Donnerstag, 24. Juni 2021

[KINO FFFnights] A Quiet Place Part II - A Quiet Place 2 (2020)

https://www.imdb.com/title/tt8332922/

Nachdem Familie Abbott ihr Zuhause verlassen musste, ist Evelyn (Emily Blunt) nun mit ihren Kindern Regan (Millicent Simmonds) und Marcus (Noah Jupe) sowie dem neugeborenen Baby auf sich allein gestellt. An den unheimlichen Zuständen in der postapokalyptischen Welt hat sich nichts geändert: Die geräuschempfindlichen Biester, die die Erde im ersten Film überfielen, sind nach wie vor auf der Jagd. Jeder unbedachte Laut könnte sie auf den Plan rufen. Die Abbotts versuchen weiterhin, ein halbwegs normales Leben zu führen - ein Leben in absoluter Stille. Als sie den Überlebenden Emmett (Cillian Murphy) treffen, stellt sich für Evelyn bald die Frage, wie es weitergehen soll. Ist es an der Zeit, sich mit anderen zusammenzutun? Und wenn ja, wem kann man überhaupt trauen?

Es erscheint noch immer sehr surreal, wie Regisseur John Krasinski im April 2018 die Kinosäle verstummen lies. Mit "A Quiet Place" gelang ihm ein Kinoerrlebnis, bei dem der Zuschauer von der ersten Minute an kaum wagte zu atmen und penibel darauf bedacht war keine störenden Geräusche zu machen - das es im Kinosaal so unglaublich still war, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können. In seinem Horrorfilm ging es darum, dass hyperakusive Wesen in diese Welt gekommen waren, die sich auf jedwedes lautes Geräusch stürzten und damit einen Großteil der Bevölkerung der Erde ausgelöscht hatten. Nur diejenigen, die fortan in aller Stille lebten, konnten überleben. Kein Wunder also, dass der Zuschauer, der in diesem Film gesogen wurde, nicht einmal wagte zu husten. Unvorstellbar damals die Vorstellung, dass Krasinski eine Fortsetzung zu dieser im Grunde in sich abgeschlossenen Geschichte aus dem Hut hätte zaubern können, doch so ist das nun mal mit Kassenschlagern: kommt der Erfolg, kommt auch ein Sequel. Nun erscheint es auch schwierig, die Regeln für die Fortsetzung aufrecht zu erhalten, doch Krasinski macht genau das: "A Quiet Place Part II" ist gar nicht mehr so quiet, im Gegenteil, er ist bedeutend größer, schneller und lauter und erfüllt damit schon mal das komplette Klischee von Fortsetzungen. Im direkten Vergleich zu seinem Vorgänger fällt auch auf, dass er bedeutend mehr Dialog hat und seine Horror- und Schockmomente sind nicht mehr ganz so subtil.

Doch Krassinski ist clever genug um sein Talent nicht in eine einfache Schublade stecken zu lassen. Er beweist mit der Fortsetzung, dass er in der Lage ist eine perfekte, spannende Unterhaltung abliefern zu können und zu wissen wann es Zeit ist, aufs Gaspedal zu treten oder den Gang rauszunhemen. Auch wenn die Welt, in der "A Quiet Place" spielt,etabliert ist, fühlt sie sich in dem direkten Sequel frisch und interessant an. Der erste Film endete im Wesentlichen auf seinem Höhepunkt, als die Familie Abbott nach etwa 400 Tagen des Terrors endlich das Weite suchten. "A Quiet Place 2" beginnt mit einem köstlich-grausamen Reset und geht zurück zu Tag 1, als noch niemand etwas wusste, was auf die Menschheit zukommt. Der Zuschauer weiß, was am Ende kommt (Krasinskis Plot behandelt den ersten Film als Pflichtprogramm), und das macht die Sequenz bei einem Baseballspiel voller Lärm zu einer besonders nervenaufreibenden Szene. Doch davon hat der Film viele. Allein die blitzartige Gewalt gewöhnt den Zuschauer sehr schnell wieder daran, Geräusche zu fürchten, während die verschiedenen Lösungsstrategien der Protagonisten in diesem Chaos für Spannung sorgen und allein dieser Auftakt bietet eine echt coole Sequenz (obgleich offensichtlich fehlerbehaftet und unlogisch). "A Quiet Place Part II" springt dann direkt an das Ende des letzten Films. Mit ihrem neugeborenen Baby schleicht Evelyn mit ihrer Tochter Regan (Millicent Simmonds) und ihrem Sohn Marcus (Noah Jupe) auf leisen Sohlen über den Sandweg, der zuvor von Lee angelegt worden war. Nachdem es im ersten Teil um die Aufopferung für die Familie ging, geht es in dieser Fortsetzung nun darum, was man aufgeben würde, um anderen zu helfen. Cillian Murphy spielt den trübseligen Emmett, einen Freund der Familie, der sich dieser Frage stellen muss. Er besitzt eine faszinierende Bitterkeit, die Angst machen kann und doch steigert sich der Film in der Angst vor anderen Menschen, die weniger nachgiebig sind als die Abbotts: Es ist schlicht beängstigend, wenn eine Gruppe von Menschen einen anstarrt, ohne ein Wort zu sagen. Mit mehren Handlungssträngen, in denen Krasinski sogar das Baby in Gefahr bringt, geht der Regisseur souverän um, doch er scheitert an einer gewissen Radikalität - nur um es sich dann so einfach wie möglich zu machen und sich auf Altbewährtes zu verlassen. Auch der ursprüngliche Reiz, nämlich minimale, leise Dialoge zu verwenden, wird in "Part II" vernachlässigt.

