Dienstag, 2. Juni 2020

Deadly Blessing - Tödlicher Segen (1981)

https://www.imdb.com/title/tt0082245/

In einer abgeschiedenen Idylle Amerikas lebt die sittenstrenge & okkulte Farmersekte der Hittites, die alle Erzeugnisse der modernen Technik ablehnen. Als Martha Schmidts (Maren Jensen) Ehemann eines Tages der Sekte entfliehen will, kommt er kurz darauf bei einem grauenvollen Unfall ums Leben. Als Marens beste Freundinnen Lana (Sharon Stone) und Vicky (Susan Buckner) ihr zu Hilfe eilen wollen, geraten die Frauen in einen tödlichen Alptraum. Ein geheimnisvoller Dämon sucht die Freundinnen heim und hinterlässt seinen blutigen und tödlichen Segen. Langsam verwandelt sich die malerische Farm in eine Hölle voller Brutalität und Angst...

Mit "The Last House On The Left" verstörte Wes Craven nachhaltig die Filmzuschauer. Das brutale Folter- und Rachedrama rief rund um den Globus Zensoren und Sittenwächter auf den Plan. 1977 schuf er "The Hills Have Eyes" – auch diese Regiearbeit blieb nicht von erhobenen Zeigefingern und Beschränkungen verschont. Cravens erstmals 1984 in "A Nightmare On Elm Street" in Erscheinung getretener Albtraum-Schlitzer Freddy Krueger avancierte zur Ikone der Horrorfans. 1996 verabreichte der Regisseur dem Slasherfilm mit "Scream" dringend benötigte Impulse. Keine Frage – die Welt des Horrorfilms wäre ohne Wes Craven um einiges ärmer. Sein "Deadly Blessing" von 1981 zeigt die damals 23-jährige Sharon Stone in einer ihrer ersten Rollen. Die Handlung ist angesiedelt in einer ländlichen Gemeinde, die von der asketisch lebenden, strenggläubigen Sekte der Hittites (Hethiter) dominiert wird, die moderne Errungenschaften ablehnt – ein Schelm, wer Amische dabei denkt. Religiöser Fanatismus und Wahn eignen sich ganz vortrefflich zum Erzeugen einer verstörenden Horror-Atmosphäre. Das weiß auch Wes Craven in "Tödlicher Segen" zu nutzen, unterstützt vom angenehm zurückhaltend eingesetzten Score von James Horner, der stimmig zwischen leichten, geradezu romantischen Klängen und bedrohlichen Tönen schwankt. Einstellungen mit subjektiver Kamera erzeugen zudem reichlich Suspense. Eine Badewannenszene erinnert gar frappierend an eine ebensolche im drei Jahre später entstandenen "A Nightmare On Elm Street". Dabei ist "Tödlicher Segen" weniger brutal und blutig als andere Regiearbeiten Cravens, obgleich die eine oder andere Messerszene sogar an einen Giallo erinnert.

Die Klasse von Wes Cravens Großtaten erreicht "Deadly Blessing" nicht. Der Kontrast zwischen den drei modernen jungen Frauen und der altertümlich lebenden Sekte wird nicht ganz ausgereizt. Ein Flirt zwischen Isaiahs anderem Sohn John (Jeff East) und der stets leicht bekleideten Vicky ist da schon das Höchste der Gefühle. Nicht ganz im Klaren ist man über die schauspielerische Leistung des großen Ernest Borgnine. Betreibt er mit starrer Mimik und herrischem Gestus Overacting? Oder ist das genau die Darstellungsform, die sein Isaiah Schmidt braucht? Die Kritikpunkte an "Tödlicher Segen" ändern aber nichts daran, dass die diversen Spannungssequenzen mit gutem Timing, famoser Kameraarbeit und Horners effektivem Score überaus fesselnd geraten sind. Das macht den Horrorfilm dann doch wieder sehr sehenswert, auch wenn das Potenzial des "Incubus" überhaupt nicht zum Tragen kommt. Lange Zeit scheint es sich dabei nur um ein Hirngespinst der Hittites zu handeln. Ob er tatsächlich existiert und die Gegend heimsucht – die Frage stellt man sich als Zuschauer überhaupt nicht. Bis er ganz am Ende wie Kai aus der Kiste doch zum Vorschein kommt – ein Gimmick als immerhin effektvoller Schlussgag, mehr nicht, von den Produzenten gegen Wes Cravens Willen durchgesetzt. Dieser finale Twist gibt der inneren Logik von "Tödlicher Segen" den Rest.

5,5/10

Von KOCH Films erschien der Film im limitierten Mediabook. Dieses beinhaltet den ungeschnittenen Film auf Blu-ray und DVD, sowie jede Menge Bonusmaterial.

Quellen
Inhaltsangabe: Koch Films

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