Federal Agent Aaron Falk (Eric Bana) kehrt nach über zwanzig Jahren in seine Heimatstadt zurück, um der Beerdigung seines Jugendfreundes Luke beizuwohnen, der angeblich seine Frau und sein Kind getötet hat, bevor er sich selbst das Leben nahm - ein Opfer des Wahnsinns, der diese Gemeinde nach mehr als einem Jahrzehnt der Dürre heimgesucht hat. Als Falk widerwillig zustimmt, zu bleiben und das Verbrechen zu untersuchen, reißt er eine alte Wunde auf - den Tod der 17-jährigen Ellie Deacon. Falk beginnt zu vermuten, dass diese beiden Verbrechen, die durch Jahrzehnte getrennt, miteinander verbunden sind. Während er darum kämpft, nicht nur Lukes Unschuld, sondern auch seine eigene zu beweisen, sieht sich Falk mit den Vorurteilen gegen ihn und der aufgestauten Wut einer verängstigten Gemeinde konfrontiert. Wer sagte vor all den Jahren nicht die Wahrheit? War es die Last der Lüge, die Luke nun zu seiner Tat trieb? Bleischwer wiegen die Geheimnisse der kleinen Stadt, die Aaron schrittweise ans Licht bringt...
"The Dry" ist die Verfilmung des gleichnamigen internationalen Bestsellers von Jane Harper aus dem Jahr 2016, beginnt mit Luftaufnahmen des ausgedörrten Landes in Kiewarra, einer Bauerngemeinde irgendwo außerhalb von Melbourne, die schon längst keine Landwirtschaft mehr betriebt. Robert Connolly führte hier Regie bei diesem außergewöhnlichen Krimi-Thriller, doch die Atmosphäre ist in keiner Weise generisch und die immense Hitze in jeder Szene zu spüren. Das Gleiche gilt für die Gemeinschaft, die sich inmitten dieser Wüstengegend zusammenkauert. Sie alle gefangen, nicht nur durch die Dürre, sondern auch durch zwei durch Jahrzehnte getrennte Verbrechen, die den ganzen Ort verbrennen zu droht.
Faszinierende Rückblenden, die in subjektiven Fragmenten präsentiert werden, sind in den Film eingestreut und unterbrechen Aaron Falks (Eric Bana) Ermittlungen in der Gegenwart. Die Editoren Nick Meyers und Alexandre de Franceschi liefern hier einen kunstvollen und sensiblen Job ab, indem sie eine Collage der Aktivitäten der Gruppe von vier Freunden - Ellie (BeBe Bettencourt), Luke (Sam Corlett), Gretchen (Claude Scott-Mitchell) und Aaron (Joe Klocek) - geschaffen haben, die zu Ellies Tod führen. Die Rückblenden zeigen nie zu viel, sie enthüllen ihre Wahrheiten eher langsam und ungewollt, manchmal springen sie auch vor oder zurück. Diese Herangehensweise macht den Zuschauer zum Detektiv, der versucht, die bereitgestellten Informationen zu interpretieren. Luke scheint Ellie zu verfolgen (wenn auch auf eine raue Art und Weise), während Aaron sich stillschweigend in sie verknallt. Gretchen ist ein meist passiver Mitläufer. Falks grimmiges und besorgtes Auftreten zeigt, wie sehr er auf Schritt und Tritt von seinem jungen Ich, seinen jungen Freunden und der schönen, lachenden, dem Untergang geweihten Ellie verfolgt wird.
Im Vrlauf der Geschichte von "The Dry" kommen auch die Rückblenden, die uns immer näher an Ellies Ertrinken heranführen. Aus der Gegenwart heraus, in der Aaron immer noch misstrauisch beäugt wird, lassen diese Rückblenden Zweifel an jedem einzelnen Satz aufkommen, die nicht nur er sagt, sondern jeder andere auch. Aaron trifft sich wieder mit Gretchen (Genevieve O'Reilly), und sie teilen Erinnerungen an Luke, an Ellie. Niemand scheint eine Ahnung zu haben, was Luke auslöste, warum er seine Familie töten würde. "The Dry" ist voll von denkwürdigen Charakteren: der Kleinstadtarzt (Daniel Frederiksen), der gestresste Grundschuldirektor (John Polson), der wortkarge Farmer (James Frecheville), der bei seiner Großmutter lebt: alle diese Menschen haben Geheimnisse, aber ob die Geheimnisse etwas mit dem Verbrechen zu tun haben, ist unbekannt. Aaron muss sich durch all das durchwühlen. Ein Teil der Freude an "The Dry" ist es, diese hervorragende Besetzung in Aktion zu sehen. Kameramann Stefan Duscio liefert enorme Weitwinkelaufnahmen des von der Dürre gezeichneten Landes, mit dem Rauch von Waldbränden, der in der Ferne aufsteigt, oder Staubteufel, die sich ihren Weg über ausgetrocknete Felder bahnen, Autos, die in Richtung Stadt rasen und dabei riesige staubige Spuren hinterlassen, was alles ein unheimliches Gefühl von Isolation und Kampf vermittelt. "The Dry" lässt einen nie vergessen, wo man sich befindet. Am deutlichsten wird dies in der Szene, in der Aaron zurück zum Fluss geht, in dem Ellie ertrunken ist. Nur dass der Fluss ausgetrocknet ist und nur eine Höhle übrig geblieben ist, die sich durch die Erde zieht.Bana gelingt es wunderbar, die Zuversicht des "Großstadt"-Cops mit der Angst eines Mannes zu mischen, der sich mit seiner dunklen Vergangenheit auseinandersetzt. Was auch immer seine Schuld in Bezug auf Ellies Tod sein mag oder nicht - und der Film ist ein "Whodunit" auf zwei verschiedenen Spuren - er fühlt sich gehemmt, seine Unschuld zu verkünden. Da ist eine Traurigkeit in Banas Gesicht, in seiner Haltung, eine gequälte Trauer und Schuld, aber darüber liegt die Kompetenz und Gerissenheit eines Cops, der auf verdächtiges Verhalten und Ungereimtheiten achtet. Auf seine eigene, ruhige Art ist es eine sehr effektive und emotionale Darstellung. Die Kritik an der Zerstörung der kleinen Bauerngemeinden durch die Konzerne ist da, aber sie ist kein Plot-Punkt und wird nicht als offene "Botschaft" präsentiert. Und das allgemeine Gefühl der Hilflosigkeit gegenüber Kräften, die viel größer sind als das Individuum, ist ebenfalls in die Atmosphäre eingewoben. Es ist die Textur des Lebens dieser Menschen. Und "The Dry" liefert eine Menge, und diese liefert er mit vollkommen überzeugender Unterhaltung ab.
8/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Leonine
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