https://www.imdb.com/title/tt1399683/
Ree Dolly (Jennifer Lawrence) muss ihren
untergetauchten und hoch verschuldeten Vater Jessup auftreiben, bevor
das klapprige Familienhaus im amerikanischen Outback der Ozark Mountains
verpfändet wird und Ree, ihre Schwestern (Isaiah Stone, Ashlee
Thompson) sowie ihre psychisch kranke Mutter damit auf der Straße
sitzen. Doch niemand will den Meth-Dealer gesehen haben. Die halbherzige
Unterstützung ihres gewalttätigen Onkels Teardrop (John Hawkes) hilft der verzweifelten 17-Jährigen kaum weiter - abgesehen
davon ist sie ganz auf sich allein gestellt. Schnell wird Ree klar,
dass sie auf einem gefährlichen Geheimnis auf der Spur ist...
"Winter's Bone" ist ein ruhiges und langsam erzähltes Drama, welches das
raue Leben in einer der ärmeren Gegenden der USA präsentiert. In diesem
Fall ist es das Örtchen Ozarks in Missouri. Dort lebt die siebzehnjährige Ree Dolly,
die im Alleingang für sich und ihre arme Familie sorgen muss. Jennifer
Lawrence gelingt es hervorragend, die Hilflosigkeit, die Erschöpfung und
die Trauer ihrer Rolle überaus authentisch darzustellen. Immer wieder
kämpft Ree mit Stolz und Entschlossenheit dagegen an, doch die
Verzweiflung und ihre innere Zerrissenheit bleibt den ganzen Film über
präsent. Dieser Film brachte Jennifer Lawrence ihre erste Oscar-Nominierung als beste Hauptdarstellerin ein. Völlig zurecht. Doch leider können die wirklich sehr guten Darstellerleistungen (auch von Nebenfiguren, u.a. John Hawkes und Isaiah Stone) den starken Mangel
an Handlung nicht überschatten. Die Geschichte bleibt trotz der Thematik ziemlich
einseitig, sodass selten wirklich Spannung aufkommt und mit den Charakteren nur wenig
passiert.
Es fällt dennoch schwer, sich der innerlichen Wut auf das menschengemachte Elend dieser kleinen gebeutelten Famile zu entziehen.
Mit jeder Szene steigt der Hass auf dieses drogenverseuchte
Hinterweltlerpack, um dann gleich wieder in Anbetracht der Ambivalenz
des Lebens demontiert zu werden. Während man Teardrop nach dem ersten
Besuch als gewalttätigen, Frauen schlagenden Drogenjunkie, kennenlernt,
wandelt er sich später zum einzig loyalen Verbündeten. Die Frau, die Ree
gerade noch das Gesicht zu Brei geschlagen hat, ist beim nächsten
Aufeinandertreffen ihre Rettung.
Trotz dieses Aspekte und der Tragik in der Geschichte vermag es der Film dennoch nicht, eine
wirkliche emotionale Bindung zum Zuschauer aufbauen, weshalb der Film
einen, wie das Setting, meistens ziemlich kalt lässt. Es ist gut möglich, dass das die
Absicht der Regisseurin war, alles sehr unterkühlt zu zeigen, doch
dadurch entstand eine zu starke Distanziertheit zu den
Charakteren. Nichtsdestotrotz hat der Film durchaus ein paar
durchschlagende Momente zu bieten, die ein arg flaues Magengefühl hinterlassen.
"Winter's Bone" ist durchaus kein angenehmer Film, aber er präsentiert ein
inhaltlich und atmosphärisch authentisches Bild der düsteren Seite der
USA. Dreckig, schonungslos, unsentimental, fast dokumentarisch geht es hier zu. Ein an und für sich guter Independent-Film, dem es an allerdings an einem guten
Spannungsbogen und einer interessanten Story-Entwicklung mangelt, um
wirklich mitreißen zu können.
7/10
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