Freitag, 30. April 2021

Voyagers (2021)

https://www.imdb.com/title/tt9664108/

Als die Zukunft der menschlichen Rasse auf dem Spiel steht, begibt sich eine Gruppe junger Männer und Frauen (unter anderem Tye Sheridan, Isaac Hempstead Wright, Lily-Rose Depp, Fionn Whitehead), die auf Intelligenz und Gehorsam gezüchtet wurden, auf eine Expedition zur Kolonisierung eines fernen Planeten. Doch als beunruhigende Geheimnisse über die Mission ans Tageslicht kommen, beginnen sie immer mehr, ihrem Training zu trotzen und ihre primitivste Form ihrer eigenen Natur zu ergründen. Und während das Leben auf dem Schiff immer mehr im Chaos versinkt, werden sie zunehmend von Angst, Lust und dem unstillbaren Hunger nach Macht zerfressen. Dachten sie anfänglich noch, es mit einer Gefahr von außen zu tun zu kriegen, droht nun das, was sich in ihrem Inneren abspielt, ihr Leben gravierend zu verändern... 

Die Idee, in einem Generationenschiff zu einem neuen bewohnbaren Planeten aufzubrechen ist beielibe nicht gänzlich neu und als Basis für eine Vielzahl von Geschichten sogar recht naheliegend, betrachtet man die Entwicklung der menschlichen Rasse, sowie deren Umgang mit den natürlichen Ressourcen unseres Planeten Erde. In "Voyagers" begibt sich eine Gruppe genetisch optimierter junger Menschen auf eine jahrzehntelange, interstellare Reise, stets überwacht und kontrolliert von ihrem Lehrer Richard (Colin Farrell). Doch wie kontrolliert man aufkeimende Triebe und behält junge Menschen in steigem Trott, um wahrscheinlichen Konflikten entgegen zu wirken? Die Antwort liegt in "Voyagers" denkbar nahe: Drogen. Anstatt jedoch eine Droge zu nehmen, eliminieren die zwei Teenager Christopher und Zac eine aus ihrem System: ein tägliches Getränk, das sie "The Blue" nennen. Die Astronauten denken, es sei ein Vitaminpräparat, das sie für die Langstrecke stärkt, aber tatsächlich gleicht es sie aus und unterdrückt negative Tendenzen wie Eifersucht und Wut. In Burgers stromlinienförmiger Science-Fiction-Geschichte dient das alles aber angeblich dem Allgemeinwohl.Klingt vertraut? Ja. Das klingt nach "Herr der Fliegen" mit einem futuritischen Setting, und im Endeffekt ist es das auch. Doch trotz der vertrauten Natur der Themen, die Autor/Regisseur Neil Burger erforscht, bietet sein Film immer noch jede Menge Spannung und seinen typischen visuellen Stil. Ähnlich wie in "Ohne Limit" erzählt Burger eine Geschichte darüber, was passiert, wenn Menschen ihr erhöhtes, wahres Selbst entdecken - zum Guten und zum Schlechten. 

Burger etabliert effizient den Rhythmus dieses limitierten Ortes und die Rollen, die die Besatzungsmitglieder darin spielen. In Anlehnung an die Drogenmontagen in Filmen wie "Requiem For A Dream" zeigt er den Rausch, wenn man zum ersten Mal pure Emotionen erlebt: die Freude, einen Flur entlang zu rennen, die Anstrengung beim spielerischen Ringen im Fitnessstudio oder - mit der Zeit - die Lust, ein Mitglied des anderen Geschlechts zu berühren. (Offenbar gibt es auf dieser Mission keine homosexuellen Astronauten. Okay.) Pupillen ziehen sich zusammen und weiten sich, Armhaare stellen sich auf - die Art von Bildern, die man schon oft gesehen hat, um eine Symphonie der Empfindungen zu suggerieren. Aber die dunklen Klänge im Score von Komponist Trevor Gureckis deuten an, dass diese aufregende Träumerei nicht von Dauer sein kann, und ein Schiff, das einst voller grenzenloser Entdeckungen und Möglichkeiten schien, zieht sich mit Klaustrophobie und Paranoia zusammen. Kameramann Enrique Chediak sorgt dafür, dass sich dieser schlichte, einzigartige Ort sowohl weitläufig als auch beengend anfühlt.


Das Weglassen von "The Blue" lässt alsbald die wahren Persönlichkeiten der Astronauten zum Vorschein kommen, was zu einer altbewährten "Natur-gegen-Natur"-Debatte führt. Während die Kadetten immer selbstbewusster und neugieriger werden, rücken auch Fragen des freien Willens und der Zustimmung in den Vordergrund. Burger geht diesen Themen aber nicht wirklich auf den Grund, sondern scheint eher daran interessiert zu sein, die Geschichte in einem flotten Tempo voranzutreiben, während die Charaktere sich gegenseitig angreifen. Burger führte auch beim ersten "Divergent"-Film Regie, dem "Voyagers" mit seinen attraktiven Schauspielern und der futuristischen, stylischen Prämisse ähnelt.

In diesem Schmelztiegel entpuppt sich der gutherzige Christopher (Ty Sheridan) als natürlicher Anführer, der versucht, seine Crew-Mitglieder zu beschützen und einen gewissen Anschein von Zivilisation aufrechtzuerhalten. Zac (Fionn Whithead) wird zum prahlerischen Gegenspieler, den Joker zum Batman, dessen Impulsivität und grausame Ader sich durchsetzen. An einer Stelle sagt er sogar zu den anderen: "Jeder, der mir folgen will, kann das tun. Ich werde mehr Essen machen." Er ist abschreckend in seiner Verkommenheit und in seiner kühlen Fähigkeit, zu lügen und die Ereignisse so zu drehen, dass sie zu seiner Erzählung passen, aber es gibt nicht viel Komplexität darin. Lily-Rose Depp als Sela behält inmitten des Chaos ihren Verstand, bekommt aber kaum mehr zu tun, als die schöne Frau zu spielen, um die sie beide kämpfen. Und die biedere Phoebe (Chanté Adams), die ständig zum Schweigen gebracht wird, wenn sie versucht, vernünftig zu argumentieren, fungiert als die traurig-verwöhnte Figur. Wenn Burger daran interessiert gewesen wäre, eine wirklich relevante und zum Nachdenken anregende Geschichte zu erzählen, wäre es cool gewesen, sie die Hauptrolle spielen zu lassen, oder irgendjemand anderen als diese beiden einfachen, männlichen Archetypen, die er in seinem eigenen Labor ausgeheckt hat. So ist "Voyagers" sehr stylisch, sehr interessant, sehr spannend, aber am Ende fehlt der gewisse Kick.

7/10

Quellen:
Inhaltsangabe
: amazon Video

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