https://www.imdb.com/title/tt0046876/
Eine Expeditionsgruppe unter Leitung des Forschers David Reed (Richard
Carlson) macht sich auf den Weg in das Amazonasgebiet. Zu der Gruppe
gehören unter anderem noch die Wissenschaftler Edwin Thompson (Whit
Bissell) und Mark Williams (Richard Denning) sowie Reeds Freundin Kay
Lawrence (Julie Adams). Ihr Ziel ist es, archäologischen Funden
nachzugehen, die den Beweis eines Bindeglieds zwischen frühen
Meeresbewohnern und an Land lebenden Tieren erbringen könnten. Bei ihrer
Ankunft im abgelegenen Zielgebiet müssen die Forscher aber nicht nur
feststellen, dass die Mitglieder der früheren Expedition allesamt
getötet wurden, sie geraten auch selbst in Gefahr. Denn in den
undurchdringlichen Wassern einer geheimnisvollen Lagune lauert etwas,
was selbst für die Forscher bis dahin unvorstellbar gewesen ist...
Das phantastische Kino der 50er Jahre wäre ohne ihn undenkbar gewesen: Regisseur Jack Arnold, der mit Klassikern wie "Gefahr aus dem Weltall", "Tarantula" und seinem Opus Magnum "Die unglaubliche Geschichte des Mister C." das Publikum trotz geringer Mittel verzauberte. Zu seinen aufwändigsten und populärsten Arbeiten zählt auch "Der Schrecken vom Amazonas", der zwei Sequels nach sich zog und das Creature-Kino nachhaltig prägte. Wie sehr, dass hätte sich damals niemand in den kühnsten Träumen ausmalen können. Aus heutiger Sicht ein popkulturelles und kleines cineastisches Referenzwerk, auf das sich etliche Filmemacher später inoffiziell oder ganz offensiv, ehrerbietend beriefen. Zuletzt erst wieder Guillermo del Toro, dessen Kreatur aus seinem Oscargewinner "The Shape Of Water" eine unverkennbare, optische Hommage an Arnold's Ungeheuer darstellt. Aber auch ein "Jaws" scheint ohne diese indirekte Vorlage nur schwer vorstellbar.
"Der Schrecken vom Amazonas" beruft sich dabei selbst auf ganz klassische Motive des Horror- und Monsterfilms bzw. der Literatur, in dem er die Ambivalenz im Verhältnis von Monster und Mensch hervorhebt und die Frage zulässt, ob das angeblich eindeutige Gut/Böse-Schema nicht ein Trugschluss ist. Zwar tötet das Ungeheuer - welches übrigens eher als eine vergessen Stufe der Evolution, im weitesten Sinne sogar als ein höheres Wesen bezeichnet wird – Menschen, welche grundsätzlich nur im Sinne der Wissenschaft handeln. Getrieben von ihrer Neugier und dem Erforschungsdrang, was grob betrachtet nicht nur nachvollziehbar, sondern sogar essentiell wichtig ist. Wie so oft neigt der Mensch aber dazu, bald parasitär dort einzudringen wo er nicht hingehört und Grenzen zu überschreiten, wenn auch aus einem ursprünglich sinnvollen Gedanken. In der schwarzen Lagune sind sie die Eindringlinge, die Jagd auf ihren König machen. Der sich praktisch nur verteidigt, aber durch die Präsenz einer wunderschönen Frau (Julie Adams) etwas aus dem Konzept gebracht wird.
Damit zitiert Jack Arnold unzweideutig "King Kong und die weiße Frau", aber auch "Frankenstein", wenn dem mordenden Monster eigentlich die Sympathien gehören und es zu tragischen, irgendwie romantischen, sehnsüchtigen Figur erhoben wird, dessen Begehren nach Liebe und Zweisamkeit niemals erfüllt werden kann. Und das es trotzdem versucht, was letztlich seinen Untergang bedeuten wird, weil es ihn verwundbar macht. Ein melancholischer Ton schwingt da durchgehend in diesem auch formell sehr überzeugenden B-Movie-Klassiker mit, der technisch und ästhetisch besonders durch seine famosen Unterwasser-Szenen besticht, was mitunter etwas Ballett-artig Elegantes hat. Heimliches Synchronschwimmen mit einem Monster, einer der schönsten und einprägsamsten Momente im gesamten Film. In einem insgesamt einfach wunderschönen Film, der sicherlich etwas einfach gestrickt sein mag, aber darin hervorragend funktioniert. Hat was Magisches, dieser wütende und trotzdem herzliche Kiemenmensch.
Um mal provokant aufzutreten: Wer Jack Arnold nicht mag, der kann das Kino kaum lieben. Aber selten trifft das auf einen Filmemacher so zu wie auf den Meister der Monster, der mit "Der Schrecken vom Amazonas" einen schon ikonischen Klassiker des B-Movies ablieferte. Toll, liebevoll inszeniert und mit diesem Schuss nachdenklicher Melodramatik versehen, die die besten Creature-"Tragödien" zu mehr machen als nur purem Drive-in-Kanonenfutter. Nicht weniger als Kulturgut, dieses versteckte Stufe zwischen Reptil und Mensch.
7/10
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