https://www.imdb.com/title/tt9894470/
Fred Parras (Stephen Lang) verbringt seine Zeit am liebsten mit einer Gruppe Kriegsveteranen. Zusammen schwelgen sie jeden Abend in ihrer Stammkneipe in Erinnerungen an die alten Zeiten. Eines Abends stolpert ein junges Mädchen mit einem Rucksack voll mit geklauten Drogen in die Bar. Sie ist auf der Flucht vor dem skrupellose Drogenboss Boz (Travis Hammer) und seiner Gang brutaler Punks. Und die wollen um jeden Preis ihre Ware zurück. Nun müssen die ergrauten Ex-Soldaten noch einmal zum Einsatz schreiten. Es geht nicht nur darum die Bar zu verteidigen und das Mädchen zu beschützen, sondern auch, selbst die Nacht zu überleben...
"VFW" bedeutet "Veterans Of Foreign Wars", formell die "Veterans Of Foreign Wars Of The United States", sind also eine Organisation von US-amerikanischen Kriegsveteranen, die als Mitglieder des Militärdienstes in Kriegen, Feldzügen und Expeditionen auf fremdem Land, in Gewässern oder im Luftraum kämpften. Nun im Ruhestand und -wie hier - sinnierend in Bars über alte Zeiten, Einsätze, Kameraden. Die alten Kriegsveteranen, die sich im VFW Post zusammenfinden, wirken mit ihren Sticheleien gegeneinander und der über allem schwebenden Kameraderie nicht nur äußerst sympathisch, sondern vor allem auch authentisch. Dies liegt vor allem am ausgezeichneten Cast den Joe Begos für seinen Retro-Action-Thriller zusammengetrommelt hat. Der großartige Lang wird dabei von den erfahrenen Mimen William Sadler, Fred Williamson, Martin Kove und David Patrick Kelly tatkräftig unterstützt. Und "VFW" ist aber vor allem eines: eine riesige Retro-Schlachteplatte, die dies dem Zuschauer auch unverblümt mitten in die Fresse haut.
Es ist daher auch kein Problem, dass die Story von "VFW" auf einen Bierdeckel passt, originell oder richtig einfallsreich ist das Ganze jetzt auch nicht wirklich, die Bösewichte bleiben bis sie abgemetzelt werden farblos, dafür wird nach kurzen, leicht langatmigen Vorgeplänkel und paar Kurzen mit dem Eintreffen des ersten Störenfrieds in der Bar V.F.W. schnörkellos und ohne Hemmungen das Splatterfest eröffnet. Der Film hat tatsächlich einige äußerst deftige Splatter-Szenen im Repertoire, denn die schlagkräftige, robuste Veteran-Rentner-Truppe mit unverkrampfter Lässigkeit, trockenen Witz und Coolness kämpft mit allen Mitteln gegen wild gewordene, rasende Junkies die unter der Droge "Hype" stehen. Neben der beliebten Schrotflinte kommt alles mögliche zum Einsatz was man in einer Bar so zweckentfremden kann. Dumpf-dröhender Synthie-Soundtrack, der stellenweise an Carpenter erinnert, grobkörnige Bilder in rot und blau Tönen durchleuchtet und ein Belagerungsszenario à la "Assault – Anschlag bei Nacht". "VFW" fühlt sich dadurch so an, als ob mein eine Zeitreise in die 80er Jahre unternimmt. Das Tempo bleibt konstant hoch und ohne große Atempausen. Die Location ist dabei fast schon einen Tick zu dunkel geraten, um alles erkennen zu können, der Unterhaltung tut das in den knackigen 90 Minuten aber keinen Abbruch. Im Gegensatz zu den Veteranen sind die Antagonisten leider nur schablonenhaft vorhanden und besitzen außer "Drogendealer" keine nennenswerten Charaktereigenschaften und sind außer den zwei führenden Köpfen (Travis Hammer und Dora Madison) auch kaum von den Junkie-Horden zu unterscheiden. Dies tut dem Unterhaltungswert der Action natürlich keinen Abbruch, hätte aber den Spannungsbogen noch einmal etwas aufwerten können.
Regisseur Joe Begos hat sich nach seinen ersten Langfilmversuchen klar gesteigert und liefert hier aus seinem offensichtlich kleinen Budget vielleicht den Splatter-Actioner 2020 ab. Das ist total anspruchslos, macht aber ordentlich Laune und ist selbstbewusst sowie brachial inszeniert. Dieser rohe, ungeschliffene Genre-Film hat das Zeug zum Kultfilm und zollt alten, räudigen VHS-Zeiten mehr als nur einen Tribut.
8/10
Von CAPELIGHT PICTURES erschien der Film hierzulande als 4K Ultra-HD-Blu-ray und Blu-ray in einem tollen Mediabook:
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