https://www.imdb.com/title/tt0488604/
Student Martin (Elijah Wood) stammt aus den USA, verbringt aber ein Semester in Oxford. Er wohnt bei Mrs. Eagleton (Anna Massey), die eine alte Freundin des Mathematikprofessors Arthur Seldom (John Hurt) ist. Der vertritt die Theorie, dass keine endgültige Wahrheit existiert. Als Martin zusammen mit dem Professor, den er sehr verehrt und zu gerne als Doktorvater hätte, die Leiche von Mrs. Eagleton auffindet, beginnt für die beiden Mathematiker die Entschlüsselung einer Symbolreihe, die mit dem Mord in direktem Zusammenhang steht. Was treibt den Killer an? Geht es ihm nur darum, Seldoms Intellekt herauszufordern, oder steckt noch etwas anderes dahinter?
"Die Pythagoras-Morde" lautet der der Titel des zugrunde liegenden Buches von Guillermo Martínez, welcher 5 Jahre später unter dem Titel "The Oxford Murders" von Álex de la Iglesia verfilmt wurde. Allein schon die Faszination hinter diesem Titel und der damit verbundene Schauplatz wecken Neugier beim interessierten Zuschauer. Aber natürlich ist es hier nicht allein Oxford als Schauplatz, sondern die besondere Atmosphäre, die vermittelt wird und Oxford bietet schlicht und ergreifend ein grandioses Setting für Krimigeschichten jeglicher Art, insbesondere aber, wenn sie so klassisch daherkommen wie diese hier.
Denn was an "Oxford Murders" so gut gefällt, ist, dass es hier ganz altmodisch einmal nicht um Faserreste und DNA-Spuren geht, sondern stattdessen Rätsel zu lösen sind und der Bösewicht folglicherweise also auch kein geistig schlichter Aggressor ist. Damit einher geht nämlich, dass sich die beiden Protagonisten Martin (Elijah Wood) und Arthur (John Hurt) in mathematischen wie auch teils philosophischen Exkursen über Wittgensteins Theorien oder Gödels Unvollständigkeitstheorem ergehen, was unbestreitbar einen enormen Unterhaltungswert bietet. Der gesunde Mittelweg, den Regisseur und Drehbuchautor Álex de la Iglesia beschreitet, einerseits sind die Diskurse auch für den Laien verständlich und nachvollziehbar, andererseits hatte man als Zuschauer nicht das Gefühl, bevormundet oder belehrt zu werden, indem die ach so komplizierten Theorien in einfache Worte gekleidet wurden, ist fesselnd und holt den Zuschauer perfekt ab. Es mag sein, dass diese Unterhaltungen einem Mann vom Fach nur ein müdes Achselzucken entlocken, doch für den "Otto-Normal"-Zuschauer sind diese äußerst ergiebig und stilgebend für den Film.
So einwandfrei sich "Oxford Murders" aber stilistisch wie inszenatorisch gibt, muss er sich doch bei der Besetzung einige Vorwürfe gefallen lassen. Zuvorderst fällt auf, dass man Elijah Wood den Sunny-Boy und Womanizer leider nicht recht abnehmen will, des Weiteren steht er hinter dem wie beinahe immer herausragenden John Hurt in einigen Dingen nach, was aber kaum verwunderlich ist. Auch die beiden weiblichen Hauptrollen, gespielt von Leonor Watling und Julie Cox, funktionieren nur halb, da sich keine rechte Sympathie einstellen will. Am schlimmsten aber traf es Burn Goman, der Martins Zimmergenossen und russischen Austauschstudenten Podorov verkörpert.
Im wilden Wechsel zwischen Belanglosigkeit und drastisch übertriebenem Spiel zwischen Karikatur und Stereotyp wird einem bis zuletzt nicht klar, was seine Rolle in dem Film zu erreichen suchte, respektive, ob man den Nebenplot um die Figur nicht der Stringenz willen auch hätte ad acta legen können.
Immerhin - wie bereits erwähnt - reißt John Hurt vieles raus und entschädigt für viele Besetzungs-Unstimmigkeiten, ebenso wie die genannten Zwiegespräche und der sich nach und nach entfaltende moralische Konflikt. Die Auflösung indes ist ein wenig enttäuschend, wenn auch unerwartet, sodass zumindest der große Knall und die Erkenntnis fehlt, während stattdessen in ruhigen Worten eruiert wird, wie sich alles so hatte zutragen können. Doch trotz all der Kritik unterhält und fasziniertder Film wunderbar und ist Freunden klassischer Ermittlungsarbeit sehr zu empfehlen. "Oxford Murders" ist sicher kein Meilenstein des Genres, aber durchaus solide und mit einer klar durchschimmernden literarischen Vorlage, aus der man bei differierender Besetzung beileibe hätte mehr machen können, die aber trotzdem durchaus überzeugt.
7/10
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