Mittwoch, 29. Juli 2020

Homeboy (1988)

https://www.imdb.com/title/tt0095316/

Johnny Walker (Mickey Rourke) ist ein Kämpfer – ein Cowboy, dessen beste Zeit als Profiboxer längst vorbei ist. Doch er hat nie aufgegeben. Der smarte Wesley (Christopher Walken), ein kaltblütiger Verbrecher, versucht Johnny für seinen großen Coup zu gewinnen, doch der hat andere Pläne: Aus Liebe zu der schönen Ruby (Debra Feuer) will er einen letzten Kampf wagen. Während Wesley seinen Überfall vorbereitet, betritt Johnny den Ring zum tödlichen Duell...

"Homeboy" ist einer der letzten Rourke-Filme aus seinen frühen Jahren, entstanden 1988, kurz vor Mickey Rourkes zwischenzeitlichem Karrierende in Hollywood und kurz bevor er es sich mit der Traumfabrik komplett verschissen hatte. Es sollte danach noch lange dauern, bis er wieder auf dem Trapez stand. "Homeboy" schwitzt und stinkt und atmet den Gestank von alkoholverrnebelten Kneipengerüchen, er kommt aus einer Zeit, in der in den Staaten noch so richtige Dirty Movies gemacht wurden. Man könnte meinen, dass "Homeboy" wie ein früher "The Wrestler" ist, als Randy The Ram noch fit (und schön) war. Aber dem ist nicht wirklich so. "Homeboy" ist anders. "Homeboy" ist viel weniger subtil, viel weniger Psychostudie, "Homeboy" ist viel mehr erdig und eben Dirty Movie aus den späten Achtziger Jahren, als noch nicht alles so sauber und geleckt war. Ein einfacher, ehrlicher, echter Film, mit einer einfachen, ehrlichen, echten Geschichte (erstmals schrieb Mickey Rourke hier das Drehbuch für einen Film), einfach und straight rübergebracht.  On Point, ein Film der sich nie, zu keiner Sekunde verhebt, oder meint etwas zu sein, was er eben nicht ist. Einfach eben, im besten Sinne.

Um fair zu sein, es gibt manch es Mal schon dumme Sprüche/Dialoge und kleinere Storyhänger, selbst eine achtzigermäßige Lovestory wurde auch mit reingepackt, aber das alles ist immer noch hinnehmbar umgesetzt. Denn ganz schnell wird der Film dann auch wieder blutig und derb. Und Rourke als wütendes Boxerwrack (aus heutiger Sicht etwas unpassend mit reinrassiger 80's Musik unterlegt), schreiend und geifernd und randalierend im Regen, da blitzt dann eben doch ein wenig Randy The Ram durch.

Und es geht hier nicht um Rocky, es geht hier nicht um den American Dream, den American Way of Life, es geht hier nicht um Aufstieg, nicht darum nach oben zu kommen. Die Leute in "Homeboy" sind unten. Ganz unten. Und sie wissen wer sie sind und wo sie sind. Unten eben, da wo alles ursprünglich herkommt. Hier geht es um Lebenswege, nicht um Erfolgswege. Hier geht es um eine Chance, nicht um richtig oder falsch, hier geht es ums jetzt oder niemals. Dreck am Stecken hat hier jeder und ganz von unten wegkommen wird hier keiner. Kein großer Anspruch, roh, Alkohol, Fäuste, hart, auch oft soft, teilweise mit Schmalzmusik unterlegt, Boxerdrama, Eighties-Feeling, Kriminalität und Kämpfe, Vergnügungsparks und Blut, Schweiß und Tränen, Christopher Walken als Schmalspur-Promoter und Teilzeit-Gangster, Mickey Rourke als ebenso fertige wie gutherzige ehemalige Boxhoffnung, das alles gibt es als bunte Mischung in "Homeboy" zu sehen. "Homeboy" ist im Endeffekt sicher kein großer, wichtiger, tiefer Film, aber für sich selbst, ganz bei sich selbst, ein absolut sehenswertes, nie langweiliges, authentisches, cooles, trauriges, eben echtes Stück "Old School Rourke". Ein einfacher Film eben, den man, gerade wenn man nicht das große Meisterwerk erwartet, vorbehaltlos schauen und dann vielleicht auch ungeniert mögen kann.

6,5/10

Von OfDb Filmworks erschien der Film im Mediabook. Die Auflage ist stark limitiert.

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