https://www.imdb.com/title/tt8351882/
Ägypten während des Zweiten Weltkrieges. Als britische Soldaten eine junge Frau auf offener Straße angreifen und vergewaltigen wollen, hat General Yousef el-Masri (Amir Karara) genug. Der ehrliche Polizist steckt einen der Angreifer ins Gefängnis. Doch der ist der Neffe des britischen Militär-Gouverneurs von Alexandria und dieser verlangt umgehend die Freilassung seines Verwandten. Als sich el-Masri weigert, rückt das britische Militär auf das Polizeirevier vor und greift an. Die Polizisten müssen ihr Gefängnis verteidigen, denn für sie ist klar: Sie werden nicht aufgeben – auch wenn sie sich dafür unter anderem mit den übrigen Gefängnisinsassen (unter anderem Scott Adkins) verbünden müssen...
Man darf es wohl keinem Zuschauer übel nehmen, wenn man nach der Sichtung von "No Surrender: One Man vs. One Army" mit offenem Mund vor dem Fernseher sitzt und ungläubig mit dem Kopf schüttelt. Denn wenn es im Filmbereich eine Auszeichnung zum Etikettenschwindel des Jahres gäbe, wäre dieser Film ein ganz heißer Kandidat dafür. Da wäre zum einen Scott Adkins, der ganz groß auf dem Poster prangt und auch bei der Besetzungsliste weit vorne auftaucht, dabei aber nur eine ganz kleine Rolle spielt. Seine Figur hat nicht einmal einen Namen (er wird lediglich als "The Crzy One" aufgeführt) und wurde nur deshalb eingebaut, damit die ägyptische Produktion auch ans Ausland verkauft werden kann. Die zweite große Lüge ist, dass der Titel so tut, als wäre hier Non-Stop-Action angesagt. Das stimmt aber nicht.
Man könnte sich sogar darüber streiten, ob "No Surrender" überhaupt die Anforderungen für einen Actionfilm erfüllt. Gut, Action gibt es, gekämpft wird auch und am Ende wird es auf die Konfrontation zwischen ägyptischer Polizei und britischem Militär hinauslaufen, wie angedroht. Allerdings sind es eben zwei Gruppen, nicht ein Mann allein gegen den Rest der Welt, wie der Untertitel behauptet. Und bevor sich diese Gruppen gegenüberstehen, wird erst einmal ausführlich diskutiert und untereinander abgesprochen, was denn nun Sache ist und wie man sich am besten verhalten sollte. Grundsätzlich ist nichts dagegen einzuwenden, es ein bisschen ruhiger angehen zu lassen, vielleicht etwas Drohkulisse aufzubauen und auch die Personen erst einmal vorzustellen. Denn nur wenn der Zuschauer weiß, mit wem er es zu tun hat, klappt das mit dem Mitfühlen und Mitzittern. Das kleine Einmaleins der Spannung. So die Theorie. In der Praxis funktioniert das hier leider nicht annähernd so gut wie erhofft. Das fängt schon mit der Hauptfigur Yousef an, der seine Schwester ohrfeigt, weil diese ihm nicht genügend Respekt entgegenbringen soll. Ihn gleichzeitig für seinen Einsatz für die misshandelte Frau zu huldigen, das passt da nicht so recht zusammen.
Aber auch anderes ist recht fragwürdig, zumindest aus westlicher Sicht. Dass Gott immer wieder thematisiert wird und als Begründung für jede Entscheidung herhalten muss, das ist schon ein wenig befremdlich. Es ist sogar gefährlich, wie in "No Surrender" die Grenzen zwischen Gläubigen und Ungläubigen impliziert werden, zwischen einem von Gott erhörten Volk und dem Rest. Aber es passt auch zu der grundsätzlichen Tonart hier, die schon sehr nationalistisch geprägt ist. Vergleichbar zu chinesischen Filmen über die japanische Besatzung oder Hongkong-Filme, in denen die Engländer verdammt sind, werden die Ausländer grundsätzlich als ehrlose Verbrecher porträtiert, ohne Moral, fies, schlecht. Dabei darf man gern etwas mit den Augen rollen, gleiches gilt für die allgemein kruden Dialoge, die schmerzhafter sind als alle Waffen zusammen.
Zwei Lichtblicke gibt es aber inmitten dieser qualitativen Finsternis. Da wäre zum einen die skurrile Figur der Prostituierten, die endlich einen Stempel will, um arbeiten zu können, und so in die gesamte Geschichte hineinrutscht. Und zum anderen macht sich das Geld für Adkins dann doch irgendwie bezahlt. Wenn er zum Einsatz kommt, ist das inhaltlich zwar nicht einmal ansatzweise gerechtfertigt. Aber es macht doch Spaß, ihm beim Heben seiner Beine zuzusehen, schließlich ist er einer der wenigen "echten" Actionstars, die das Kino noch hat. Für diese brachialen, völlig überzogenen Szenen zum Ende hin könnte man als großer Fan überlegen reinzuschauen. Selbst in der qualitativ überschaubaren Filmografie des Briten gibt es jedoch deutlich Besseres als "No Surrender", der gehörige Pathos zum Schluss ist allenfalls als Fan von Trash noch irgendwie zu ertragen.
4/10
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