Montag, 31. Oktober 2016

The Next Karate Kid - Karate Kid IV: Die nächste Generation (1994)

http://www.imdb.com/title/tt0110657/

Mister Miyagi ((Pat Morita), der japanische Karatemeister, soll Julie Pierce (Hilary Swank) helfen, von ihrem jugendlichen Zorn loszukommen. Die junge Rebellin ist die Tochter einer befreundeten Familie und ist gerade an eine neue Schule gekommen. Dort wird sie von ihren Mitschülern traktiert, weswegen sie sich von Miyagi einige Tricks aneignet und zu seiner Meisterschülerin wird. Aber Julie muss nicht nur lernen, wie sie sich richtig und effektiv verteidigen kann. Viel wichtiger ist, dass ihr beigebracht wird, wie sie ihre Aggressionen in positive Energie umleiten kann, um so nicht von Wut zerfressen zu werden. Mister Miyagi muss einen Draht zu dem aufmüpfigen Mädchen finden, um ihr klar zu machen, dass sich Probleme nicht mit Wut und Gewalt lösen lassen, sondern die richtige mentale Einstellung erfordern.

Nachdem im dritten Teil die Bonsais die Kobras entgültig schlagen konnten wollte man mit dem vierten Teil anscheinend eine neue Richtung einschlagen. Ein neues Gesicht sollte her, das die Reihe repräsentiert. Diesmal sollte es allerdings ein Mädchen sein. Dabei blieb man der eigentlichen Linie aber weitestgehend treu. "The Next Karate Kid" ist neben dem grottenschlechten zweiten Teil der schwächste Film der Reihe und darf unter der Rubrik "überflüssig" verbucht warden. Es fehlt an Tempo, Witz und an einer guten Story. So dümpeln die 105 Minuten zäh dahin, und man sehnt sich schon bald nach Daniel LaRusso. Doch der hat den Absprung aus der Reihe rechtzeitig geschafft. Trotz neuer Besetzung der Hauptfigur ist nämlich so ziemlich alles beim alten geblieben. Hilary Swank bekam im vierten Streich des "Karate Kid"-Franchises nach ein paar Serienauftritten gleich mal die Hauptrolle, schlägt sich aber wacker. Pat Morita gibt nach wie vor den weisen Meister mit Fernost-Philosophie zum Besten. Die Schurken sind mit Michael Ironside und Walter Goggins nicht schlecht, aber allesamt auch vom Klischee-Reißbrett. Den finalen Kampf gewinnt Julie dann ebenfalls mit einem entscheidenden Move-Manöver, während Miyagi selbst die härtesten Schläger mit seinen Schneckentempo-Schlägen und -Kicks abwehren kann. Die Musik von Bill Conti ist bekannt und immer noch gut. Insgesamt schneidet der Film aber dennoch besser ab als der eher lahme dritte Teil, der lediglich über ein gutes Endkampf-Finish verfügt.

5/10

Hellbound: Hellraiser II - Hellbound: Hellraiser 2 (Unrated) (1988)

http://www.imdb.com/title/tt0095294/

Der zweite Teil der "Hellraiser"-Reihe schließt nahtlos an den Vorgänger an: Nach den grausamen Vorfällen im Haus ihrer Eltern erwacht Kirsty (Ashley Laurence) in der psychiatrischen Klinik von Dr. Philip Channard (Kenneth Cranham). Dieser ist den Geheimnissen des mysteriösen Würfels und der Zenobiten schon seit einiger Zeit auf der Spur, weswegen er großes Interesse an ihrem Fall zeigt. Mit einem grausamen Wiedererweckungsritual holt der Gehirnchirurg Kirstys Stiefmutter Julia (Clare Higgins) zurück ins Leben, die ihm helfen soll, in Bereiche der Hölle vorzudringen, die ihm bisher verschlossen waren. Währenddessen versucht Kirsty mithilfe der Rätsellöserin Tiffany (Imogen Boorman) ihren getöteten Vater aus der Hölle zu befreien...

Im Gegensatz zu dem etwas kammerspielartigen "Hellraiser" kommt die Fortsetzung "Hellbound: Helraiser II" viel verspielter, fantasievoller und vor allem (was man kaum glauben mag) brutaler um die Ecke. Es ist deutlich zu merken, dass versucht wurde so viele Ideen wie möglich in den Film zu packen, was die Handlung ein wenig wirr und vor allem weniger stringent als im ersten Teil erscheinen lässt. Es gibt auch viel mehr Charaktere, und die Zenobiten haben mehr Screen-Time als beim Vorgänger. Auch kommt eine große Portion Fantasy dazu und die Gore-Effekte sind teilweise sehr krass - sogar für heutige Maßstäbe.

Und diese Special Effects, die sich auf Menschen bzw. Zenobiten beziehen sind wirklich herausragend, vor allem wenn man die Zeit bedenkt, zu der dieser Streifen gemacht wurde. Ein wenig Staub angesetzt haben allerdings die frühen Effekte, in denen man versuchte, endlos lange Tunnel zu zeigen, Lichter tanzen zu lassen, gigantische Labyrinthe zeigte oder sich 'Leviathan' am Horizont manifestiert. An diesen Effekten ist die Zeit leider nicht stehen geblieben, allerdings schmälert es den Horror von "Hellbound: Hellraiser II" keineswegs. Der Film ist ein ganzes Stück flotter erzählt als "Hellraiser" und es passiert dermaßen viel das es nie langweilig wird. Die Schauspieler machen allesamt einen guten Job. Claire Higgins ist mal wieder großartig als böse Stiefmutter, Kenneth Granham als Arzt ohne Grenzen ist aber mindestens genau so gut. Der "Shakespeare"-Schauspieler kam übrigens zu dem Film weil sein Enkel ein so großer Fan des Originals ist und seinem Großvater sagte, er möge bei der Fortsetzung mitwirken. Die sechzehnjährige Imogen Boorman als Tiffany ist eine großartige Wahl in der Besetzung gewesen. Mit ihrem etwas stoisch wirkenden Blick und sie ist wirklich bezaubernd und verstörend zugleich. Auch Sean Cunningham ist als Frank wieder mit an Bord und Doug Bradley als Pinhead darf wieder grandiose Einzeiler zum besten geben.

Selbst die anderen Zenobiten bekommen etwas mehr Aufmerksamkeit geschenkt. So erfährt man zum Beispiel was eigentlich ihr Schicksal ist/war. In diesem Moment ist der Film - man mag es kaum glauben - sogar kurz mal etwas rührend, bevor es dann ans finale Eingemachte geht. Clive Barker war im zweiten Teil "nur" Produzent des Streifens, was dem Film sicherlich gut getan hat. Regisseur war dieses Mal Tony Randel. Das der Film nicht immer den perfekten Look hat könnte an den Budget-Kürzungen liegen. Claire Higgins hatte nach dem zweiten Teil keine Lust mehr auf weitere "Hellraiser"-Filme und weil Pinhead so gut ankam, wurde er in den Fortsetzungen zur zentralen Figur. Das war dann sicher auch eine gute Idee, aber nach dem zweiten Teil hatten sich Innovation und Phantasie zum großen Teil bereits erschöpft. Ungeschnitten ist aber "Hellbound: Hellraiser II" ein sehenswertes, ekelhaft-blutiges und teilweise herrlich überbordendes Splatter-Märchen, welches dem Vorgänger in punkto Horror in kaum etwas nachsteht.

