Der Kinderarzt Chris (Robin Williams) und seine Ehefrau Annie (Annabella
Sciorra) sind ein Paar wie für einander geschaffen. Doch das Schicksal
spielt ihnen übel mit: Erst sterben die beiden Kinder bei einem Unfall,
und Chris fällt es schwer, seine Frau darüber hinwegzutrösten. Doch dann
kommt auch noch Chris bei einem Unfall um. Annie, die als
Gemälderestauratorin arbeitet, versucht, mit Hilfe von Malen über ihr
Schicksal hinwegzukommen. Chris kann Annie von seiner Himmelsstation aus
dabei beobachten, doch er kann ihr nicht helfen. Schließlich nimmt
Annie sich das Leben. Aber weil sie Selbstmord begangen hat, landet sie
nicht bei Chris auf der Himmelsstation, sondern in der Hölle. Chris
beschließt, alles daran zu setzen, sie dort zu finden und zu retten. Er
riskiert die Ewigkeit im Hades für die kleine Chance, seine Frau in den
Himmel zu holen...
Ein gleich zu Beginn sehr tragischer Film, der den Zuschauer packt und berührt. Man kann sich aber bereits an dieser Stelle schon eingestehen, dass der Film eine viel größere Wirkung auf Eltern mit (Klein-)Kindern hat. "Hinter dem Horizont" ist ein visuell atemberaubender, aber auch gleichzeitig hart am Kitsch entlang fahrender Film, das gewaltig auf die Tränendrüse drückt. Die Bildersprache ist schlichtweg phantastisch, da gibt es nichts zu beanstanden. Mal meint man, in einem Ölgemälde von Van Gogh oder Monet zu sein, dann wieder in einem farbenfrohen Bild von Bob Ross. Die Verschmelzung von Film und Malerei wurde so schön noch nie gezeigt. Mit 85 Mio. Dollar Spielgeld kann man schon was anstellen. Regisseur Vincent Ward hat allerdings das Problem, dass der durchaus tiefgehende Stoff von Richard Matheson manchmal wirkt wie purer Kitsch. Allzuoft wiederholen sich Taschentuchszenen, als wollte der Regisseur wirklich die ganze Tränendrüse des Zuschauers entleeren. Fast schon aufdringlich emotional begeistern hier Robin Williams und die bezaubernde Annabella Sciorra. Ganz stark auch der Auftritt von Cuba Gooding Jr.. Max von Sydow verleiht dem Ganzen einen Goldrand obendrauf.
Die Schilderung dieser Art Seelenverwandtschaft und der großen Liebe auf den ersten Blick geht wirklich unter die Haut. Zudem wird ein großer Schritt gewagt, Himmel und Hölle zu visualisieren. Wo der Himmel wirkt wie ein Fresko von Michelangelo, erschrickt man vor den Höllenbildern wie bei denen eines Hieronymus Bosch. Die Frage nach dem, was nach dem Tod kommt, und ob es ein Wiedersehen gibt, wird hier Hollywood-like visuell beantwortet. Dennoch erreichen die Dialoge eine erstaunliche Tiefe, und lassen einen still und nachdenklich werden. Das starke Mienenspiel von Williams ist seiner unglaublichen Sensibilität geschuldet. Williams, der von Suchterkrankungen und Depressionen in seiner Karriere begleitet wurde, nahm sich 2014 das Leben. Die Erde hat damit einen ihrer ganz großen Schauspielsöhne verloren. Williams Physiognomie - die des lachenden und gleichzeitig traurigen Clowns - war schlicht einzigartig. Und er konnte wirklich so spielen, dass man weinen muss, weil man ihm einfach alles abnimmt, was er da macht. Mit diesem Wissen avanciert "Hinter dem Horizont" zu einem noch berührenderem Film. Komponist Michael Kamen schrieb, nachdem er Ennio Morricone ersetzt hatte, einen zarten Score, der sehr gut die Szenenbilder des Films unterstreicht. Wohl noch nie so schön wurde eine große Liebe gezeigt, noch nie wurde so schön die Vergänglichkeit auf der Kinoleinwand umgesetzt. Hier muss man die starken Punkte vergeben. Der etwas missglückte Drahtseilakt zwischen Kitsch und Kunst kostet den Film leider ein paar Federn.
9/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Universal Pictures
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