https://www.imdb.com/title/tt8781414/
Ein Vater (Emile Hirsch) sperrt seine 7-jährige Tochter (Lexy Kolker) in
einem Haus ein, um sie vor einer angeblichen Gefahr von außerhalb zu
beschützen. Die kleine Chloe kann nicht verstehen, wovor ihr Vater
solche Angst hat und auch, warum regelmäßig seine Augen bluten, ist ihr
ein Rätsel. Sie vermutet, dass auch mit ihr selbst etwas nicht stimmen
könnte, doch da ihr Vater sich in Schweigen hüllt, beschließt sie
schließlich, eine Fluchtmöglichkeit wahrzunehmen: Als der
undurchschaubare Eisverkäufer Mr. Snowcone (Bruce Dern) auftaucht,
schließt sie sich diesem kurzerhand an...
"Freaks" schmeißt den Zuschauer direkt ins Szenario und macht
sofort neugierig auf mehr. Er erzeugt dabei gleich zu Beginn eine angespannte, interessante und mysteriöse
Atmosphäre, welche schon beinahe Kammerspielartig anmutet. Aber irgendwann wird aus dem Szenario eine klaustrophobische
Übung in Paranoia. "Freaks" hat vor, die Erwartungen des Publikums
spielerisch und emotional untergraben, ist mit seinen etwas willkürlich
wirkenden Wendungen im zweiten Teil aber bei weitem nicht so originell
wie er zunächst erscheint. Trotz einiger Andeutungen
tappt der Zuschauer für eine ganze Weile im Dunkeln, doch die anfänglich aufgeworfenen Fragen sind
erheblich faszinierender als die folgenden Antworten. Dabei wird die Spannung
anfänglich aber noch gut gehalten und weiß in Verbindung mit den undurchsichtigen
Umgebung und den starken Darsteller um Emilie Hirsch,
Bruce Dern und der jungen Lexi Kolker zu überzeugen.
So interessant
hier auch eine herzliche Familiengeschichte mit elterlicher Überwachung
kombiniert wird, die Angst vor dem Unbekannten, die kindliche
Perspektive auf eine unverständliche Welt, ist nur die bekannte
Variation des allegorischen "X-Men"-Themas. Die zunächst entstehende
Spannung aus dem Rätsel, ob die Gefahr ausserhalb der familiären Mauern
überhaupt real, oder eine Art von väterlichem Helikopter-Verhalten
gegenüber seiner expandierenden Tochter ist, entwickelt sich zu einer
kleinen Superheldengeschichte, die überdeutlich deren (actiongeladenen) Teil bedient. Dabei bricht der zuvor behutsame Aufbau der ersten Hälfte immer mehr
in sich zusammen und wird durch einen konventionellen, dick aufgetragenen Weg
und viel Action geopfert, letzteres ist allerdings austauschbar und mit
einer teils sichtbar, schlechten Optik inszeniert. Figuren verhalten
sich plötzlich genauso so sprunghaft wie die Story, die zudem noch
einige Themen einwirft, die wohl nachdenklich rüberkommen sollen, jedoch
auf dem zweiten Blick vollkommen oberflächlich sind und gerade spätestens
mit dem letzten Satz die Moral davon total ad absurdum führt. Da wurde
ziemlich viel Potenzial verschwendet, weshalb am Ende klar die
Enttäuschung überwiegt. Der erste Anschein ein unpoliertes Indie-Filmchen zu
sehen täuscht also, letztlich bleiben die Filmemacher Stein & Lipovsky
nur dem aufgeblähten Marvel-Muster treu.
6/10
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