7,5/10

Von TURBINE MEDIEN erschien der Film Remastered, Uncut und Unrated in HD im Rahmen der "CLIVE BARKERS HELLRAISER TRILOGY" im Mediabook mit dem klassischen VHS-Cover. Die Edition ist auf 2.000 Stück limitiert und umfasst weiterhin das 160-seitige Buch "Beyond Hellraiser" und die Dokumentation "Leviathan: Die Geschichte von Hellraiser".

Sonntag, 30. Oktober 2016

Hellraiser - Hellraiser: Das Tor zur Hölle (Unrated) (1987)

http://www.imdb.com/title/tt0093177/

In einem Laden im Orient stößt Frank (Sean Chapman) auf ein uraltes Ornament, das angeblich Zauberkräfte besitzt und ihm völlige sinnliche Erfahrung verspricht. Zu Hause angekommen schafft er es mit dem Würfel ein Tor in die Welt der Zenobiten zu öffnen, welche ihn zu sich, in eine andere Dimension ziehen. In das leere Haus zieht wenig später sein Bruder Larry (Andrew Robinson) mit seiner Frau Julia (Clare Higgins) ein. Durch einen Tropfen Blut schafft es Frank sich langsam wieder zu materialisieren, doch er braucht mehr Blut um wieder ein Mensch zu werden. Dazu kontaktiert er Julia, mit der er hinter Larrys Rücken ein Verhältnis hatte. Mit ihrer Hilfe werden nun Männer auf den Dachboden gelockt, dann getötet und das Blut wird für Frank zum Lebenselixier. Doch dann geschieht ein Missgeschick und der Würfel gerät in die falschen Hände, woraufhin sich das Tor in die fremde Dimension wieder öffnet und die Zenobiten wieder Zugang zur Erde haben...

"Hellraiser", ein Meilenstein des Horrorgenres mit zur damaligen Zeit sensationellen Splattereffekten. Die Story basiert auf Clive Barkers Roman "Das Tor zur Hölle" ("The Hellbound Heart"). Wer Barker kennt, weiß das hier ein literarischer Meister und Doktor der Philosophie am Werk ist, der wunderbar mit Worten umgehen kann und Idole wie Edgar Allan Poe und vor allem H.P. Lovecraft mit der Neuzeit und auch mit Brachial-Horror verbindet. Natürlich war es nur eine Frage der Zeit, bis die Idee aufkam, Barkers stark visuell erzählte Geschichten auf die Leinwand zu bringen und mit "Hellraiser" tat der Meister das dann sogar persönlich.

Herausgekommen ist ein 80er-Jahre Horrorfilm, der zwar einige Längen beim Betrachten aufweist, aber mit den besten Spezieleffekten, den fürchterlichsten Kreaturen und einigen bis heute sehr krassen Splatter-Effekten aufwartet. Ähnlich schön abartig sind Maske und Make-up der Zenobiten geraten. Phantasievoll wie überzeugend wurde Wunde auf Wunde geschlagen, hier was zugenäht, da was eingehakt und über all dem thront natürlich der ehrfurchtgebietende Pinhead. Zudem ist die Musik von Christopher Young atmosphärisch und sehr gut geraten, was besonders auf die fast schon ikonisch gewordene Titelmelodie zutrifft. Noch populärer ist natürlich der Zenobit Pinhead (Doug Bradley), den auch viele Leute kennen, obwohl sie noch keinen "Hellraiser"-Film sahen.

Und apropos Doug Bradley: er ist als Pinhead großartig und avanciert schon hier zu einer Horrorikone wie Robert Englund oder Kane Hodder. Man sollte "Hellraiser" jedoch nicht nur auf Pinhead reduzieren, die anderen Rollen wie Frank, Larry oder Julia sind ebenso beachtenswert und vermitteln eine spannende Geschichte um Begierde, Hass und Verrat. Gerade Claire Higgins punktet als böse Stiefmutter mit Dostojewski'scher Schuld & Sühne, Verrat & Tiefgang, Andrew Robinson als Frank Cotton spielt herrlich einnehmend und Sean Chapman ist genau so unheimlich wie er sexy und abgebrüht herüberkommt. Lediglich Ashley Laurence als eigentliche Hauptfigur Kirsty ist in dieser Riege an Darstellern sympathisch, aber leider etwas farblos. Das ist vergessen ab dem Moment, wo sich die Welten leicht verschieben, die Farben der Bilder sich ändern und die Pforten zur Hölle geöffnet werden, bis man Pinhead sagen hört: "We have so much sights to show you!"

Clive Barkers wirkungsvolles Regie-Debüt verschafft damit dem Zuschauer auch heute noch spielend leicht ein mulmiges Gefühl und kann sich mit seinen Effekten noch heute sehen lassen, sowie sicher einigen damit den Magen umdrehen. "Hellraiser" genießt völlig zu Recht seinen Kultstatus; er gehört wohl zweifellos zu den besten Horrorfilmen der 80er Jahre.

8/10

Von TURBINE MEDIEN erschien der Film Remastered, Uncut und Unrated in HD im Rahmen der "CLIVE BARKERS HELLRAISER TRILOGY" im Mediabook mit dem klassischen VHS-Cover. Die Edition ist auf 2.000 Stück limitiert und umfasst weiterhin das 160-seitige Buch "Beyond Hellraiser" und die Dokumentation "Leviathan: Die Geschichte von Hellraiser".

Samstag, 29. Oktober 2016

Blood Father (2016)

http://www.imdb.com/title/tt3647498/

John Link (Mel Gibson) will nach einer langen Karriere als Krimineller ein neues Leben beginnen und alle Straftaten hinter sich lassen. Er zieht in einen Wohnwagen und verdient sich sein Geld als Tätowierer. Seine Familie hat er seit Jahren nicht mehr gesehen - seine Jobs waren nie besonders kinderfreundlich. Eines Tages steht seine Tochter vor der Tür. Lydia (Erin Moriarty) ist 16 und steckt ziemlich in der Patsche. Ihr Freund Jonah (Diego Luna) ist Drogendealer und hat Lydia mit in den Sumpf der Kartelle gezogen. Jetzt haben beide Ärger und befinden sich auf der Flucht. Als Lydia nicht mehr weiter weiß, wendet sie sich an ihren Vater und bittet um Hilfe. Link will seine Tochter, obwohl er sie kaum kennt, beschützen und legt sich für sie erneut mit der Welt des Verbrechens an. Ob Lydia und ihr Vater lebend davon kommen?

