Miles (Daniel Radcliffe) ist ein echter Loser, der bislang einfach nur in den Tag hineingelebt hat. Doch das ändert sich, als er von der gnadenlosen Organisation "Skizm" gezwungen wird, in einem modernen Gladiatorenkampf mitzumachen, bei dem Menschen sich gegenseitig bekämpfen müssen, während die brutalen Kämpfe live im Internet übertragen werden. So wird auch bei ihm eine automatische Waffe an jeder Hand befestigt und schon sieht er sich auf einmal der tödlichen Gladiatorin Nix (Samara Weaving) gegenüber, die er töten muss, wenn er nicht selbst sterben will. Statt zu kämpfen tritt Miles zwar zunächst lieber die Flucht an, aber weil er seine Ex-Freundin Nova (Natasha Liu Bordizzo) retten will, ist er schlussendlich doch gezwungen, bei dem Kampf auf Leben und Tod mitzumischen...
Allein schon die Grundprämisse von "Guns Akimbo" macht deutlich Lust auf mehr, denn man stelle sich vor: Eines Morgens wacht man auf und jemand hat einem dicke Schrauben durch die Fingergelenke gebohrt, um damit zwei fette Knarren - mit jeweils exakt 50 Schuss Munition - an den Händen zu befestigen. Und als wäre das nicht schon genug, sind damit alltägliche Dinge, wie Hosen anziehen, Türen (an denen nur ein Knauf befestigt ist) öffnen oder nur ein Handy bedienen, plötzlichr richtig kompliziert. Aber der wahre Albtraum beginnt ohnehin erst auf der Toilette: Nicht nur kriegt man seinen Penis nicht richtig zu fassen, man muss auch höllisch aufpassen, sich nicht selbst die Kronjuwelen wegzuschießen. Mehr als zehn Jahre nach "Crank" und "Shoot 'Em Up" legt der neuseeländische Filmemacher Jason Lei Howden mit "Guns Akimbo" nun einen eigenen hyperkinetischen, superbrutalen High-Concept-Actioner vor, der zunächst einmal mit seiner völlig abgefahrenen Pistolenhand-Prämisse aufhorchen lässt. Aber selbst wenn die folgenden eineinhalb Stunden mit einigen schön kranken Ideen und einer kaum noch nachzuvollziehenden Anzahl von Kopfschüssen aufwarten, erreicht "Guns Akimbo" niemals ganz diesen unwiderstehlichen frenetischen Fluss, der die oben genannten Vorbilder auszeichnete.
Der Film spielt in "Shrapnel City" - angelehnt an die gleichnamige fiktive Stadt aus dem Ego-Shooter "Duke Nukem 3D". Trotzdem erinnert die erste Szene, in der Nix und ihre "Skizm"-Gegner aus Autos unter anderem mit einer Minigun herumballern, viel mehr an die neueren Vertreter des Mega-Franchises "Grand Theft Auto". Selbst wenn im Wohnzimmer von Miles ein "Rambo II"-Poster hängt und ihm ein Van Damme-Actioner an anderer Stelle sogar das Leben rettet, zelebriert Jason Lei Howden auf anderem visuellen Level vor allem die gängigen Stilmittel von Videospielen - von freidrehenden Kamerafahrten über virtuelle Einblendungen bis hin zu extremen Zeitlupen. Dies aber geschieht etwas uneinheitlich und so entwickelt sich kaum ein durchgängiger inszenatorischer Fluss. Auch die viel zu hektischen Schnitte lassen den Zuschauer mehr als einmal die Orientierung verlieren. Die Videospiel-Ästhetik hingegen wird auch bei den Gewaltdarstellungen übernommen - so spritzen in den Shootout-Szenen meist sich stark ähnelnde CGI-Blutfontänen durch die Luft. Grundsätzlich passt diese Entscheidung sicherlich ins visuelle Konzept, aber so nutzt sich die Provokation natürlich auch ziemlich schnell ab und nach dem fünften Kopfschuss verliert die ausgestellte Hypergewalt drastisch an Wirkung. Was nicht heißt, dass "Guns Akimbo" deswegen schlecht ist, nur gänzlich neue Ideen bleiben aus.
Zum Glück nimmt sich "Guns Akimbo" aber selbst zu keiner Sekunde ernst - vor allem nicht, wenn man Miles mit Pistolenhänden zwischen einer ausgeleckten Meth-Packung und einem gebrauchten Kondom nach einem halben weggeworfenen Hotdog stochern sieht. So ist das Ganze angemessen kurzweilig, auch wenn einige Albernheiten wie etwa das Unterlegen der Actionszenen mit bewusst unpassenden Popsongs ganz schön strapaziert werden und Gags, in denen einer der Beteiligten gar nicht mitbekommt, wie um ihn herum das ganze Büro in Einzelteile zerballert wird, während er sich in voller Lautstärke "You Spin Me Round" anhört, auch nicht mehr ganz frisch sind. Daniel Radcliffe nimmt man den Part als programmierender Popkultur-Nerd definitiv ab, zudem ist Miles lange Zeit glaubhaft überfordert mit den Pistolen an seinen Händen - auch wenn er später bei der Stürmung des "Skizm"-Unterschlupfs plötzlich und ohne Erklärung präzise einen Kopfschuss nach dem anderen setzt. Auch hier etablieren sich spätestens weitere Filmfehler, über die man bisher noch großzügig hinwegsehen konnte. "Ready Or Not"-Shooting-Star Samara Weaving hat hingegen eine ziemlich undankbare Rolle: Nachdem Nix erst einmal als Bad-Ass-Braut mit Minigun etabliert ist, wird ihr auf der Zielgeraden noch ein dramatischer Hintergrund angedichtet, den der Film aber selbst nicht ernst nimmt, weshalb die angepeilte Tragik vollkommen wirkungslos direkt wieder verpufft. Am ehesten in Erinnerung bleibt deshalb der krass tätowierte Charakterkopf von Ned Dennehy, der sich hier nach seinem Part als Brother Swan in dem psychedelischen Fiebertraum "Mandy" nachdrücklich für weitere Psycho-Rollen empfiehlt.
7/10
Der Film ist von LEONINE auch im limitierten Mediabook erhältlich:
Quellen:
Inhaltsangabe: Leonine
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