Sonntag, 12. Juli 2020

[KINO FFFnights] Follow Me (2020)

https://www.imdb.com/title/tt8160834/

Cole (Keegan Allen), ein Hipster-Twen, dessen VLOG "Escape From Life" mit extremen und grenzüberschreitenden Aktionen wirbt, testet das riskante und einmalige Angebot eines stinkreichen Fans aus. Der lädt Cole (und damit seine gesamte Social Media-Anhängerschaft) nach Moskau ein, wo eine besonders Attraktion auf den vergnügungssüchtigen Weltenbummler warten soll. Um was es sich handelt, soll erst vor Ort verraten werden. Die Moskauer High Society entpuppt sich für die Clique dann aber wie erhofft: Luxus, Wodka, schöne Frauen. Schließlich lüftet ihr Gastgeber Alexei (Ronen Rubinstein) das Geheimnis: In einen Escape Room soll die Reise gehen - aber keinen herkömmlichen. Eine bahnbrechende, lebensverändernde Erfahrung wird ihnen versprochen. Ein Escape Room in einem streng geheimen Bunker, irgendwo in Russland? Was kann da schon schiefgehen, denkt sich Cole - wie sich zeigt, offenbar eine ganze Menge! Denn in diesem Escape Room wartet eine blutige Überraschung nach der anderen auf die angereisten YouTuber...

"Kennste einen, kennste alle" - so könnte man vor der Sichtung von "Follow Me" denken. Die Macher von "Escape Room" (nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen 2019er "Escape Room"!) dachten wohl, sie könnten ihrem Erstlingswerk noch etwas mehr Drive verpassen, indem sie Elemente aus eben jenem Escape Room mit Fallen aus "SAW" und Gegnern aus "Hostel" aufpeppen. Es ist dabei geradezu empörend, wie sehr hier Elemente aus den vorgenannten Filmen regelrecht kopiert werden (in einer Szenen wird sogar die Ideengrundlage aus "Stirb langsam 3" zitiert), und "Follow Me" wäre allein schon damit ein recht unterdurchschnittlicher Film geworden - wenn das Finale nicht wäre. Der Film beginnt mit einem Video-Log, welches dem Zuschauer kurz die Protagonisten des Films vorstellt: den Vlogger himself, seine Freundin, deren Liebe zwar recht frisch doch intensiv zu sein scheint, seine Vlogger-Crew und - Überraschung! - auch noch sein bester Freund. Es dauert auch nicht lange, bis sich herauskristallisiert, welcher Bauart welche Person ist und schon kann es, nach einem etwas nervenaufreibendem Besuch in einem russischen Nachtclub in den besagten Escape Room gehen. Dass Cole den Schlüssel zu seinem Raum aus einer (offenbar echten) Leiche herausholen muss, scheint ihn auch nicht sonderlich zu verwundern - schließlich ist das ja hier ein grenzüberschreitende Erfahrung und so leicht bekommen sie ihn nicht dran. Es wird erst seltsam, als seine Freundin in einem Wassertank beinahe ertrinkt und als denn noch Männer mit Masken auftauchen, die verdächtig an den bekannten Film "Hostel" erinnern, dämmert ihm, dass hier etwas gar nicht so rund läuft wie erwartet.

Der Regisseur Will Wernick ist schon ein ausgebuffter Hund. Er spielt mit dem Zuschauer, so wie die Besitzer des Escape Rooms mit ihren Insassen. Das blöde dabei ist: er läuft damit Gefahr, die Hälfte seiner Zuschauer aufgrund etablierter Szenarien im Laufe des Films zu verlieren. Denn: ist man nicht Willens oder hat gar das Sitzfleisch, um den Film zu Ende zu schauen, entgeht einem die Pointe. Und die wertet den bis dahin vor sich hinplätschernden "Alles schon mal gesehen"-Film um ein vielfaches auf. Der Grund ist einfach: tatsächlich hat man alles auf dem Weg zum Ziel so schon einmal gesehen, manches sogar mehrfach. Da fehlt es schlicht an Innovation. Zudem sind die Charaktere völlig austauschbar und so richtig personifizieren kann man sich mit keinem davon, geschweige denn mitfiebern. Sprich: die Personen sind einem völlig egal und irgendwann wartet man nur noch darauf zu sehen, wie denn nun jeder einzelne von ihnen dezimiert wird. Völlig überraschend ist hier nichts, seien es die Versuche zu entkommen oder das Beobachten von Folterszenen, oder dem Verstecken vor den maskierten Männern. Dass sich Cole in manchen Situationen auch nur reichlich dämlich verhält, kommt nicht wirklich überraschend dazu. Erst (und eigentlich allein) das Finale hat es in sich und serviert dem Zuschauer einen so herrlichen Twist, auf den zwar früh im Film hingewiesen wird, aber den man bis dahin schon wieder völlig vergessen hat, weil man sich auf Mord- und Totschlag konzentrierte. Mit einem Paukenschlag hebt sich der Film schlagartig über das Mittelmaß und lässt den Zuschauer doch noch befriedigt zurück.

"Follow Me" ist damit nicht schlecht geworden. Er ist aber auch nicht wirklich gut. Die Problematik, die Zuschauer ohne Sitzfleisch zu verlieren ist ein Pokerspiel mit einem ganz schwachen Blatt. Es sei daher jedem geraten, den nötigen Willen mitzubringen, diesen Film auch bis zum Ende sehen zu wollen. Alle anderen, so steht es zu befürchten, schalten vorher ab.

5,5/10

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