https://www.imdb.com/title/tt11285908/
Seit 1903 schwelt ein Vulkan auf dem Berg Baekdu in 9.000 Metern Höhe an
der chinesisch-nordkoreanischen Grenze vor sich hin. Nachdem es
unlängst zu einem Ausbruch gekommen ist, warnen Wissenschaftler vor
einer gigantischen Katastrophe, die die ganze Region massiv gefährdet.
Um einen drohenden, noch größeren Ausbruch zu verhindern, macht sich ein
Team von einzigartig ausgebildeten Fachleuten aus Nord- und Südkorea
auf den Weg. Einer von ihnen ist Geowissenschaftler Bong-Rae (Dong-seok
Ma), der vorschlägt, Atomsprengköpfe gezielt am Vulkan einzusetzen.
Dafür muss jedoch erst Spion Joon-Pyeong (Byung-Hun Lee) befreit werden,
der um den Standort der Waffen weiß. Gemeinsam müssen sie versuchen
eine verhängnisvolle Katastrophe auf der koreanischen Halbinsel in einem
Wettlauf gegen die Zeit zu verhindern.
Mit "Ashfall" kommt einer der ersten koreanischen Katastrophenfilme und die Koreaner beweisen damit eindrucksvoll, dass sie genauso gut kitschige
Katastrophenfilme voller Klischees und abenteuerlicher Szenarien
zusammenschustern können, wie Hollywood das für gewöhnlich tut. "Ashfall" hält sich nicht mit einer langen Einführung auf, sondern lässt die erste Katastrophe nach nur wenigen Minuten erfolgen. Als Zuschauer wird man somit unverzüglich ins Geschehen involviert und bekommt qualitativ sehr gemischte Effekte geboten. Auf prächtige Computereffekte folgen auch sehr kurios und eher billig wirkende, die den zuvor sehr guten Szenen nicht gerecht werden. Glücklicherweise wirkt sich das nicht negativ auf das Gesamtwerk aus. Die Regisseure und Drehbuchautoren Byung-seo Kim und Hae-jin Lee setzen neben einem rasanten Tempo vor allem auf viel handgemachte Action, die durch schöne Aufnahmen zutage kommen. Neben der Katastrophe selbst und den Auswirkungen auf die Länder kommt es auch zu ausgiebig vielen Schießereien und glaubwürdigen Auseinandersetzungen.
Obwohl es sich hier in erster Linie um einen Katastrophenfilm handelt, befinden sich im Film auch viele Aspekte eines Politthrillers. Die politischen Konflikte zwischen den Nationen sind überraschend authentisch und zeigen die USA mal in einer nicht sich selbst beweihräuchernden Art. Vieles davon entsteht auch durch die Darstellung des Doppelagenten, dessen Absichten der Handlung einen besonderen Anreiz verleihen. "Ashfall" nimmt sich dann allerdings häufig weniger ernst als es diese Handlungen vermuten lassen. Immer wieder bleibt Raum für Humor, der an einen Buddy-Movie erinnert. Dadurch leidet die Ernsthaftigkeit der Situation, in der sich die Figuren befinden. Es fühlt sich gerade dann nicht stimmig an, wenn es zu dramatischen Dialogen kommt. Um das
Ganze noch etwas dramatischer zu gestalten, hat der Leiter der Mission
die in solchen Filmen längst übliche, hochschwangere Frau zuhause. Bemüht man sich aber die Handlung nicht zu sehr ernst zu nehmen, dann machen die meisten Szenen Spaß und steigern den Unterhaltungswert des Films, was in erster Linie dem starken Cast zu verdanken ist. Laut den Machern hat man es auch geschafft, für die jeweiligen Rollen seinen Wunschdarsteller zu besetzen.
Byung-hun Lee ist vielleicht durch seine Teilnahme an Hollywood Blockbustern, wie "G.I. Joe" und "R.E.D. 2" der breiten Masse am bekanntesten unter den Darstellern des Films. Einmal mehr präsentiert er sich und seine Figur in einer sehr ansprechenden Art und Weise. Des Weiteren sticht vor allem Hauptdarsteller Jung-woo Ha ("Die Taschendiebin") heraus. Mit zunehmender Laufzeit wächst einem sein Charakter trotz oder besonders wegen seiner beinahe tollpatschigen Art immer mehr ans Herz. Man merkt Byung-hun Lee und ihm auch an, dass die Chemie passt, und es macht Spaß, den beiden beim Zusammenspiel zuzusehen. Auch wenn seine Rolle etwas kleiner ausgefallen ist, macht ebenso Dong-seok Ma eine gute, wenn auch für ihn untypische, Figur. Während er in "Train To Busan" oder "The Gangster, The Cop, The Devil" eher schlagkräftige Rollen hatte, ist seine Verkörperung eines Wissenschaftlers mal etwas Ungewohntes, was ihm aber überaus sympathisch und gut gelingt. Den Cast ergänzen noch Hye-jin Jeon, die als Regierungsangestellte eine starke Figur abliefert, und Su-zy Bae, die als hochschwangere Frau von Figur Jo der Handlung noch eine zusätzliche dramatische Note verleiht.
Rein optisch ist "Ashfall" durchaus konkurenzfähig, der Aufwand
bei Effekten und Ausstattung ist klar erkennbar. "Ashfall" ist kein Meisterwerk, aber ein sehr unterhaltsamer Actionkracher, der aus allen Rohren feuert und alles explodieren und zu Bruch gehen lässt, was gerade zur Verfügung steht. Man mag unter Umständen behaupten, dass die Handlung hanebüchen ist, aber hierbei darf man nicht vergessen, dass es sich um einen Katastrophenfilm handelt. Byung-seo Kim und Hae-jin Lee haben sich erkennbar am westlichen Blockbusterkino orientiert, und dennoch schafft es "Ashfall", sich von eben diesen abzusetzen. Denn auch wenn der Genre-Mix nicht immer funktioniert, gelingt es den Machern, die Wesenszüge des koreanischen Kinos beizubehalten und ein angenehm unterhaltsames Werk abzuliefern. Das liegt auch an dem wirklich erstklassigen und gut aufgelegten Cast und an den schön handgemachten Actionsequenzen, die ohne die üblichen CGI-Effekte funktionieren und mehr als anschaulich wie ansprechend sind.
6/10
Von CAPELIGHT PICTURES erschien der Film hierzulande in einem tollen Mediabook:
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