http://www.imdb.com/title/tt4263482/
Neu-England im 17. Jahrhundert: Das Ehepaar William (Ralph Ineson) und
Katherine (Kate Dickie) führt mit seinen fünf Kindern ein
tiefreligiöses, christliches Leben am Rande eines unzugänglichen Waldes,
der angeblich von einer Hexe heimgesucht wird. Schon bald häufen sich
hier die merkwürdigen Vorkommnisse, denn die Tiere drehen durch, die
Ernte geht ein und dann verschwindet auch noch der kleine Samuel unter
den Augen seiner Schwester Thomasin (Anya Taylor-Joy). Die
Eltern können sich auf dieses Geschehniss keinen Reim machen und wissen auch nicht mit den Vorwürfen der Zwillinge Jonas (Lucas Dawson) und Mercy
(Ellie Grainger) umzugehen, die Thomasin der Hexerei bezichtigen. Liegt
auf der Familie ein Fluch oder treibt draußen im Wald eine andere,
finstere Macht ihr Unwesen?
Schon der Trailer versprach sehr viel und machte neugierig auf Robert Eggers Debütfilm "The VVitch" ("The Witch"). Und er sollte recht behalten, denn "The VVitch" ist die Art von Horror, dessen angsteinflössende Macht über - zugegeben - billige Skandale und Aberglaube langsam in das Hirn des Zuschauers kriecht. Eggers nächster Film soll "Nosferatu" werden, diesen gilt es im Auge zu behalten.
Die Grundpfeiler in "The VVitch" sind schnell etabliert - der gläubige Exil-Farmer William
(Ralph Ineson) und seine Familie
(Frau, fünf Kinder, darunter ein neugeborenes Baby) werden aus ihrem Dorf aufgrund ihrer religiösen Inbrunst verbannt. Sie
finden in der Wildnis Nord-Englands ein neues Stück Land und schlagen ihre Zelte auf, in der Nähe ein Wald, darunter ein murmelnder Fluss, Hühner, ein sehr karges Maisfeld, welches noch dazu von Fäulnis befallen wird, Ziegen, Raben und der schwarze Bock, genannt der "schwarze Phillip". Das Leben ist so schon hart, aber als das Baby von jetzt auf gleich unter mysteriösen Umständen verschwindet, macht sich schnell Zwietracht in der Familie breit und alle Anzeichen deuten auf Thomasin (grandios: Anya Taylor-Joy), die älteste Tochter. Es ist erstaunlich, wie Eggers es schafft, dass selbst der Zuschauer immer im Glauben an die eine böse Hexe gehalten wird, während der wahrer Horror aus dem Inneren der Familie Bahn bricht. Er lässt die bitteren Vorwürfe und Anschuldigungen über teils hysterische Umwege sich in blindem Glauben ergießen.
Es geht spannend zu in "The VVitch" und die Besetzung reagiert bewunderswert. Immer am Ball, authentisch, dystopisch, hysterisch. Vor allem Ralph Ineson und Kate Dickie passen wunderbar als Eheleute zusammen und harmonieren als Einheit. Vielleicht auch deswegen, weil beide schon in "Game Of Thrones" zusammen vor der Kamera standen. Allerdings sind es die Neulinge, die am Meisten beeindrucken. Harvey
Scrimshaw als der älteste Sohn, dessen erwachende Sexualität als ein Leuchtfeuer für die Hexe zu interpretieren ist, gibt einer der besten
und intensivsten Kinderaufführungen seit Jahren. Vor allem ist es aber Anya Taylor-Joy als Teenager-Tochter Thomasin, die einen bleibenden Eindruck hinterlässt. Mit ihren weit aufgerissenen Augen der Unschuld und Beteuerung und argloser Entwaffnung weiß man nie genau wo sie steht und wer sie ist. Als dieses Pulverfass einer Familieneinheit explodiert, zeigt Eggers bewundernswerte Kontrolle. Eine letzte Sequenz, in der Eggers und Kameramann Jarin Blaschke ein Bild halten, welches wie eine Ewigkeit für sich selbst steht, hält eine schier unerträgliche Spannung inne. "The VVitch" ist sicher kein Film für jedermann, schon gar keiner für Gorehounds. Aber alle anderen bekommen einen beeindruckend bedrückenden Film im Stile des viktorianischen Englands vorgesetzt. Großartig.
8,5/10
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