Sehr ruhig ist es in den letzten 10 Jahren um Mel Gibson geworden und seine Filmauftritte in diesem Zeitraum lassen sich problemlos an einer Hand abzählen. Seine Entgleisungen in der Öffentlichkeit, seien es volltrunkene Ausfälle, antisemitische Äußerungen oder Prügeleien, haften ihm immer noch an, große Studios machen seitdem einen großen Bogen um ihn und jeder Versuch eines Comebacks scheint bereits im Voraus zum Scheitern verurteilt zu sein.

Regisseur Jean-François Richet hat mit Gibson als Hauptdarsteller trotzdem einen Treffer gelandet, denn in so starker Verfassung wie in "Blood Father" hat man den sichtlich gealterten Schauspieler schon lange nicht mehr gesehen. Eigentlich könnte man den Film, wenn man nach seiner Story geht, als weiteren Ableger der "Taken"-Reihe abschreiben, in dem ein schlagkräftiger Vater die eigene Tochter vor üblen Gangstern beschützen muss und dabei einen Gegenspieler nach dem anderen auf mürrische Art aus dem Weg räumt.

"Blood Father" hält sich mit Action-Szenen aber vergleichs- und überraschenderweise zurück und beschränkt die aber trotzdem durchaus blutig geratenen Gefechte auf ein Mindestmaß. Richet konzentriert sich viel lieber auf das Verhältnis zwischen Vater und Tochter, die einiges aufarbeiten müssen. Seit Jahren gilt John Links Tochter Lydia als vermisst, was sich der Ex-Häftling in gewisser Weise selbst zuschreibt. Zu oft ist der Alkoholiker rückfällig geworden, erneut auf die schiefe Bahn geraten und wieder im Knast gelandet, während die Tochter regelmäßig einem neuen Stiefvater ausgesetzt war, da die Mutter ihre Partner am laufenden Band wechselte. Nun hat Lydia nach einem Zwischenfall aber Probleme mit dem mexikanischen Kartell und ist auf die Hilfe ihres Vaters dringend angewiesen.

Natürlich macht es auf eine nostalgische Art irgendwo Spaß, wenn man Gibson dabei zusieht, wie er die Hand eines Angreifers per Messer und einem gestresst gebrüllten "Motherfucker" ans Fensterbrett nagelt, doch die wahre Stärke dieses Films liegt in den Momenten der Ruhepausen. Wenn Vater und Tochter versuchen, wieder Verständnis füreinander aufzubringen, sich langsam öffnen und beginnen, von jeweiligen Selbstmordversuchen zu erzählen, um gemeinsam neue Hoffnung zu schöpfen, ist "Blood Father" auf einmal viel mehr Drama als der unkomplizierte B-Movie-Actioner, den sich so manch einer im Vorfeld erwartet hatte.

Am Ende ist dann "Blood Father" vor allem so gelungen, da es kein verzweifelter Versuch Gibsons ist, nach lange ersehnter Aufmerksamkeit zu schreien, ein erneutes Comeback zu wagen und allen zu beweisen, wie sehr ihn die Filmwelt noch braucht. Es ist einfach ein Film, in dem er mitspielt, weil er es kann und es war lange nicht mehr so erfüllend, ihm dabei zuzusehen.

7/10

Von NAMELESS Media kommt der Film in HD im auf 333 Stück limitierten Mediabook:

Freitag, 28. Oktober 2016

Stephen King's It - Stephen King's Es (1990)

http://www.imdb.com/title/tt0099864/

In Derry, Maine, geht es nicht mit rechten Dingen zu. Das mag an dem Indianerfriedhof liegen, auf dem der kleine Ort teilweise gebaut ist, vielleicht hängt es auch einfach mit der Paranoia der Einwohner zusammen. Aber alle Gerüchte verwandeln sich schlagartig in grausame Gewissheit, als der junge Georgie Denbrough tot aufgefunden wird. Ein Arm wurde ihm abgerissen. Nicht nur zerstört die Tragödie das Leben der Familie Denbrough und traumatisiert Georgies Bruder Bill (Jonathan Brandis), es löst auch eine Furcht aus, die sich über ganz Derry ausbreitet. Immer mehr Kinder verschwinden, grausam verstümmelte Körper sind das Einzige, was den Hinterbliebenen bleibt. Mitten in dieser Zeit des Grauens bildet sich eine ungewöhnliche Clique aus sieben Kindern: Bill, der asthmatische Eddie (Adam Faraizl), Großmaul Richie (Seth Green), der dicke Ben (Brandon Crane), die hübsche Beverly (Emily Perkins), der zynische Stan (Ben Heller) und Mike (Marlon Taylor), der wegen seiner dunklen Haut oft diskriminiert wird. Sie alle haben etwas gemeinsam: Unabhängig voneinander haben sie verstörende Dinge erlebt oder wurden von grausigen Kreaturen verfolgt. Trotz ihrer schockierenden Erlebnisse scheinen ihre Eltern die Grauen nicht wahrzunehmen. Und ihre Geschichten haben einen gemeinsamen Nenner: einen diabolischen Clown mit orangeroten Haaren und Luftballons, der sich als Pennywise (Tim Curry) vorstellt. Aus Angst gibt der "Club der Verlierer" dem Monster einen neuen Namen und taufen die übernatürliche Bedrohung "Es". Nicht nur schweißt die gemeinsame Angst vor "Es" und die Entschlossenheit, dem Horror ein Ende zu setzen, die sieben Freunde zusammen, sie müssen sich gleichzeitig noch gegen den etwas älteren Henry Bowers (Jarred Blancard) und seine Schläger wehren.

"Es" ist einer der Romane von Stephen King, der wohl zu seinen besten Werken gehört. Aber nicht nur aufgrund des Horrors, der einen während des Lesens völlig unvermeidlich in Angstzustände versetzt, sondern auch die herzerwärmende Geschichte um den "Club der sieben glücklichen Verlierer". Dieses Epos an eine bedingungslose, kompromisslose Freundschaft, die wohl nur wenige kennenlernen dürfen. 7 Freunde, 7 Außenseiter, 7 Kinder, die sich allem entgegenstellen, das den Ort ihrer Kindheit, zu zerstören droht. Sie stellen sich den eigenen Ängsten, stellen sich der Interesselosigkeit, der Apathie und Hoffnungslosigkeit ihrer Umgebung entgegen, um nicht von dem Grauen aus der Tiefe, irgendwann einer nach dem anderen aufgefressen zu werden. Das Böse in Derry, der grausame Clown, die äonenalte Spinne im Netz. Das sind all die Dinge, die ein Ort wie Derry, der sinnbildlich für alle menschlichen Ansiedlungen steht, tief in seinem Inneren, im Untergrund verbirgt. Und immer mal wieder, alle 30 Jahre, einmal in jeder Generation, bricht der Damm, läuft das Fass aus Neid, Gier und Hass über und es kommt zu einer Serie an Untaten.

