Mittwoch, 1. Juli 2020

Brahms: The Boy II (2020)

https://www.imdb.com/title/tt9173418/

Für die kleine, glückliche Familie um Liza (Katie Holmes), Sean (Owain Yeoman) und Jude (Christopher Convery) scheint das Heelshire Mansion das große Los zu sein. Ein idyllisches Kleinod auf dem englischen Land, um eine gemeinsame Zukunft zu bestreiten. Leider wissen sie nicht, was für schreckliche Ereignisse sich erst kürzlich in Heelshire zugetragen haben - dann hätten sie es sich mit dem Einzug sicher noch einmal anfders überlegt. Beim Herumtollen auf dem Anwesen findet Sohn Jude bald die auffällige Puppe Brahms und adoptiert sie sogleich als Spielgefährten, mit dem er lange und gut reden kann. Was die Eltern anfänglich noch süß finden, verstört sie immer mehr, als Jude nicht mehr von der Seite der Puppe weicht, die ein merkwürdiges Eigenleben zu führen scheint. Als sie Geschichten über die Vorbesitzer des Hauses hören, sind sie alarmiert. Doch sie müssen sich beeilen, denn Brahms hat ganz eigene, dunkle Pläne...

Horrorfilme waren schon immer gut geeignet, um mit einem relativ überschaubaren finanziellen Einsatz passable Profite einzufahren. Gerade bei Fortsetzungen sorgt oftmals schon alleine der Titel für ausreichend Aufmerksamkeit. Doch wenn die Ideenarmut derart groß und die Risikobereitschaft so gering sind wie im Fall von "Brahms: The Boy II" wäre es vielleicht besser gewesen, noch etwas länger am Drehbuch zu feilen, bevor man damit in die Produktion geht. So wird hier leider auch fast schon mutwillig vieles von dem wieder eingerissen, das den ersten Teil so erinnerungswürdig gemacht hat. Denn die Fortsetzung spielt zwar genüsslich mit den Erwartungen des Publikums und holt neu hinzugekommene Zuschauer gleichermaßen wie solche mit Kenntnis des Vorgängerfilmes ab, verschleudert dann aber fast schon mutwillig die erarbeitete Ausgangssituation, indem sie sich selbst zu absoluter Stangenware degradiert und ihre eigene Prämisse, die von der Auflösung des ersten Filmes herrührt, ad absurdum führt.

Immerhin: Atmosphärisch ist hier im Großen und Ganzen alles im grünen Bereich; vor allem in der zweiten Hälfte. Die Laufzeit fällt mit 86 Minuten kurz und knackig aus und erspart den Zuschauern unnötige Längen. Und zwischendurch sind immer wieder mal einzelne Szenen eingestreut, die trotz (oder gerade wegen) ihrer Vorhersehbarkeit für Unterhaltung sorgen. Man wartet regelrecht auf eine Durchbrechung der Erwartungshaltung, doch leider geschieht das größtenteils vergebens. Ein paar eingestreute Jump-Scares und knallartig laute Musik sollen den Zuschauer aufschrecken, erreichen aber nur selten ihr Ziel. Und somit reiht sich "Brahms: The Boy II" ein in eine lange Reihe von Horrorfortsetzungen, die routiniert ihr Programm abspulen und irgendwie auch einigermaßen zu unterhalten wissen, ohne auch nur ansatzweise kreativ zu sein. Aufgrund der doch recht originellen Prämisse ist es aber fast schon schändlich, dem Publikum ein derart schäbiges (im Sinne von "einfallsloses") Drehbuch vorzusetzen. "Brahms: The Boy II" ist zwar kein komplettes Desaster, aber mehr als ein durchschnittlicher Horrorfilm ist es auch nicht. Daher geht eine Empfehlung allenfalls an ausgehungerte Horrorfans, die ansonsten schon so ziemlich alles gesehen haben. Oder eben an solche, die noch gar keine Beiträge zu diesem Genre kennen und somit mit den gängigen Klischees nicht vertraut sind.

5,5/10

Von CAPELIGHT PICTURES in Kooperation mit KOCH Films kommt der Film im limitierten Mediabook.

Quellen
Inhaltsangabe: Capelight/Koch Films

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen