Amélie (Mathilde Lamusse), Bintou (Suzy Bemba) und Morjana (Samarcande Saadi) vertreiben sich den Sommer in den Pariser Banlieues mit Sprayen, Dance Battles und Joints. Die drei abgebrühten Mädels sind nicht auf den Mund gefallen und würden füreinander alles tun. Bei einem ihrer Streifzüge durch die Nacht entdeckt Amélie unter einer abblätternden Tapete das Wort "Kan-disha". Morjana kennt die alte marokkanische Spukgeschichte über den Geist einer schönen Frau, der als rachelüsterner Dämon über Männer richtet. Natürlich machen sich die Freundinnen über die verstaubte Legende lustig. Als
Amélie
angegriffen und gedemütigt wird, beschwört sie in einem Wutanfall eben
diesen Dämon herauf. Am nächsten Morgen ist ihr Angreifer tot. Man
könnte
es als Zufall abtun, wäre da nicht die Tatsache, dass kurz darauf ein
weiterer ihrer männlichen Freunde ermordet wird...
Der Film beginnt mit einer weiten Aufnahme der hoch aufragenden, tristen Wohnblocks in einem nicht näher bezeichneten städtischen Teil Frankreichs. Bustillo und Maury nehmen sich Zeit, vielleicht ein wenig zu viel Zeit, um dem Zuschauer die Welt zu zeigen, in der ihre starken weiblichen Protagonisten leben. Mathilde Lamusse, Suzy Bemba und Samarcande Saadi bringen zusammen eine hervorragende Chemie auf die Leinwand. Ihre Darstellung ist damit auch Dreh- und Angelpunkt der eigentlich völlig banalen und eigentlich schon recht altbackenen Geschichte, und alle drei schaffen es so, den Zuschauer zu integrieren. Nachdem klar ist, dass hier wirklich böse Mächte am Werk sind, ist es (wieder einmal) die Aufgabe der Drei, den Dämon aufzuhalten und herauszufinden, wie man dies am besten tut. Dies gipfelt immerhin in einem ansprechenden Finale, bis dahin gibt es ein paar teilweise derbe blutige Einstellungen. Erneut haben Bustillo und Maury eine stringente Herangehensweise an die Struktur ihres Films, die lobenswert ist, auch wenn man ihnen die Handlung vielleicht nicht ganz abkauft. Sie stellen Erwartungen und Regeln auf und halten sich daran - und lassen ebenso einen finalen Twist aus. Was dabei herauskommt, ist ein weiteres passables Stück Horror vom Autor-Regie-Duo Alexandre Bustillo und Julien Maury, das vielleicht nicht so rasant ist wie ihre vorherigen Arbeiten, aber es ist trotzdem ein solides Werk. "Kandisha" ist solide und unterhaltsam, aber auch etwas träge. Sie erweitert die Palette der urbanenen Legenden um ein weiteres Monster. Okay. Was schön ist, ist der sanfte Anklang an Feminismus, wenn die drei Protagonistinnen das Kommando übernehmen. Gruselig, blutig und sicher einen Blick wert, doch an "Inside" kommen Bustillo und Maury wohl nie mehr heran.
6/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Tiberius Film
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