Eins vorweg noch: "Es" zu verfilmen, ist verdammt schwierig. Der Film ist mit 187 Minuten immer noch viel zu kurz, um dem über 1500 Seiten starken Werk gerecht zu werden. Trotzdem ist Tommy Lee Wallace ein anständiger Film gelungen, der besonders viel Wert auf die hervorragende Charakterzeichnung des Buches legt. Und bei allem, was weggelassen wurde (werden musste), hat der Film aber eines geschafft: die Stimmung des Buches zu übertragen. All die Atmosphäre, das Unbehagen, Zeitgefühl der Geschichte, aber auch der Subtext des Buches finden sich im Film wieder. Man muss betonen, dass bei dem, was die Geschichte eigentlich hergibt, diese Tatsache ein Trost ist, aber letztlich bleibt der Film nur eine deutlich entschärfte Kurzzusammenfassung, das Buch in allen Belangen die Superlative zum Film. Die grobe Handlung des Buches wurde übernommen; dementsprechend dreht sich der Film um die sieben Charaktere, die sich mit dem Schrecken des Kinder fressenden Monsters Es konfrontiert sehen, dem sie sich zwar stellen, aber nicht überwinden können, sodass er sie Jahre später einholt, um sie, inzwischen erwachsen, erneut herauszufordern. Der Film springt dankenswerterweise zwischen den beiden Zeitebenen - Kindheit und Gegenwart - hin und her, denn auf diese Weise zeigt der Film zum Einen wunderbar, wie prägend die Kindheit eines jeden Menschen ist und zum Anderen, und das ist die Hauptaussage der Geschichte, wie wichtig es ist, sich den Problemen, die das Leben bereithält, zu stellen und zu bewältigen.

Jeder der sieben Hauptcharaktere sieht sich konfrontiert mit Schicksalen des Lebens. Neben vielen körperlichen Makeln, die für sich bereits die Kindheit schwierig machen können (z.B. Dickleibigkeit, Stottern, Asthma) und der Tyrannei von Obrigkeiten, die anhand der Figur des Schul-Rowdys Henry Bowers dargestellt wird, stehen noch größere Schrecken im Mittelpunkt der Geschichte. Da ist der Verlust eines Familienmitglieds und die Angst vor dem Zusammenbrechen der Familie (Bill). Der Tod des Bruders brennt ein so tiefes Loch in das Sicherungsnetz des Lebens, das die Familie darstellt, dass es droht, zu reißen: Bill muss befürchten, auch zu sterben, indem er seinen Platz in der Familie verliert. Denn der Verlustschmerz schwächt seine Eltern letztlich so sehr, dass ihnen die Kraft fehlt, für ihn überhaupt noch Mutter und Vater zu sein. In Bens Geschichte manifestiert sich das Schicksal der körperlichen Unzulänglichkeit und vor allem, ohne Vaterfigur zu sein, an der man sich orienterien und an der man selbst wachsen kann. Beverlys Schicksal, Armut und (deutlich gravierender) autoritäre und gewaltsame Erziehung, und Eddies, Überfürsorglichkeit, stellen krasse Gegensätze dar, doch ist auch den beiden gemeinsam, dass sie die Kindheit auf eine harte Probe stellen.

In "Es" manifestieren sich diese Identitätsängste; "Es" ist die Metapher für diese Schrecken der Kindheit. Die Kinder können Es nicht gänzlich besiegen und so holt die Vergangenheit sie wieder ein oder anders: man kann seinem Schicksal nicht entkommen. Das sieht man wunderbar an Beverly, die mit einem Mann zusammen ist, der vom Habitus ganz ihr Vater ist. Und auch Ben ist seinen Problemen nicht entkommen, denn selbst großer Erfolg vermag seine Selbstzweifel nicht zu zerstreuen und so bleibt stets die Gefahr, an ihnen zu scheitern (Was gewissermaßen mit der Tatsache, dass Ben einsam ist und in oberflächlichen Affären und Alkohol Zuflucht sucht, schon geschehen ist). Überhaupt sind - bis auf Mike - alle sehr erfolgreich, doch ändert das nichts daran, nicht wirklich im Leben angekommen zu sein. Das zeigt sich insbesondere in einer Szene in der Gegenwart, als ihnen allen gemeinsam bewusst wird, dass sie zwar berufliche Siegertypen sind, privat allerdings mehr oder weniger gescheitert sind. Entweder haben sie gar keine Familie und sind entsprechend unzufrieden (siehe Ben, aber auch Eddie: zwar hat der eine Familie, die aber ist noch immer seine beherrschende Mutter) oder aber es mag mit Nachwuchs nicht klappen. Das hört sich zunächst nicht wirklich gescheitert an, aber Stans Werdegang belehrt uns eines Besseren: Er will sich ein durch und durch bürgerliches Leben aufbauen, doch sind ihm die dazu gehörenden Kinder nicht vergönnt. Es ist egal, welchen Lebensweg sich die Figuren aussuchen, sie kommen nicht wirklich ans Ziel. Dieses Dilemma wird ihnen nach und nach bewusst, als sie sich aufgrund einer Nachricht von Es (Es hinterlässt an einem seiner Tatorte ein Foto von Bills Bruder) wieder zusammenfinden. Ihre nicht bewältigte Vergangenheit bremst sie aus. Sie finden heraus, dass es nur einen Weg gibt, aus diesem Loch herauszukommen, nämlich sich den Schrecken der Vergangenheit und damit sich selbst zu stellen. Um diesen Subtext transportieren zu können und nicht zu ersticken, bedurfte es einer Erzählweise, die trotz des Fantastischen, das Es verkörpert, ruhig bleibt. Und das ist dem Film gelungen. Seine besten Momente hat er, wenn der Film seine Figuren über Es (und also metaphorisch gesehen über sich selbst) reflektieren lässt. Denn dann ist der Film "ganz Buch".

Aber auch an der Oberfläche der Geschichte hat man mit dem Film einen Gewinn. Zwar beugt man sich gerade zum Ende hin allzu sehr filmischer Konventionen und gibt dem Film damit ein Stück Beliebigkeit, aber letztlich hat man auch astreinen Horror mit Blut, Schrecken und Angst (für die Angst sorgt Tim Curry mit der wunderbar schauderhaften Darstellung des "Es" in Form des Clowns Pennywise). Der Film nutzt zudem die beste Form der Angsterzeugung: Unbehagen durch den Bruch mit der Norm. Die Klimax ist natürlich Pennywise. Der Clown - im Grunde der Inbegriff der Freude - als tötendes Monster, das mit leuchtenden Augen und Rasiermessern als Zähnen aus dem Gully heraus nach einem greift.

