Mittwoch, 24. Juni 2020

Cipolla Colt - Zwiebel-Jack räumt auf (1975)

https://www.imdb.com/title/tt0072785/

Der skrupellose Öl-Magnat Lamb (Martin Balsam) tyrannisiert die texanische Kleinstadt Paradise City. Die ansässigen Farmer werden zum Verkauf ihres Guts gezwungen. Wer sich weigert, wird von Lambs Leuten umgebracht. Doch dann kommt der Revolverheld Zwiebel-Jack (Franco Nero) in die Stadt und der kann nicht nur scharf schießen. Dafür hat Zwiebel-Jack ein sprechendes Pferd mit offensichtlichen Verdauungsproblemen, die Hose voller Knollengewächse und ein Grundstück mit kostbarem Erdöl im Boden. Letzteres interessiert unseren Helden aber weniger. Er will dort nur Zwiebeln pflanzen, im Gegensatz zu den ehrenwerten Herrschaften von der Super-Oil Company...

Das klingt schon doof? Ist es auch. Der Film von Enzo G. Castellari orientiert sich eindeutig an "Mein Name ist Nobody" mit Terence Hill, was in der deutschen Version natürlich durch den Einsatz von dessen Stammsprecher Thomas Dannenberg noch verstärkt wird. Dieser leiht Franco Nero ebenfalls seine Stimme und auch sonst - das ist sogar das Beste am Film - kalauert die berühmte Rainer-Brandt-Synchro munter drauf los. Bei den ulkigen Sprüchen in rotzig-blödem Schnodder-Deutsch muss man gelegentlich einfach grinsen ("Ah, meine Leber." - "Muskelkater angesoffen?"). Dafür kann der Streifen im Original ja nun mal nichts und retten kann es den Kaperkram keineswegs, nur minimal erträglicher machen. Warum auch immer, aber merkwürdigerweise scheint zumindest Nero seinen Spaß an dieser (im Ansatz) völlig dämlichen Parodie von "Spiel mir das Lied vom Tod" zu haben. Hier erbt nicht eine hübsche Witwe, sondern ersteht Zwiebel-Fetischist Jack ein Farmland, hinter dem auch ein skrupelloser Konzernchef her ist. Martin Balsam könnte als "Mann mit dem goldenen Arm" genauso gut auch ein fünftklassiger "James Bond"-Bösewicht sein, sollte vielleicht mal darüber nachdenken, seinen Agenten für solche Rollenangebote zu ohrfeigen, darf aber immerhin einen tuntigen Adolf Hitler (kein Scherz!) seinen Untertanen nennen. Egal wie merkwürdig das klingt, bei "Zwiebel-Jack räumt auf" wird ohnehin alles wirr zusammengeworfen, was man damals nach zwei Flaschen Grappa wohl als komisch eingestuft hat.

Eine affige Italo-Western-Persiflage mit Kindergarten-Humor, eine Prise "Mr. Ed" (warum der Gaul auch immer spricht und warum das komisch sein soll - man weiß es nicht), abgeschmeckt mit Slapstick-Verfolgungsjagden a là Benny-Hill, billigstem Klamauk, zeitgeschichtlichen, deshalb noch lange nicht lustigen Anspielungen und ganz schlimmen, hochnotpeinlichen Schwulen-Witzchen, die man bald schon homophob nennen könnte. Mag man den Machern aber nicht ernsthaft unterstellen, dafür ist das Ganze einfach zu infantil, das könnte ein 8-jähriger geschrieben haben. Das dürfte auch in etwa die Zielgruppe sein. Erwachsene Menschen müssen sich das gesundheitsgefährdend schön saufen und selbst dann... Bei gefühlt 200 alternativen Spencer/Hill-Filmen gibt es echt kaum Argument für diesen Schwachsinn - außer, dass man sich mit diesem überdrehten, hochgradig bescheuerten "Nobody"-Rip-Off als Kuriositäten-Liebhabern "weiterbilden" möchte.

5,5/10

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