Donnerstag, 4. Juni 2020

Freaks - Freaks: Sie sehen aus wie wir (2018)

https://www.imdb.com/title/tt8781414/

Ein Vater (Emile Hirsch) sperrt seine 7-jährige Tochter (Lexy Kolker) in einem Haus ein, um sie vor einer angeblichen Gefahr von außerhalb zu beschützen. Die kleine Chloe kann nicht verstehen, wovor ihr Vater solche Angst hat und auch, warum regelmäßig seine Augen bluten, ist ihr ein Rätsel. Sie vermutet, dass auch mit ihr selbst etwas nicht stimmen könnte, doch da ihr Vater sich in Schweigen hüllt, beschließt sie schließlich, eine Fluchtmöglichkeit wahrzunehmen: Als der undurchschaubare Eisverkäufer Mr. Snowcone (Bruce Dern) auftaucht, schließt sie sich diesem kurzerhand an...

"Freaks" schmeißt den Zuschauer direkt ins Szenario und macht sofort neugierig auf mehr. Er erzeugt dabei gleich zu Beginn eine angespannte, interessante und mysteriöse Atmosphäre, welche schon beinahe Kammerspielartig anmutet. Aber irgendwann wird aus dem Szenario eine klaustrophobische Übung in Paranoia. "Freaks" hat vor, die Erwartungen des Publikums spielerisch und emotional untergraben, ist mit seinen etwas willkürlich wirkenden Wendungen im zweiten Teil aber bei weitem nicht so originell wie er zunächst erscheint. Trotz einiger Andeutungen tappt der Zuschauer für eine ganze Weile im Dunkeln, doch die anfänglich aufgeworfenen Fragen sind erheblich faszinierender als die folgenden Antworten. Dabei wird die Spannung anfänglich aber noch gut gehalten und weiß in Verbindung mit den undurchsichtigen Umgebung und den starken Darsteller um Emilie Hirsch, Bruce Dern und der jungen Lexi Kolker zu überzeugen.

So interessant hier auch eine herzliche Familiengeschichte mit elterlicher Überwachung kombiniert wird, die Angst vor dem Unbekannten, die kindliche Perspektive auf eine unverständliche Welt, ist nur die bekannte Variation des allegorischen "X-Men"-Themas. Die zunächst entstehende Spannung aus dem Rätsel, ob die Gefahr ausserhalb der familiären Mauern überhaupt real, oder eine Art von väterlichem Helikopter-Verhalten gegenüber seiner expandierenden Tochter ist, entwickelt sich zu einer kleinen Superheldengeschichte, die überdeutlich deren (actiongeladenen) Teil bedient.  Dabei bricht der zuvor behutsame Aufbau der ersten Hälfte immer mehr in sich zusammen und wird durch einen konventionellen, dick aufgetragenen Weg und viel Action geopfert, letzteres ist allerdings austauschbar und mit einer teils sichtbar, schlechten Optik inszeniert. Figuren verhalten sich plötzlich genauso so sprunghaft wie die Story, die zudem noch einige Themen einwirft, die wohl nachdenklich rüberkommen sollen, jedoch auf dem zweiten Blick vollkommen oberflächlich sind und gerade spätestens mit dem letzten Satz die Moral davon total ad absurdum führt. Da wurde ziemlich viel Potenzial verschwendet, weshalb am Ende klar die Enttäuschung überwiegt. Der erste Anschein ein unpoliertes Indie-Filmchen zu sehen täuscht also, letztlich bleiben die Filmemacher Stein & Lipovsky nur dem aufgeblähten Marvel-Muster treu.

6/10

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