Sonntag, 21. Juni 2020

A Good Woman Is Hard To Find (2019)

https://www.imdb.com/title/tt6624144/

Nach dem Tod ihres Mannes geht es bergab im Leben der verwitweten und überforderten Sarah (Sarah Bolger): Das Jugendamt steht regelmäßig vor der Tür der alleinerziehenden Mutter und dann wird sie auch noch von ihrer eigenen Mutter kritisiert. Es kommt noch schlimmer. Als der Drogendealer Tito (Andrew Simpson) ihre Sozialwohnung kurzerhand zum Drogenversteck umfunktioniert, hat sie zu allem Überfluss auch noch einen lokalen Gangsterboss am Hals. Dabei will sie eigentlich nur eines: Nachdem die Polizei die Ermittlungen im Mordfall ihres Mannes einstellte, will sie die wahren Umstände seines Todes ans Tageslicht bringen. Die widrigen Bedingungen führen dazu, dass die eigentlich zurückhaltende Frau einen anderen Pfad einschlägt, als sie bisher selbst gewohnt war und dabei ganz neue Erkenntnisse gewinnt...

In Drogen-Thrillern sind es meistens irgendwelche Cops, die gegen die bösen Dealer in den Kampf ziehen, damit am Ende das Gute doch noch siegt. Aber es geht auch anders, wie "A Good Woman Is Hard To Find" beweist. Polizisten gibt es hier zwar auch, die würde jedoch niemand wirklich als Freund und Helfer bezeichnen wollen. In einer anfänglichen Szene wimmeln sie Sarahs Anliegen, die Ermordung ihres Ehemannes aufzuklären, als Zeitverschwendung ab. In einer späteren treten sie selbst als bedrohliche Einheit auf, die keinerlei Grenzen kennt und meint, selbst entscheiden zu können, was denn nun Recht eigentlich bedeutet. Tatsächlich zeigt der Film seine Protagonistin als eine von allen Seiten belagerte bis unterdrückte Frau. Mal im Rahmen eines verhängnisvollen Dramas, mal packender Revenge-Thriller. "A Good Woman Is Hard To Find" balanciert auf der Grenze zwischen diesen beiden Genres und macht das auch noch ausgesprochen gut. Während der Anfang des Films vor allem von der Beziehung zwischen Großmutter, Mutter und Kindern erzählt und sich mit den Schwierigkeiten der Armutsgrenze und denen einer alleinerziehenden Mutter befasst, verschiebt sich der Ton des Films immer weiter in Richtung stylischer Thriller.

Auch die Idee, einen Drogendealer in der eigenen Wohnung zu haben, das hat schon was von einem Home-Invasion-Thriller. Aber es bleibt bei einer abstrakten Gefahr, einer wenig gemütlichen Ruhe vor dem Sturm, bevor es dann irgendwann doch einmal zur Sache gehen darf und der Film sich seine Sporen verdient. Regisseur Abner Pastoll versucht, die unterschiedlichsten Genres unter einen Hut zu bekommen. So ganz funktionieren will das aber nicht, "A Good Woman Is Hard To Find" irritiert mehr durch die diversen, wenig kompatiblen Elemente, als dass die Kombination zu einer spannenden Reibung führen würde. Für ein tatsächliches Sozialdrama ist das hier zu gewollt, für einen Thriller etwas zu zahm - da fehlt die Crowdpleaser-Komponente, wenn Sarah irgendwann doch zur Gegenwehr greift.

Dass dieser überkonstruierte Mischmasch aber dennoch anzuschauen ist, das verdankt er in erster Linie Hauptdarstellerin Sarah Bolger. Es dauert keine fünf Minuten, bis der Film und die ausgezeichnete Leistung von Hauptdarstellerin Sarah Bolger es schaffen, den Zuschauer auf ihre Seite zu ziehen. Sie verleiht der Figur der gebeutelten Mutter, die zum Schutz ihrer Kinder über sich hinauswachsen muss, die Art Bodenhaftung, welche das Drehbuch vermissen lässt. Eine Heldin aus Verzweiflung sozusagen. Das aber größte Manko, das der Film mit sich bringt, ist die Zeichnung der Bösewichte, oder Antagonisten. Sarah nimmt es mit einer Gang auf, die im Ort für Angst und Schrecken sorgt und hiesige Junkies mit Drogen versorgt. Im Fokus dieser Gang stehen zwei Handlanger und der Big Boss. Keiner dieser drei Gestalten wirkt auch nur ansatzweise interessant. Während die Handlanger generischer nicht sein könnten, hat man zumindest bei Leo Miller (gespielt von Edward Hogg), dem Kopf der Organisation, versucht, Wiedererkennungswert zu schaffen. Der Film erfüllt aber seinen Zweck und fasst sich einigermaßen kurz. "A Good Woman Is Hard To Find" ist unterm Strich ein hoch stylischer, glaubwürdiger Rachethriller, gemischt mit realistischen, existenziellen Problemen des Alleinerziehens. Gut erzählt und realistisch rüber gebracht, sollte sich kein Genre-Fan diesen Film entgehen lassen. Auch wenn die Darstellung der Bösewichte dünn und nahezu klischeehaft ist, macht das Spiel von Sarah Bolger diesen Aspekt schon fast wieder nichtig. Zartbesaitete Zuschauer sollten an der ein oder anderen Stelle aber vielleicht wegsehen.

6,5/10

Von CAPELIGHT PICTURES erschien der Film hierzulande in einem tollen Mediabook:

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