https://www.imdb.com/title/tt7042862/
Dem unscheinbaren, älteren Calvin Barr (Sam Elliott) sieht man es nicht
an, wenn er in seiner Stammkneipe in ein Glas Whisky starrt, aber er ist
ein amerikanischer Held: Während des Zweiten Weltkriegs erhielt er als
junger Soldat nämlich den Spezialauftrag Adolf Hitler zu töten. Er
verließ daraufhin Maxine (Caitlin Fitzgerald), die große Liebe seines
Lebens, um sich tief hinter feindlichen Linien auf die gefährliche
Mission zu begeben und nach der Rückkehr in die Vereinigten Staaten
unter neuer Identität weiter zu leben. Viele Jahre später führt er ein
unaufgeregtes Leben und will einfach nur seine Ruhe haben, als ihn ein
Agent des FBI (Ron Livingston) aufspürt und an seine Tür klopft. Erneut
soll Barr einen ganz speziellen Auftrag erfüllen: Und zwar den
sagenumwobenen Bigfoot zur Strecke bringen, der in den
nordamerikanischen Wäldern sein Unwesen treibt...
Was für ein sonderbarer aber höchst interessanter Film. Man stelle sich nur einmal vor, Adolf Hitler hätte sich am 30. April des Jahres 1945 nicht suizidiert, sondern wäre durch eines der unzähligen Attentate ums Leben gekommen, die zuvor auf ihn geplant waren. In "The Man Who Killed Hitler And Then The Bigfoot" gelingt es dem Soldaten Calvin Barr (Aidan Turner) tatsächlich, Adolf Hitler mit zwei gezielten Schüssen aus nächster Distanz zu töten. Aber hätte eine solche Ermordung des Diktators irgendetwas an der Geschichte und ihrem Ausgang geändert? Die Antwort, die Regisseur und Drehbuchautor Robert D. Krzykowski auf diese Frage liefert, ist eine ernüchternde: Nein, hätte es nicht. Hitlers Gedankengut, die ideologischen Werte, für die dieser Mann einstand, wären so oder so nicht mehr aufzuhalten gewesen.
Calvin Barr ist deshalb auch kein von der Öffentlichkeit gefeierter Held, dem Denkmäler errichtet und Ehrentage gewidmet wurden. Er ist trotz seiner Handlung vollkommen in der Bedeutungslosigkeit versandet und muss seinen Lebensabend als alter Mann (gespielt von Sam Elliott) mit der Tatsache verleben, ein Mörder zu sein. Letztlich auch aus dem Grund, weil Deutschland und Amerika gleichermaßen dazu beigetragen haben, diese Tat zu vertuschen. Wer sich von "The Man Who Killed Hitler And Then The Bigfoot" - und das suggeriert der Titel natürlich - einen abenteuerlichen, ins Skurille und Absurde ausschlagenden Trash-Luftikus oder gar Action erhofft, der wird dementsprechend enttäuscht. Robert D. Krzykowski ist das Exlpoitationskino zwar geläufig, aber er möchte es nicht bedienen. Stattdessen erzählt vom Preis universeller Mythenbildung in diesem fein gestrickten
Werk über den inneren Konflikt eines Mannes der unter der Oberfläche mit
mehr als einem Stein im Schuh zu kämpfen hat.
Im stetigen Wechsel zwischen Gegenwart und Vergangenheit, gewährt "The Man Who Killed Hitler And Then The Bigfoot" dem Zuschauer wiederholt Einblick in Calvins Zeit während des zweiten Weltkrieges, um daraufhin die Konsequenzen in der Jetztzeit aufzuzeigen: Wenn Calvin sein endgültig im Durchschnitt angekommenes Leben Revue passieren lässt, dann brechen in ihm Gefühle der Reue und der Leere Bahn. Auch der billige Fusel in heruntergekommenen Spelunken leistet dort keine Abhilfe. Einen Menschen umzubringen, das bringt nichts Heroisches mit sich. Auch wenn die ganze Welt der Überzeugung erliegen mag, dass dieser Mensch den Tod verdient hat. In gewisser Weiser ist allerdings auch Calvin ausgelöscht in den Moment worden, als er Adolf Hitler jeweils eine Kugel in Brust und Kopf verpasst hat, denn seine Existenz musste von nun an verleugnet werden. Als er Regierung angefragt wird, den Bigfoot, jene Bestie nordamerikanischer Folklore, um die sich seit Jahrzehnten die wüstesten Sagen ranken, auszuschalten, sieht er sich mit dem Teil seiner Natur konfrontiert, den er am meisten verachtet: Der Teil, der in der Lage ist, zu töten. Der Bigfoot überträgt eine mysteriöse Seuche, die die gesamte Menschheit hinrichten könnte, Calvin Barr muss also so schnell wie möglich aktiv werden.
Ein eher langsamer und gefühlvoller Film, getragen von guten
Schauspielern und einer interessanten Geschichte, die sich nicht immer
ganz ernst nimmt. Mit einer tollen Kamera und guten Schnitt, bekommt man
hier ein tolles Kleinod geboten. Angenehmerweise unterläuft Robert D. Krzykowski auch hier die Erwartungshaltung des Zuschauers und verfällt niemals stumpfer Kolportage, sondern beschreibt mit dem zweiten Einsatz des Mannes, der Hitler getötet hat, seine Suche nach endgültiger Erlösung. Das ist tonal nicht immer ausgegreift, für ein Debütwerk aber ein durchaus stimmungsvoll-bedächtiges Charakter-Portrait, dem natürlich erst der tolle Sam Elliott die nötige Eleganz verleiht.
7,5/10
Von CAPELIGHT PICTURES erschien der Film hierzulande als 4K Ultra-HD-Blu-ray und Blu-ray in einem tollen Mediabook:
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