Sonntag, 14. Juni 2020

Finale (2018)

https://www.imdb.com/title/tt5039416/

Die dänische Nationalmannschaft steht vor ihrem großen Sieg und Millionen Dänen fiebern vor den Fernsehgeräten mit. Auf der Straße ist kein Mensch unterwegs - nur in einer kleinen Tankstelle schieben die Freundinnen Belinda (Karin Michelsen) und Agnes (Anne Bergfeld) ihre Schicht. Aber so ganz allein scheinen die beiden Mädchen nicht zu sein. Ungewöhnliche Dinge ereignen sich in den Räumen der Tankstelle. Schnell wird ihnen klar, dass sie zum Spielball eines ganz anderen Events geworden sind, in dem es nicht um Sieg oder Niederlage geht. Hier wird um das bloße Überleben gekämpft!

"Finale" basiert auf dem gleichnamigen Roman von Steen Langstrup, der seit Mitte der 90er Jahre düster-blutige Thriller schreibt und von Literaturkritikern als "Stephen King Dänemarks" bezeichnet wird. Regisseur Søren Juul Petersen nahm sich nun in seinem Regiedebüt der Buchvorlage an und erzählt auf zwei Zeitebenen, analog zum Buch, die Geschichte von "Finale". Dabei kreiert er eine durchaus unheilvolle Atmosphäre. Gerade in den Rückblenden, die das Geschehen in der Tankstelle zeigen, erzeugen die gewählten Kameraeinstellungen, gepaart mit der stimmigen Musik, ein sehr kohärentes Gesamtbild.

Im Jetzt sieht der Zuschauer, wie die Protagonistinnen Belinda und Agnes gefangen sind und in einem perversen Spiel bis aufs Blut gequält werden. Die eingestreuten Rückblenden beginnen mit der Schicht der beiden in einer Tankstelle und erzählen, wie es zu der Entführung gekommen ist. Leider tut diese Art der Erzählung diesem Horrorthriller gar nicht gut. Was im Buch vielleicht noch funktionierte, nimmt dem Zuschauer jegliche Spannung und vor allem Tempo, wenn es drauf ankommt. Auch die beiden Hauptdarstellerinnen entsprechen mit ihren Charakterzeichnungen gängigen Genre-Stereotypen, was neben sich den nicht minder ungeschickt agierenden Bösewichten wirkliches Mitfiebern verhindert. Lediglich der bisher in isländischen Produktionen zu erlebende Damon Younger zeigt sich als sadistischer Foltermeister von seiner schrecklichsten aber zugleich auch besten Seite.

Es bleiben ein paar interessante Szenen an der Tankstelle und die wenigen Gore-Szenen, die Fans von Horrorthrillern oder Torture Porn freuen werden. Denn das Malträtieren der an einen Stuhl gefesselten Agnes mit einem Tacker oder das Durchstechen ihrer Brustwarze mit der Sicherheitsnadel eines Namensschilds geraten deftig. Gore-Hounds kommen also durchaus auf ihre Kosten, auch wenn, obwohl gewisse Parallelen nicht von der Hand zu weisen sind, "Finale" sicher kein zweites "Hostel" ist. Gerade aber auch diese Schauwerte führen in "Finale" aber die Kritik am Überwachungsstaat und perversem Voyeurismus ad absurdum, die gerade bei wiederholt eingefügten Szenen aus der Sicht von Überwachungskameras immer wieder betont wird.

"Finale" ist pseudo-hintersinnige Durchschnittsware - gut gefilmt, ansprechend serviert, trotzdem nicht wirklich gelungen und mit dem Unterschied, dass sie mal nicht aus den USA, sondern Dänemark kommt.

6/10

"Pierrot Le Fou UNCUT #20", so lautet der Editionsname des limitierten Mediabooks, welches den Film in der ungeschnittenen Fassung enthält:


Quellen
Inhaltsangabe: Pierrot Le Fou

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