Freitag, 25. Juni 2021

[KINO FFFnights] The Night - The Night: Es gibt keinen Ausweg (2020)

https://www.imdb.com/title/tt8102806/

Babak (Shahab Hosseini) und Neda Naderi (Niousha Jafarian) sind mit ihrer Tochter Shabnam (Leah Oganyan) bei einem anderen Paar mit iranisch-amerikanischen Wurzeln zu Gast. Doch auf dem Heimweg führt sie ihr GPS in die Irre und so landen sie schließlich in einem ebenso alten wie großen Hotel, in dem sie die einzigen Gäste sind. Nachdem sie vom schrägen Mann an der Rezeption (George Maguire) ein Zimmer zugewiesen bekommen haben, häufen sich bald die unheimlichen Vorkomnisse, die im Zusammenhang mit den unausgesprochenen Eheproblemen von Babak und Neda zu stehen scheinen... 

Kourosh Aharis "The Night" ist ein wirklich gutes Debüt. Ein kleiner Film, der sich irgendwie "groß" anfühlt, weil er auch einen weiteren Beweis dafür abliefert, dass ein guter Film nicht unbedingt viel Budget benötigt. Nicht, dass der Film billig aussieht - ganz im Gegenteil - aber wie ähnliche Debütfilme (zum Beispiel "The VVitch") verspricht er weitere zukünftige, interessante Projekte. Die Geschichte beginnt mit dem Ehepaar Babak Naderi (Shahab Hosseini) und seiner Frau Neda (Niousha Jafarian) und ihrer kleinen Tochter, die im Haus eines anderen Paares in Los Angeles herumhängen. Obwohl es größtenteils ein angenehmer Abend ist, ist klar, dass es in der Ehe Spannungen gibt, hauptsächlich wegen Babaks offensichtlichen Trinkproblem. Auf dem Heimweg streiten sie sich im Auto - Hauptsächlich darum, ob Babak am Steuer sitzen soll - und verirren sich. Ihr Navigationssystem spielt ohne ersichtlichen Grund verrückt, und es werden erste Hinweise laut, dass irgendetwas nicht stimmt. Da sie sich unwohl fühlen, beschließen sie, im Hotel "Normandie" zu übernachten - eines von vielen Handlungselementen in "The Night", das einer strengen logischen Prüfung nicht unbedingt standhält, da das Paar angeblich nur 30 Minuten entfernt wohnt, aber es ist hier (wie so oft) am besten, sich einfach auf den Film einzulassen und solche Ungereimtheiten hinzunehmen. Hier wechselt "The Night" in den "The Shining"-Modus, in dem Babak, Neda und ihr Kind einchecken und beginnen, immer unheimlichere Dinge zu hören und zu sehen.

Der Drehbuchautor Ahari und Co-Autor Milad Jarmooz verwenden gekonnt Kubricks Stil und fügen eine manchmal etwas zu theatralische Komponente hinzu, die die gesamte Spannung der Geschichte auf die Darstellerleistung auslegt und diese mit visuellen und musikalischen Schnörkeln verstärkt. Räume, Gänge, Gassen und Straßenlandschaften, die im wirklichen Leben unauffällig erscheinen würden, werden surreal verdreht, sodass ihnen plötzlich etwas Unheimliches beiwohnt. Kleine Nebensächlichkeiten, wie ein tropfender Wasserhahn oder das Surren eines Neon-Schildes, dass einen quält, wenn man sich aufgrund von Schmerzen und Stress eh schon in den Schlaf zwingen muss, tragen zur unangenehmen Stimmung von "The Night" bei. Zudem mischt Ahari dem Film eine bittesüße Note einer schwarzen Komödie hinzu, die wunderbar stimmig ist und passt. 

So zeigt der Film dem interessierten und gut informierten Horrofilmfan im Endeffekt doch noch etwas Neues - nichts Revolutionäres in Bezug auf Stil oder Thema aber subtile Variationen bekannter Zutaten. Und irgendwann kommt man an den Punkt, an dem glaubt, herausgefunden zu haben, was hier vorgeht und was als nächste passieren wird. Doch dann ändert der Film seine Richtung die Dinge und geht in eine andere Richtung - aber eine lohnende. Ahari, der den Film auch geschnitten hat, scheint sich nicht nur an einigen bekannten Klassikern des modernen Horrors zu orientieren, sondern an einer früheren Form des europäischen Kunstkinos, in denen realistische Situationen in Form von Metaphern dargestellt wurden, so trocken, dass man sie akzeptieren musste. Kafkaesk, wie man sagen würde, wie ein Traum, der sich anfühlt, als würde alles tatsächlich passieren, bis man feststellt, dass sich zu viele Dinge abwegig anfühlen.

7/10

Quellen
Inhaltsangabe: Koch Films

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