8/10

Bei zavvi.com erschien der Film auch im Steelbook. Soweit, so noch nicht ungewöhnlich, denn auch in Deutschland ist ein Steelbook mit demselben Motiv, exklusiv im MediaMarkt erschienen. Was aber das zavvi-Steel auszeichnet, ist der Innendruck. Den hat das MediaMarkt-Steelbook aus unerfindlichen Gründen nämlich nicht.

Donnerstag, 27. Oktober 2016

[KINO] Doctor Strange - Dr. Strange (2016)

http://www.imdb.com/title/tt1211837/

Doctor Stephen Strange (Benedict Cumberbatch) ist ein arroganter, aber auch unglaublich talentierter Neurochirurg. Nach einem schweren Autounfall kann er seiner Tätigkeit trotz mehrerer Operationen und Therapien nicht mehr nachgehen. In seiner Verzweifelung wendet er sich schließlich von der Schulmedizin ab und reist nach Tibet, wo er bei der Einsiedlerin The Ancient One (Tilda Swinton) und ihrer Glaubensgemeinschaft lernt, sein verletztes Ego hinten anzustellen und in die Geheimnisse einer verborgenen mystischen Welt voller alternativer Dimensionen eingeführt wird. So entwickelt sich Doctor Strange nach und nach zu einem der mächtigsten Magier der Welt. Doch schon bald muss er seine neugewonnenen mystischen Kräfte nutzen, um die Welt vor einer Bedrohung aus einer anderen Dimension zu beschützen...

Das alles klingt wie eine Story, die so schon tausenmal verfilmt wurde und wenn man es auf ein Minimum herunterbricht, dann ist sie es wohl auch. Vieles in "Doctor Strange" echot sogar aus ganz anderen Filmen wieder, sei es eine Erinnerung an "Inception" oder gar ein klein wenig "Matrix" und vielleicht sogar andere Superheldenverfilmungen. Und doch ist vieles in "Doctor Strange" auch neu und so erstaunlich mitreißend, dass die Laufzeit von rund 115 Minuten wie im Flug vergeht. Der neueste und mittlerweile vierzehnte Film aus dem Marvel Cinematic Universe ("MCU") ist darüber hinaus noch ein kleiner Widerspruch in sich. "Doctor Strange" wirkt einerseits sehr vertraut und als allesfressender Fan des mittlerweile uneinholbar übermächtigen MCU findet man sich umgehend zurecht, andererseits wirkt er auch so völlig anders, als all das was man zuvor gesehen hat. Und das ist gut, sehr gut sogar. Ein neuer, etwas frischerer Wind weht mit "Doctor Strange" durch das Marvel Cinematic Universe, obwohl die grundlegende Prämisse, die Origin-Story eines weiteren Superhelden, beibehalten wird. Er ist einfach etwas reicher an Wagnissen, etwas psychedelischer (gerade wenn sich Welten verformen, oder ein anderes Multiversum aufgesucht wird) und damit auch etwas abgefahrener.

Um eines gleich vorweg zu nehmen: Benedict Cumberbatch war eine ausgezeichnete Wahl für den titelgebenden Charakter des "Doctor Strange". Er spielt ihn so wie man ihn aus den Comics kennt, ihn sich eben vorgestellt hat: ein brillanter, arroganter und stets wissbegieriger Chirurg mit genau dem richtigen Aussehen und Auftreten. Mit dem heftigen Autounfall, der wohl für immer zu den intensivsten Erfahrungen im Kino gehören wird, und den darauf folgenden Anstrengungen, sein Leben wieder herzustellen, erfährt man als Zuschauer auch Stranges charakterliche Veränderung und obwohl man ihn aufgrund seiner Art anfänglich vielleicht skeptisch gegenüber stand, wird man bald von seinem coolen Wesen eingenommen, fühlt mit ihm und ist letztendlich ganz bei ihm. All dies gehört zu Cumberbatchs hervorragendem Spiel, welches erneut zeigt wie wandlungsfähig dieser Mann ist. Aber nicht nur er sticht aus der Riege der Darsteller heraus. Auch die nicht minder wandlungsfähige Tilda Swinton als "Die Älteste"/"Ancient One" hinterlässt einen überragenden Eindruck und die Nebenrollen wie Zauberer Mordo (Chiwetel Ejiofor mit gewohnt starker, beinahe schon edler Präsenz) und Wong (Benedict Wong, der eine amüsante Dynamik mit Cumberbatch aufzeigt und die sich hoffentlich auch in kommenden Filmen weiterentwickeln wird) sind ebenso hervorragend besetzt. Lediglich Rachel McAdams als Stranges Freundin Christine bleibt in der Reihe der Nebendarstellerinnen etwas blass, denn letztendlich bekommt sie aber nicht mehr zu tun, als dass sie einige amüsante Reaktionen auf Dinge, die um sie herum passieren, zum besten gibt. Damit fühlt sich ihr Charakter etwas unterfordert an.


Nach so vielen Comic-Verfilmungen ist es mittlerweile vielleicht unvermeidlich, dass "Doctor Strange" auch Verweise auf die vorangegangenen Filme des MCUs inne hat - immerhin haben andere Film auch Verweise auf "Doctor Strange" zu bieten (so zum Beispiel "The Orb of Agamotto"/"Das Auge von Agamotto", eine Kristallkugel, welche Strange nutzt, um Magie aufzuspüren kann in Odin's Kammer im Film "Thor" gesehen werden oder die Tafel in "Thor: The Dark World", auf welcher Erik Selvig's (Stellan Skarsgård) "The Crossroads" beschreibt, jene interdimensionalen Tore, die eine wesentliche Rolle in den "Doctor Strange"-Comics spielen. Selbst in "Captain America: The Winter Soldier" erwähnt Jasper Sitwell (Maximiliano Hernández) Stephen Strange als einen der höchst-priorisiertesten Ziele von Hydra). Man sieht: MARVEL ist in dieser Beziehung ziemlich clever und "zwingt" den Fan quasi zum Konsum seiner Filme - um wirklich das Gesamtbild zu verstehen. Das mag dem einen oder anderen durchaus (und berechtigterweise) negativ aufstoßen, ist aber für die, die ständig am Ball geblieben sind, ein inneres Fest. "Doctor Strange" ist eine Art "Batman Begins" und fühlt sich auch sehr danach an. Aber - um fair zu bleiben - die Motivationen der Helden sind in beiden Filmen auch recht unterschiedlich. Natürlich schwingt auch in "Doctor Strange" die Freude an klassischen Superheldenverfilmungen der Macher mit - ein Umstand, der dem Streifen eine irgendwie beschwingte Note verleiht. Ob nun Anspielungen auf andere Filme vorhanden sind oder nicht - Regisseur und Autor Scott Derrickson, Co-Autor C. Robert Cargill und Produzent Kevin "MARVEL Studios Mastermind" Feige beginnen die Geschichte von Strange nun einmal so und verlieren sich dabei anfänglich sogar in einem etwas formelhaftem Gerüst. So mögen zwar die Einstellungen unterschiedlich sein, am Ende ist und bleibt es aber derselbe standardisierte Weg, den schon andere Helden vor Strange beschritten. 

