Mittwoch, 22. Juli 2020

2001: A Space Odyssey - 2001: Odyssee im Weltraum (1968)

https://www.imdb.com/title/tt0062622/

Der philosophische Sci-Fi-Film "2001" ist in gewisser Hinsicht Kubricks zentrales Werk. Es wirft mehr Fragen auf, als es beantwortet. Grob geht es darum: 2001 haben die Menschen den Weltraum erobert. Auf dem Mond wird ein Monolith ausgegraben, dessen Herkunft und Material unbekannt sind, und der ein Signal in Richtung Jupiter sendet. Das Raumschiff Discovery wird ausgeschickt, bis zum Ziel der Signale vorzustoßen. An Bord sind nur die Astronauten Poole (Gary Lockwood) und Bowman (Keir Dullea) wach, der Rest der Crew liegt im Kälteschlaf. Zunehmend wird der Bordcomputer HAL 9000 zur Bedrohung...

“One of his films is equivalent to ten of somebody else's. Watching a Kubrick film is like gazing up at a mountain top. You look up and wonder: ‘How could anyone have climbed that high?’." - Martin Scorsese über Stanley Kubrick

Alles Begann mit den Affen. Dass die kompletten Affenszenen im Studio gedreht worden sind lässt sich keinen Moment bemerkbar machen. Die Affen sind natürlich nicht am glaubwürdigsten gespielt, haben aber immerhin ein wirklich tolles Design. Zurück zum Geschehen: Zwei Gruppen von Affen streiten sich um eine Wasserquelle. Sie grüllen sich nur laut an und kommen sich nicht zu nahe. Erst nach dem Erscheinen und Anfassen des Monoliths wird ein Affe auf einen Knochen aufmerksam, welcher sich ideal als Waffe eignet. Schnell wird klar, dass der erste Mensch geboren ist. Allein schon diese Szene lässt mir immer wieder eine riesige Gänsehaut da und ist für mich einer der epischsten der Filmgeschichte. Nun, da der Affe sich einen Schritt zum Menschen genähert hat, nutzt er auch direkt seine Machtposition und erdrosselt den Besitzer der Wasserquelle mit dem Knochen. Alle Affen freuen sich wie verrückt darüber. Und dann folgt wohl einer der genialsten Cuts aller Zeiten: Der Affe wirft den Knochen hoch und in der Luft wird dieser zu einem Raumschiff, welches im All schwebt. Dieser Cut sagt alles aus: Die Menschen haben sich seit dem nicht verändert. Sie sind immer noch die gleichen. Nur ihre Umgebung hat sich gewandelt.


Nun, im Jahre 1999, folgt die entspannendste Szene im gesamten Film. Der Walzer "An der schönen blauen Donau" mit göttlichen, epischen Bildern, die mich im Mix mit der Musik dahinschmelzen und einfach alles vergessen lassen. An dieser Stelle muss auch groß in den Himmel, nein ins All, die Detailliebe der Modelle loben, welche mehr als beeindruckend mit den tollsten Einstellungen in Szene gesetzt wurden. Dann, nach 25 Minuten, wird das erste Mal gesprochen, was mir immer wieder nach der wundervollen Raumschiff-Walzer-Szene fremd vorkommt. Danach wird dann ein Videochat zwischen Dr. Heywood Floyd und seiner kleinen Tochter gezeigt, was damals noch ein genialer Einfall war aber heutzutage völlig normal daherkommt. Einfach unglaublich wie visionär Kubrick war! Während die Handlung des Filmes in den Szenen auf der Raumstation immer deutlicher wird, kommen dem Zuschauer auch schon schon die ersten Fragen auf, welche natürlich kein Vergleich zu denen am Ende des Filmes sind.


Welches wahrscheinlich jedermanns Lieblingskapitel im Film ist, ist die auf der Discovery mit dem Bordcomputer HAL 9000. Eine solch dichte Atmosphäre findet man in keinen anderen Film. So unglaublich fesselnd ohne jegliche Action ist eindeutig Kino auf dem allerhöchstem Niveau. Etwas so unfassbar spannendes wie das Atmen eines Astronauts im All, welcher schwerelos aus seiner "Gondel" zur Reperaturstelle schwebt, habe ich selten gesehen. Immer wieder im Herzrasemodus! Natürlich könnte ich hier wieder ungeheuer groß von der Kulisse schwärmen. Aber jeder der den Film gesehen hat, weiß wie genial das Setdesign gestalten ist. Was aber ebenfalls ein Geniestreich und mittlerweile leider vollkommen ausgestorben bei Filmen ist, ist die Overture, vom Planen des Ausschaltens von HAL über das laute Atmen des Astronauts, welcher von HAL, in genialen Cuts, ins Nichts geworfen wird.


"Öffne das Gondelschleusentor, HAL!" Eine von Keir Dullea so brilliant gespielte Szene, welche nach total echten Emotionen aussieht. Schließlich, nach dem Wiedereindringen in die Discovery, kommt dann auch das, worauf der Zuschauer seit zwei Stunden wartet: Eine Antwort auf all die Fragen zum Monolithen.

Doch dabei weiß selbst der Leiter des Unternehmens kaum mehr darüber als man selbst, was einen gut auf das letzte und zugleich atemberaubendste Kapitel "Jupiter and Beyond the Infinite" vorbereitet! Nach einem solch nervenaufreibenden Kapitel wie das mit HAL ist der Übergang in die andere Dimension immer wieder die totale Entspannung und Hypnose für mich. Über zehn Minuten sitzte ich gebannt vor dem Bildschirm und traue meinen Augen nicht, wie viel Kunst und Genialität in diesem Farbstrudel und allem, was folgt, steckt. Denn die Reise durch die Unendlichkeit ist erst der Anfang. Der verwirrende Alterungsprozess hat erst einen Sinn für den Zuschauer, wenn Dave in seinem Sterbebett nach dem plötzlich erscheinenden Monolith greifen will. Erst wenn man stirbt, kann und darf man unseren Gott gegenüber stehen. Entweder ist es die Reise durch die Unendlichkeit, die Dave seine Jahre allesamt einholen lässt, oder es ist der Wille vom Monolith, welcher Dave altern lässt um ihn seinen Schöpfer sehen zu dürfen. (Was auch die Szene mit dem Piepen des Monoliths auf dem Mond erklären würde!) Doch ist das Sehen seines Gottes nicht genug. Wegen Daves Reise und dem erscheinen in der neuen Dimension ist er sogar der Auserwählte für eine neue Spezies, die ihre alte Heimat Erde zu dem epischem Track "Also sprach Zarathustra" mit einem Lächeln entgegen kommt.

9/10

Von WARNER BROS. Home Entertainment kommt der Film auch als "Limited Edition" mit Ultra HD Blu-ray und Blu-ray im Schuber und Booklet.

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