bildhafter Unterstützung, doch für das, was der Film zur Verfügung hatte, holt er das beste aus dem Setting heraus.

Regisseur George Gallos Drama über die kanadischen Brüder, die "Großväter des Fitness", möchte aber, und das merkt man sehr schnell, eine muskulösere Version seiner selbst sein. Das Biopic ist dafür besser gerüstet als die Macher dahinter. Viel zu oft analysieren die Charaktere im Film die Definition anderer Menschen und es ist nur wenig vorstellbar, dass dies wirklich so war, alles wirkt konstruiert und wenig glaubhaft. "Bigger" verschwendet aber das meiste Potenzial, wenn es mit der Analyse einer so wenig erforschten Welt wie der aufstrebenden Bodybuilding-Industrie verbunden ist, eine Geschichte, die auf sentimentalste und vorhersehbarste Weise auch inspirierend sein kann. Zumindest trifft "Bigger" beim Casting mit Tyler Hoechlin und Aneurin Barnard als die Weider-Brüder, der charismatischen Julianne Hough als Joes Frau und einem beeindruckenden Calum Von Moger als Arnold Schwarzenegger, den Nagel auf den Kopf. Die vielschichtigen Charakterdarsteller, die die Randgebiete der Hauptgeschichte bevölkern, von Robert Forster über DJ Qualls bis hin zu Tom Arnold helfen ebenfalls dabei, die Story lebendig zu halten. Hier macht aber nur die pure Masse die Stärke des Films aus. Gallo schrieb das Drehbuch zum Biopic nicht allein, er schrieb es zusammen mit Andy Weiss, Brad Furman und Ellen Furman und sagt das schon einiges aus. "Viele Köche verderben den Brei" heißt es nicht umsonst und wenn man 4 Autoren braucht, um eine bereits fertige Lebensgeschichte zu stemmen, fällt die ganze Übung so flach wie die vielen Wortspiele dieser Rezension. Die Show stiehlt dann zum Ende hin der junge Arnold Schwarzenegger. Doch dieser Höhepunkt verdrängt nicht den Gedanken, dass das alles noch einen Ticken besser ausgearbeitet hätte sein können.

6,5/10

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