Über den Bösewicht Kaecilius ist indes im Vorfeld bereits schon viel spekuliert worden. Aber er ist und bleibt - wie in so vielen MCU-Verfilmungen zuvor - der typische böse Kerl, der trotz Mads Mikkelsens Spiel etwas zu wenig im Hintergrund beleuchtet wird. Dabei ist er großartig, grimmig , gemein und besitzt die nötige Leinwandpräsenz. Mikkelsen einen MARVEL-Superschurken spielen zu lassen ist einfach aufregend und sein Spiel gegen (oder mit) Cumberbatch ist fetzig, unterhaltsam und damit mitreißend. Letztlich hat er einfach zu wenig Screentime um sich vollends behaupten zu können. Denn trotz einiger Informationen über seine Geschichte und die Verbindung zu "Ancient One" ist dies einfach zu wenig um auf höherer Ebene zu punkten. Aber Mikkelsen macht daraus eben das Beste und die Magie, die sein Charakter Kaecilius entfacht, ist optisch dermaßen beeindruckend und damit schon mal einer der Gründe, überhaupt ins Kino zu gehen. Was nämlich "Doctor Strange" auszeichnet, sind allen voran auch die Effekte und die Visuals, obwohl man den Film nicht darauf reduzieren sollte.


Optisch ist "Doctor Strange" nämlich einfach atemberaubend. Derrickson macht hier einen richtig guten Job und verbindet weltliches und geistiges, indem er Bilder und ganze Schauplätze verbiegt, verformt, in sich zusammenfallen lässt und so den Zuschauer immer wieder vor neue optische Leckerbissen setzt. Und - wie eingangs erwähnt - erinnern gerade diese Bilder sehr stark an "Inception", sind aber so viel mehr als das. Sie sind breiter, neuer, inspirierter und bieten ein völlig anderes Spektrum an Interpretation in jeglicher Hinsicht. Es gibt einige dieser unglaublich surrealen und unglaublichen Momente, die für sich allein stehen könnten und damit schon "Doctor Strange" zu einem kleinen Meisterwerk der Comicverfilmungen zu machen. Allein die Verfolgungsjagd durch New York oder das grandiose Ende, welches mit Zeit spielt - wow.

Seien es darüber hinaus nun Gebäude, die sich (auch um  sich) selbst falten oder mystische, sich ständig verändernde Fenster, um durch diese verschiedene Teile der Welt zu erreichen. Man merkt, "Doctor Strange" macht in dieser Hinsicht seinem Namen alle Ehre. Selbst Alptraumartige Sequenzen mit Dutzenden von aus sich selbst wachsenden Händen spiegeln die Kreativität der Macher und die leicht psychedelische Art und Weise des Films wieder. Bei all diesen beeindruckenden Effekten wurden aber auch die Fans von "Doctor Strange" nicht vergessen. So gibt es auf der einen Seite das ursprüngliche Artwork von Charakter-Co-Schöpfer Steve Ditko zu bewundern und auf der anderen Seite die genau richtige Portion Respekt vor anderen Strange-Comic-Künstlern der sechziger Jahre, die eindeutig die hier gezeigten wilden inter-dimensionalen Sprünge beeinflusst haben.  Und Cumberbatch scheint sich inmitten dieser bizarren Szenarien wie zu Hause zu fühlen. Der Soundtrack von Michael Giacchino ist dabei recht unauffällig. Einerseits ist es eine schöne, schrullige Partitur, die Giacchino abliefert, andererseits unterstützen die Klänge so dezent, dass man sie kaum wahrnimmt. Es ist ein guter Score, aber man muss schon sehr genau darauf achten. Dafür ist die finale Schlacht zwischen Strange und Kaecilius (und später gegen das Überwesen Dormammu - der übrigens und erstaunlicherweise auch von Cumberbatch gespielt wird. Derrickson sagte (in freier Übersetzung) dazu: "Weil niemand Dormammu besser versteht als Benedict. Ich habe die Rolle auch so geschrieben, dass sie eine Art monströs aufgeblasene Version von Strange ist. Dormammu ist ein Ego, das Amok läuft; er ist dieser kosmische Eroberer, um den sich alles, wortwörtlich alles im Multiversum dreht.") ein reines Erlebnis, aber auch rein auf den Doctor beschränkt. Jedoch sind seine Side-Kicks leider weniger aktiv und so fragt man sich, warum sie überhaupt hier sind. 

Am Ende ist die größte Leistung des Films jedoch, dass er den Umfang des MCU auf eine hervorragende und vor allem erfolgreiche Weise erweitert. Die Einbeziehung von Magie und dieser Art von Mächten im Hinblick auf das eh schon hohe Niveau des MCUs ist im Gegensatz zu allem bisher da gewesenen noch spannender und man fragt sich unwillkürlich, wie wohl Strange zukünftig mit den anderen Charakteren des MCUs wohl zusammenarbeiten kann und wird und vor allem: wie, auch wenn Scarlett Witch eine gute, passende Verbindung zu den "Avengers" darstellt.

Vierzehn Filme im MCU ist kein Pappenstiel, aber "Doctor Strange" ist immer noch keine Stangenware, wie so viele andere Comicverfilmungen/-ableger und -fortsetzungen dieser Tage. Er ist neu, frisch und spannend - und das obgleich die Geschichte nur ein weiterer Klon einer Origin-Story ist. Aber dafür die diese den wenigsten vertraut und so sorgt "Doctor Strange" in seinen stärksten Momenten (zu denen auch die Präsenz der charismatischen Hauptfigur wie auch die spannenden und lustigen Szenen, in denen Strange seine Fähigkeiten entdeckt, zählt) für Wohlbehagen und sogar in den Schwachen (wie eben der unzureichend eingeführte Bösewicht) für immerhin Wohlwollen. "Doctor Strange" bringt einfach frischen Wind ins MCU. Das war auch bitter nötig, mit viel Potenzial für zukünftige Geschichten. Und nun, da seine Origin-Story abgehakt wurde, kann man sich auf das kommende Abenteuer mit dem Arzt freuen. Einfach nur Daumen hoch.

9/10 

Schade ist nur, dass durch die deutsche Synchronisation einige Gags betreffend des englischen Wortspiels "strange" abhanden gekommen ist. Und es ist auch nur deshalb erwähnenswert, weil es dem Zuchauer im Film auffällt. Hier fehlte es offensichtlich etwas an Geschicklichkeit in der Übersetzung, aber es ist durchaus (ebenfalls mit Wohlwollen) verschmerzbar angesichts der Schwierigkeit der linguistischen Verknüpfung.

"Shamballa!" 

Bei zavvi UK gab es den Film in 4K von WALT DISNEY Studios Home Entertainment im limitierten Steelbook.