Die Leistungen der Darsteller indes bleiben solide und intensiv, auch wenn die Geschichte ihnen wenig Raum gibt. Blunt ist eher im geradlinigen Action-Modus, Simmonds  und Jupe sind wahre Profis, wenn es um Gekreische geht, doch beide bringen eine gewisse Zärtlichkeit in diese Geschichte. Die einzige Instanz, die sich schneller bewegt als Michael P. Shawvers Schnitt, sind die Monster selbst. Abgesehen davon, dass sie scheinbar aus dem All kommen, erfährt man nicht viel mehr über sie. Sie werden von Krasinski auch nicht weiter entwickelt und das beweist eigentlich nur, wie schwach sie konzipiert sind. Krasinskis Interesse, gegen die Erklärer-Fankultur anzugehen, ist faszinierend, aber der Mangel an Hintergrund fühlt sich an, als hätte er einfach zu wenig über seine Monster zu sagen. Sie werden hier zu schlichtweg langweiligen Bösewichten, die die Menschen aggressiv zum Schweigen bringen. Das Überraschende an der ganzen emotionalen Erfahrung von "A Quiet Place" verblasst hier größtenteils, vor allem, weil sich das alles mit einer betäubenden Menge an maximal lauten Geräuschen entfaltet; Marco Beltramis Score bringt die meditativen Themen des Originals ein, wenn er nicht gerade versucht, den Zuschauer mit dumpfen Bässen in den hinteren Teil des Kinos zu blasen. Aber die Momente, in denen Menschen und Monster aufeinandertreffen, sind unglaublich kinetisch und schaffen es, dass man an nichts anderes in der Geschichte denkt als an den Terror auf der Leinwand. Zusammen mit Kameramann Polly Morgan und Cutter Shawver erweist sich Krasinski als äußerst versiert im Aufbau und in der Schichtung von "In Your Face"-Sequenzen, besonders wenn drei verschiedene Handlungsstränge ihren Höhepunkt erreichen und Charaktere um ihr Leben schreien. Eine von Krasinskis besten visuellen Leistungen sind zwei Szenen, die den Zuschauer in eine Mittendrin-Perspektive versetzen, wie z.B. zu Beginn, als Evelyn versucht, vor einem auf sie zukommenden Bus zu entkommen. Diese spannenden Sequenzen geben dem Film zu Beginn und am Ende viel Adrenalin und wirken wie ein Wink des sich noch entwickelnden Krasinski: Er setzt auf "Enjoy Your Ride"-Filmemachen, auch wenn das zur Passivität des Zuschauers führen kann. Bleibt zu hoffen, dass "Part III" mehr Raum für das lässt, was die Leute von Anfang an zum Staunen gebracht hat.

7,5/10

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Quellen:
Inhaltsangabe
: Paramount Pictures
Poster/ArtworkParamount Pictures

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