Sonntag, 12. Juli 2020

[KINO FFFnights] Malasaña 32 - 32 Malasaña Street (2020)

https://www.imdb.com/title/tt10952782/

Die Familie Olmedo zieht vom Land in die Großstadt, in der Hoffnung mehr Geld zu verdienen, und ein besseres Leben führen zu können. Von Anfang an läuft es jedoch schlecht, eines der Kinder wird entführt und als die Dinge immer mysteriöser werden, offenbart sich ein böses Wesen, welches fortan die Familie in Angst und Schrecken versetzt. Einzig ein spirituelles Medium kann die Familie retten und versucht mit ihnen die Geheimnisse des Hauses aufzudecken...

"Malasaña 32" liest sich, als hätte man das alles schon mal so oder so ähnlich gesehen. Eine Familie, die in ein altes Haus zieht, in dem irgendetwas passiert ist und welches überdies schon so aussieht, als würden dort merkwürdige Dinge passieren. Doch wie das so ist, lässt sich auch hier die Familie, die ihr Glück in der Großstadt Madrid sucht, nicht von den barocken Wänden mit dunklen, verschnörkelten Tapeten und der völlig unzureichenden elektrischen Installation vom Einzug in Appartement 3B der "Malasaña 32" abhalten. Das Jahr ist 1976 und spielt 4 Jahre nach den mysteriösen Ereignissen. Für Zuschauer, die gar nichts mit Mathematik am Hut haben sind die zu Beginn einführenden Textafeln überbordernd hilfreich. Der spanische Regisseur Albert Pintó widmet sich mit seinem zweiten abendfüllenden Spielfilm dem Geistergrusel und lässt schon bald merkwürdige Dinge in der Wohnung der Familie Olmedo geschehen. Und man mag es kaum für möglich halten, doch er schafft es, in dieser längst etablierten Welt des Grusels neue Weg zu gehen und den Zuschauer sogar mittels perfekt getimter Jumpscares wieder einmal zu erschrecken.

Zwar wird auch in "Malasaña 32" das Rad auch nicht völlig neu erfunden und nur wenig gänzlich neue Ideen serviert, doch Pintó weicht ab und zu vom althergebrachten Pfad ab und baut seine Story nicht vorhersehbar eindimensional auf und verwebt lieber drei sich auf die Kinder der Familie konzentrierende  Handlungsstränge miteinander. Hat sich die Grundprämisse erst einmal etabliert, setzt Regisseur Albert Pintó dennoch auf Althergebrachtes. "Malasaña 32" geht sogar so weit, gewisse Szenen des Genres zu kopieren und dies ist durchaus auffallend. Obwohl modernes Horrorkino längst aus den Kinderschuhen der dunklen Räume und Heben des Lautstärkepegels heraus gewachsen ist fesselt (und erschreckt) "Malasaña 32" mit genau diesen Elementen - auch wenn der erfahrene Zuschauer ahnen könnte, wann etwas passiert. Die tatsächlich Auflösung allerdings werden wohl nur die wenigsten in ihrer Gänze vorhersagen können.

Die Ideenlage, um den Zuschauer zu erschrecken, ist also trotz etablierter Elemente auf einem guten, sogar sehr gutem Niveau, doch auf der Haben-Seite steht zusätzlich das Drama um die Familie, welche dann tatsächlich auch etwas mehr Raffinesse aufweisen kann. Die Situation und Vergangenheit der Olmedos ist teilweise viel interessanter als das unheimliche Wesen in dem Haus (das ist beleibe kein Spoiler), aber Pintó nimmt nur selten darauf Bezug und verlässt sich lieber auf die Kombinationsgabe der Zuschauer. Dabei hilft die anfänglich etwas undurchsichtige und sehr bald auch verängstigte Begoña Vargas als Tochter Amparo und Iván Marcos strenger, jedoch liebender und stets aufrecht handelnder als Vater Manolo der Familie. Der zweite Sohn, Pepe (Sergio Castellanos), bleibt trotz auf ihn ebenso einstürzender Ereignisse blass und wird zur Randfigur degradiert, selbst der primär betroffene 5-jährige Rafael (Iván Renedo) und seine Mutter Candela (Bea Segura) sind oft nur Mittel zum Zweck. Das funktioniert erstaunlich gut, zumal so der Dreh- und Angelpunkt recht schnell etabliert wird und der Fokus nicht ständig verschwimmt.

"Malasaña 32" ist unterm Strich sicher kein völliges Novum, doch Dank hervorragendem Timing im Grusel, der straffen Erzählweise ohne größere und uninteressanter Längen, der perfekt agierenden Schauspieler und dem hervorragendem Setting hebt sich der Film deutlich aus dem Einheitsbrei von Gruselfilmen der letzten Jahre ab. Wer demnach als Freund vom gepflegten Grusel mittlerweile nicht zu abgestumpft ist und bereit ist, Filmen wie diesem immer wieder eine Chance zu geben, dem sei "Malasaña 32" ans Herz gelegt - enttäuscht wird man hier keinesfalls.

7,5/10

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