Quellen
Inhaltsangabe: Marvel / Disney

Mittwoch, 26. Oktober 2016

Knocked Up - Beim ersten Mal (Unrated) (2007)

http://www.imdb.com/title/tt0478311/

Nach einer Beförderung geht die frischgebackene Moderatorin Alison Scott (Katherine Heigl) erst einmal Feiern. In einem Club trifft sie Ben (Seth Rogen), der eigentlich gar nicht in ihr Männerschema passt: Er ist leicht rundlich und hat keinen richtigen Plan davon, was er mit seinem Leben anfangen will. Trotzdem findet sie ihn irgendwie sympathisch, so dass die beiden zu später Stunde und nach einigen Gläsern Alkohol im Bett landen. Der One-Night-Stand bleibt aber nicht ohne Folgen: Alison ist schwanger. Sie sucht Ben auf, um eine Lösung zu finden und trifft ihn in seiner gewohnten Umgebung: bei seinen kiffenden Kumpels Jonah (Jonah Hill), Jason (Jason Segel), Jay (Jay Baruchel) und Martin (Martin Starr). Der 23-Jährige ist immer noch hin und weg von Alison. Zusammen entscheiden sie, sich besser kennenzulernen und das Kind zu behalten. Eine chaotische Annäherung nimmt ihren Lauf...

"Beim ersten Mal" ist eine ungewöhnliche, fast schon innovative Komödie mit einer ganz guten Katherine Heigl und einem hervorragenden Seth Rogen. Das Feld der romantischen Komödien, den sogenannten "RomCom's" ist ja ein weites. Es ist gibt unzählige davon und meistens handelt es von zwei Menschen die durch die Suche nach dem jeweiligen Partner in mehr oder wenige skurrile Situationen kommen. Wie geschrieben, solche RomCom's gibt es wie Sand am Meer und in aller Regel sind das mittelmäßige Filme, einfach solide Sonntagnachmittag-Unterhaltung, vorzugsweise zu zweit. "Beim ersten Mal" ist eine solche Komödie, allerdings mit diversen ungewöhnlichen Ideen, die man schon fast als Innovationen bezeichnen könnte und die den Film daher vom üblichen Mittelmaß abheben.

Sowohl Drehbuch als auch Regie verantwortete Judd Apatow, den man durchaus Experte für RomCom's bezeichnen kann. Er schrieb schon diverse ähnliche Drehbücher und war bei vielen als Produzent verantwortlich. Wie man aus Filmen wie "Superbad" und "Jungfrau (40), männlich, sucht" weiß, vermag er Geschichten zu schreiben, die man nicht schon einhundert Mal in anderen Filmen gesehen hat. Das ist auch hier der Fall. Natürlich ist die Geschichte wenig glaubhaft, dass sich zwei Menschen die so unterschiedlich sind, zusammenfinden würden und das auch noch alles schön ist. Aber meine Güte, es ist ein Film und keine Dokumentation. Blendet man den recht eingeschränkten Realitätsfaktor mal aus, bleibt eine unglaublich witzige und ungewöhnliche Grundstory, die mit zwei wunderbaren Hauptcharakteren aufwarten kann. Der Nebenplot mit der Schwester und dem Schwager von Allison ist darüber hinaus ebenfalls gut gelungen.

Über Katherine Heigl kann man nun natürlich streiten. Es ist offensichtlich, dass sie nie eine große Charakterdarstellerin war oder jemals werden wird. Sie sieht nett aus und macht ihren Job durchaus einigermaßen passabel. So auch hier. Ohne sexistisch klingen zu wollen, sind die männlichen Darsteller hier wesentlich stärker. Seth Rogen ist einfach grandios und mit der Grund warum der Film in für eine Romantik-Komödie ungewöhnlich hohe Punktgefilde aufsteigen kann. Der aus "Friends" bekannte Paul Rudd weiß ebenfalls zu gefallen und die Freunde von Seth Rogen (allen voran Jason Segel und Jonah Hill) sind für einen Großteil der durchweg gelungenen Gags verantwortlich.
 
"Beim ersten Mal" darf sich damit definitiv zu den besseren Vertretern der RomCom-Fraktion zählen und ist daher, wie oben schon erwähnt, beste Unterhaltung für einen netten, lustigen, aber auch anspruchslosen Filmabend.

7/10

Montag, 24. Oktober 2016

Sometimes They Come Back... Again - Manchmal kommen sie wieder 2 (1996)

http://www.imdb.com/title/tt0117692/

Als Debbie an ihrem achzehnten Geburtstag die Kühlschranktür öffnet, um ihre Torte herauszuholen, schreit sie plötzlich wie am Spieß. In dem blutgetränkten Kühlschrank liegt das Hausschwein ihrer Großmutter - mit einem Fleischermesser zwischen den Augen. Dann taucht Tony auf, einer der Mörder von Jons Schwester und seiner Frau, unverändert und - lebendig! Fünfundzwanzig Jahre sind vergangen, seit der blutrünstige Tony und seine Gehilfen Jons Familie abgemetzelt haben. Jon dachte, er hätte die Untoten besiegt. Doch manchmal kommen sie wieder...

"Manchmal kommen Sie wieder" ist ein klassischer King-Horrorstreifen, dessen Ende ja geradezu nach einer Fortsetzung schrie... oder etwa doch nicht? Denn wenn man sich diese "Direct-2-Video"-Produktion so ansieht, dann fühlt man sich zwar im King-Universum dank das Scores, der Umsetzung und der wiederkehrenden Figuren (was für ein Kalauer!) heimisch, jedoch mangelt es dem zweiten Teil der Reihe an treffender Originalität. Er kopiert recht frech aus dem Erstling und scheut sich nicht, sogar noch darauf hinzuweisen. Sicher, was hätte man noch mehr aus dem Stoff herausholen sollen als dieselbe Geschichte wieder und wieder zu erzählen? Jedoch ist Regie-Neuling Adam Gross zu unsicher und zu wenig innovativ, um mit dem grandiosen Vorgänger zumindest gleich zu ziehen. Da hilft das Motto aller zweiten Teile ("größer, schneller, blutiger") nicht wirklich viel, um dieselbe unheimliche Stimmung aufzubauen. Die Charaktere indess sind gar nicht so schlecht für einen B-Movie (denn nichts anderes ist "Manchmal kommen sie wieder 2") und Hillary Swank hat hier bereits ihren dritten Auftritt in einem abendfüllenden Film. Heraus sticht auch Michael Gross, dessen Gesicht wohl jedem zumindest bekannt vorkommen dürfte. Auch Alexis Arquette als dämonischer Tony Reno kommt ganz gut, reicht aber beweitem nicht an einen weitaus furchteinflössenderen und bösartigen Nicholas Sadler oder Bentley Mitchum heran. "Manchmal kommen sie wieder 2" ist irgendwie eben ein guter Film zum nebenbei gucken. Man kann sich zwischendurch wunderbar unterhalten und verpasst trotzdem nichts. Er bleibt ein etwas über dem Durchschnitt agierener, aber immer noch gut anzusehender Teil der Trilogie.

