Freitag, 31. Juli 2020

Winter's Bone (2010)

https://www.imdb.com/title/tt1399683/

Ree Dolly (Jennifer Lawrence) muss ihren untergetauchten und hoch verschuldeten Vater Jessup auftreiben, bevor das klapprige Familienhaus im amerikanischen Outback der Ozark Mountains verpfändet wird und Ree, ihre Schwestern (Isaiah Stone, Ashlee Thompson) sowie ihre psychisch kranke Mutter damit auf der Straße sitzen. Doch niemand will den Meth-Dealer gesehen haben. Die halbherzige Unterstützung ihres gewalttätigen Onkels Teardrop (John Hawkes) hilft der verzweifelten 17-Jährigen kaum weiter - abgesehen davon ist sie ganz auf sich allein gestellt. Schnell wird Ree klar, dass sie auf einem gefährlichen Geheimnis auf der Spur ist...

"Winter's Bone" ist ein ruhiges und langsam erzähltes Drama, welches das raue Leben in einer der ärmeren Gegenden der USA präsentiert. In diesem Fall ist es das Örtchen Ozarks in Missouri. Dort lebt die siebzehnjährige Ree Dolly, die im Alleingang für sich und ihre arme Familie sorgen muss. Jennifer Lawrence gelingt es hervorragend, die Hilflosigkeit, die Erschöpfung und die Trauer ihrer Rolle überaus authentisch darzustellen. Immer wieder kämpft Ree mit Stolz und Entschlossenheit dagegen an, doch die Verzweiflung und ihre innere Zerrissenheit bleibt den ganzen Film über präsent. Dieser Film brachte Jennifer Lawrence ihre erste Oscar-Nominierung als beste Hauptdarstellerin ein. Völlig zurecht. Doch leider können die wirklich sehr guten Darstellerleistungen (auch von Nebenfiguren, u.a. John Hawkes und Isaiah Stone) den starken Mangel an Handlung nicht überschatten. Die Geschichte bleibt trotz der Thematik ziemlich einseitig, sodass selten wirklich Spannung aufkommt und mit den Charakteren nur wenig passiert.


Es fällt dennoch schwer, sich der innerlichen Wut auf das menschengemachte Elend dieser kleinen gebeutelten Famile zu entziehen. Mit jeder Szene steigt der Hass auf dieses drogenverseuchte Hinterweltlerpack, um dann gleich wieder in Anbetracht der Ambivalenz des Lebens demontiert zu werden. Während man Teardrop nach dem ersten Besuch als gewalttätigen, Frauen schlagenden Drogenjunkie, kennenlernt, wandelt er sich später zum einzig loyalen Verbündeten. Die Frau, die Ree gerade noch das Gesicht zu Brei geschlagen hat, ist beim nächsten Aufeinandertreffen ihre Rettung.

Trotz dieses Aspekte und der Tragik in der Geschichte vermag es der Film dennoch nicht, eine wirkliche emotionale Bindung zum Zuschauer aufbauen, weshalb der Film einen, wie das Setting, meistens ziemlich kalt lässt. Es ist gut möglich, dass das die Absicht der Regisseurin war, alles sehr unterkühlt zu zeigen, doch dadurch entstand eine zu starke Distanziertheit zu den Charakteren. Nichtsdestotrotz hat der Film durchaus ein paar durchschlagende Momente zu bieten, die ein arg flaues Magengefühl hinterlassen. "Winter's Bone" ist durchaus kein angenehmer Film, aber er präsentiert ein inhaltlich und atmosphärisch authentisches Bild der düsteren Seite der USA. Dreckig, schonungslos, unsentimental, fast dokumentarisch geht es hier zu. Ein an und für sich guter Independent-Film, dem es an allerdings an einem guten Spannungsbogen und einer interessanten Story-Entwicklung mangelt, um wirklich mitreißen zu können.

7/10

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