Samstag, 26. Juni 2021

[FFFnights REPRISE] Violation (2020)

https://www.imdb.com/title/tt12801814/

Miriam (Madeleine Sims-Fewer) fährt mit ihrem Mann Caleb (Obi Abili) übers Wochenende aufs Land zu ihrer Schwester Greta (Anna Maguire). Das Verhältnis der beiden Frauen ist angespannt. Auch aus Miriams Ehe ist völlig die Luft raus, das Paar wechselt kaum ein Wort. Einzig von ihrem Schwager Dylan (Jesse LaVercombe) fühlt sie sich angenommen. Als ein feuchtfröhlicher Abend am Lagerfeuer mit ihm unerwartet aus dem Ruder läuft, bricht sich in der verletzten Miriam anschließend eine Wut Bahn, für die es kein Zurück mehr gibt...

Die Worte "nicht" und "stopp" scheinen in ihrer Bedeutung und Absicht ziemlich klar zu sein, aber sie ändern sich komplett, je nachdem, wer sie sagt und welchen Tonfall er benutzt, wie man in dem schockierenden "Violation" sehen kann. Madeleine Sims-Fewer, die zusammen mit Dusty Mancinelli das Drehbuch geschrieben und Regie geführt hat, steht als eine Frau im Mittelpunkt des Films, die in ihrer Rolle als Hauptdarstellerin eine unglaubliche körperliche Leistung abliefert. "Violation" ist ein Rape'n'Revenge-Movie, der in seinen Extremen, von luftiger Verträumtheit bis hin zu unerbittlicher Brutalität, anders ist als alle anderen. Der Film ist zutiefst verstörend in seiner Darstellung von Gewalt - das ist schon sehr harter Tobak. Wer sich auf "Violation" einlässt, sollte auch so wenig wie möglich über bestimmte Handlungspunkte wissen. Aber es genügt zu sagen, dass die warme, intime Ästhetik der ersten Hälfte des Films einem Ansatz weicht, der grafischer, düsterer und direkter ist. Auf eine Art und Weise, die an Lars von Trier erinnert, schaut die Kamera auch bei den blutigsten Szenen nicht weg. Aber es gibt keinen Rausch der Befriedigung in dieser Rache. Es ist einfach nur abscheulich und traurig.

Sims-Fewer und Mancinelli wollen, dass der Zuschauer Miriam klar sieht und erfährt, was sie durchmacht. Und doch ist sie als Figur ein bisschen wie eine Chiffre, trotz Sims-Fewers rauer und engagierter Darstellung. Man erfährt nie, was es mit dem Zerwürfnis mit ihrem Mann auf sich hat, und es gibt absolut nichts Aussagekräftiges über seinem Charakter. Das ist besonders bedauerlich, weil Caleb, der schwarz ist, die einzige farbige Person im Film ist. Problematisch ist auch die Entscheidung der Filmemacher, die Geschichte nicht in chronologischer Reihenfolge zu erzählen. Sie springen in der Zeit auf eine Art und Weise herum, die anfangs verwirrend ist und das Hirn des Zuschauers arbeiten lässt, weil es unklar ist, ob die Momente, die man sieht, vor oder während des Wochenendes des Paares stattfinden. Weiter verwirrend ist, dass diese Szenen auch in der Hütte spielen. Die durcheinander gewürfelte Erzählstruktur erlaubt ein paar Aha-Erlebnisse, schafft aber vor allem eine Distanz für den Zuschauer.

Kameramann Adam Crosby erzeugt eine ätherische Stimmung durch hauchdünne, pastellfarbene Weitwinkelaufnahmen von natürlicher Schönheit sowie durch enge Nahaufnahmen von Fliegen, die in einem Netz gefangen sind, oder einer Spinne, die auf einem Geländer krabbelt. Und Andrea Boccadoros Filmmusik, voll von ächzenden Streichern und zarten, perkussiven Stücken, trägt wesentlich zum beunruhigenden Ton bei. Doch während die Absicht der Filmemacher sicherlich lobenswert ist, ist der Film als Ganzes fast unmöglich zu empfehlen.

6/10

Von NAMELESS Media kommt der Film in HD im auf 444 Stück limitierten Mediabook:    

Quellen
Inhaltsangabe: Nameless/Shudder

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