6/10

Von NSM Records in Kooperation mit KOCH Films kommt der Film hierzulande ungeschnitten und in HD auch im auf 555 Stück limitierten und nummerierten Mediabook: 

Quellen
Inhaltsangabe: Koch Films/NSM

Samstag, 22. Oktober 2016

The Conjuring 2 - Conjuring 2 (2016)

http://www.imdb.com/title/tt3065204/

Die Dämonologen Ed (Patrick Wilson) und Lorraine Warren (Vera Farmiga) sind dank ihrer spektakulären Fälle mittlerweile zu echten Berühmtheiten geworden. Doch die Geister und Dämonen dieser Welt schlafen nicht und deswegen wird das Paar nach England, genauer gesagt in den Londoner Stadtteil Enfield, gerufen. Dort lebt die alleinerziehende Mutter Peggy Hodgson (Frances O’Connor) mit ihren vier Kindern Margaret (Lauren Esposito), Janet (Madison Wolfe), Johnny (Patrick McAuley) und Billy (Benjamin Haigh). Bei ihnen geht es nicht mit rechten Dingen zu und besonders Janet wird mehrmals Opfer eines Dämons, der von ihr Besitz ergreift und durch sie mit den Menschen spricht. Für die Warrens beginnt ein neuer Fall, der ihnen alles abverlangen wird…

Die Fortsetzung zu James Wans "Conjuring: Die Heimsuchung" ist eine sehr stimmungsvolle Weiterführung des 2013er Horror-Hits mit guten Schauspielern und einer für Genre-Verhältnisse wirklich mitreißenden Story. Allein die Darstellung der kleinen Janet Hodgson von Madison Wolfe ist grandios, mitreißend, fühlbar und damit packend. Vergeblich wird allerdings versucht, dem Ehepaar Warren eine gewisse Charaktertiefe zu verleihen. So definieren sie sich leider nur über ihre (unbändige) Liebe zueinander, die leider stellenweise in die Kitschkiste abdriftet und dem ganzen Geschehen die Glaubwürdigkeit nimmt. Positiv fällt hier wieder der 70er Jahre Stil auf, über Autos bis zur kitschigen Tapete ist alles vertreten und dazu schick anzusehen. Auch gibt es dieses mal sogar einige nette Kameraeinstellungen und -fahrten. Oft wird auch einfach ruhig die Szene gezeigt und nicht wie wild geschnitten. Doch spätestens nach etwa 30 Minuten wird klar, dass die konstant hohe Spannung des ersten Teils nicht wieder erreicht wird. Die Fortsetzung zieht sich ziemlich hin und die Schockmomente sind auch nicht mehr so gut wie noch im Vorgänger. Erst gegen Ende, als langsam das Finale erreicht wird, steigt die Spannung wieder enorm an. Der Film ist mit stolzen 134 Minuten einfach viel zu lang für einen Horrorschocker und die gruseligen Szenen liegen somit recht weit auseinander.

Wird in der ersten Stunde noch eine unheimliche und bedrohliche Atmosphäre aufgebaut, die von einem grandiosen Score, einer genialen Kameraführung und soliden Schockmomenten abgerundet wird, flüchtet sich der Film gegen Ende hin mehr und mehr in die Belanglosigkeit. Die Auflösung der Schauergeschichte wirkt etwas uninspiriert und auch das actionreiche Finale ist bei weitem "Over the top". Hier übertreibt es James Wan ordentlich mit typischen Horror-Effekten und setzt dabei für die Kreaturen CGI ein, was ihnen ein hohes Maß ihrer Unheimlichkeit nimmt. Und dennoch ist "The Conjuring 2" eine überraschend gelungene Fortsetzung mit beeindruckenden gruseligen Szenen und einer erfreulich guten Story.

7,5/10

Zusammen mit dem ersten Teil in einer exklusiven und limitierten Steelbook-Edition erschienen:

And Now For Something Completely Different - Die wunderbare Welt der Schwerkraft (1971)

http://www.imdb.com/title/tt0066765/

Die berühmte britische Komikertruppe Monty Pythons hat die besten Sketche aus ihrer anarchischen TV-Serie "Monty Pythons Flying Circus" genommen und für einen Kinofilm neu gedreht. Mit einer Mischung aus Animationssequenzen und Szenen, in denen die Mitglieder der Truppe auftreten, parodieren die Komiker unterschiedlichste Lebensbereiche. So präsentieren sie einen fiktiven, absurden Aufklärungsfilm des Militärs über die Fehler des Nicht-Gesehen-Werdens, zeigen einen Eheberater, der sich während des Beratungsgesprächs an die Frau des ebenfalls anwesenden Mannes heranmacht, oder legen in einem Vortrag dar, wie man sich als Militärangehöriger gegen Obst verteidigt. Denn die Gefahr vor mörderischen Früchten darf man als Soldat keineswegs unterschätzen, wenn man auch in Grenzsituationen am Leben bleiben will.

Der erste Versuch eines Filmes der Superkomikertruppe Monty Python von 1971. Hier in der "Wunderbaren Welt der Schwerkraft" war alles noch wie in "Monty Python's Flying Circus" noch auf einer Vielzahl von Sketchen aufgebaut. Später dann bei "Die Ritter der Kokosnuss" und "Das Leben des Brian" war es ein ganzer eigenständiger Spielfilm, bevor sie mit dem "Der Sinn des Lebens" zu Einzelsketchen zurückkehrten. Aber Methode und Ausführung waren immer gleich. Es gab unter anderem jede Menge lustiger Todesfälle. Nichts war heilig, kein Tabu, stattdessen die Übertreibung mit einer unerwarteten Pointe, deren Wirkung so groß war, weil man sich so etwas nicht vorstellen konnte. Stellenweise gab es Ausflüge ins Surrealistische, die aber immer wieder mit einem Bein im Realen fußten. Und man nahm sich selber gekonnt auf den Arm, nach Rücksprache mit dem Publikum. Die sechs Komiker Cleese, Idle, Jones, Palin, Chapman und Gilliam prägten wie niemand sonst die nachfolgenden Generationen vor dem Bildschirm ebenso wie die vor der Kamera. Durch die Komik des Unmöglichen brachen alle Dämme des Konventionellen vor überbordender Heiterkeit, zum Teil hervorgerufen durch toternste Mimik der Akteure. Die Gags bildeten Gesprächsstoff mit Nachahmungseffekten. Die Pythons entführten den Zuschauer in eine eigene Welt der schwerelosen Heiterkeit, deren Wirkung bis heute noch nicht verpufft ist.

8/10

Von CAPELIGHT PICTURES kommt der Film in deutscher Erstveröffentlichung in HD im Mediabook mit 24-seitigem Booklet: