Mittwoch, 24. Juni 2020

Le passager de la pluie - Rider On The Rain - Der aus dem Regen kam (1970)

https://www.imdb.com/title/tt0064791/

Während ihr Mann Tony (Gabriele Tinti) seinem Job als Pilot nachgeht, tötet seine Frau Mellie (Marlène Jobert) in Notwehr einen Einbrecher, der sie vergewaltigt hat. Anstatt die Polizei zu verständigen, wirft sie die Leiche aus Scham ins Meer. Kurz darauf steht der amerikanische Geheimagent Dobbs (Charles Bronson) vor ihrer Tür, der seinerseits den Gangster verfolgte. Instinktiv ahnt er, das hier etwas vorgefallen sein muss. Mellie schweigt jedoch eisern und zieht sich immer mehr in sich zurück. Selbst ihrem Mann sagt sie nichts. Als Mellie wieder allein ist, greift Dobbs in die Trickkiste. Er konfrontiert Mellie damit, dass in der Nähe eine Leiche angeschwemmt wurde und eine junge Frau als Mörderin beschuldigt wird. Er überzeugt sie, dass eine unschuldige Frau für ihr Verbrechen büßen muss und löst dadurch beinahe eine neue Katastrophe aus...

"Der aus dem Regen kam" ist ein spannender Psycho-Krimi, bei dem der Zuschauer immer auf der Höhe der Ermittlungen ist, manchmal sogar ein Stück weiter. Regisseur René Clément hatte in seinem Alterswerk vermutlich vor, Hitchcock Reminiszenz zu erweisen. Doch so recht will dies nicht gelingen. In einem Film auf B-Movie-Niveau darf eine Figur ganz sicher "McGuffin" heißen, doch Clément, der diesen Begriff für einen seiner Charaktere verwendet, stellt an den Anfang die Vergewaltigung einer ewig kindlichen Alice, aus Lewis Carrolls "Alice im Wunderland", die "im freien Fall genügend Zeit findet, alles wahrzunehmen und zu überdenken". Er will ernst dabei sein und poetisch. Beides misslingt. Und Suspense, wie man es bei dieser Art von Film erwarten würde, gibt es so überhaupt nicht. Dass sich Mellie, das Vergewaltigungsopfer, erfolgreich wehrt, ist nicht so neu. Dass dann aber aus einem Fall zwei werden, der Kommissar ein Zocker ist und eigentlich ein ganz Anderer den Fall aufklären will, das überrascht.

Charles Bronson überzeugt in einer eher ungewöhnlichen Rolle und gibt hier den charmanten, unwiderstehlichen Ermittler, den man auch mal für einen möglicher Erpresser, Auftragskiller oder Polizist halten könnte. Nur am Ende muss er dann doch mal kurz auf seine Art Ordnung schaffen. Marlène Jobert, die sich leider inzwischen von der Leinwand verabschiedet hat, beweist ihre Wandlungsfähigkeit: mutig, witzig, anhänglich, aber auch selbstständig. Hier gibt es gleich am Anfang einen Bezug zwischen Titel und Film (man ist irgendwie gleich zu Hause), wobei ein wendungsreiches Drehbuch mit Pointen aufwartet und wo neben wenigen gewaltsamen Szenen auch komödiantische Passagen vorkommen, die seltsam anmuten, weil sie nicht so recht ins Gesamtgeschehen passen wollen. Unter anderem wird völlig unpassende, fröhliche Musik zu ernsten Szenen gespielt in einer offenen Art der Verachtung der Films eines Hitchcocks. Das reißt in diesen Momenten auch den Zuschauer aus der Story heraus und sorgt für Stirnrunzeln. Doch wer gerne ausgeklügelte, sich langsam entwickelnde Psycho-Duelle mag, der ist hier garantiert richtig.

7/10

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