Donnerstag, 22. April 2021

La paranza dei bambini - Paranza: Der Clan der Kinder (2019)

https://www.imdb.com/title/tt8740778/

In Neapel ist längst nichts mehr so, wie es einmal jahrzehntelang war: Denn Nicola (Francesco Di Napoli) und seine Jungs, haben Bock auf Markenklamotten, Motorroller und natürlich viel Geld. Jetzt, wo die Bosse der Camorra umgebracht wurden oder im Gefängnis sitzen, ist die Stunde für die Teenager-Gang gekommen. Bewaffnet mit AK-47 sind die 15-Jährigen furchtlos, sie haben weder Angst vor dem Knast noch vor dem Tod. Da die Freunde in Neapel ohnehin keine Perspektive haben, gibt es für sie nur diese eine Möglichkeit, noch etwas aus ihrem Leben zu machen. So werden sie zu kleinen Drogendealern und Mördern, während sie noch immer bei ihren Eltern wohnen und erste Liebeserfahrungen sammeln. Sie nennen sich „Paranzas“ (Piranhas) und sind bereit, für ihren Traum vom schnellen Geld über Leichen zu gehen. Nicola nutzt dafür die Rivalität zwischen den verfeindeten Clans perfekt für seine Geldgeschäfte aus. Doch er liebt nicht nur den Krieg, sondern vielmehr Letizia (Viviana Aprea). Mit ihr kann er sich auch ein Leben außerhalb der verschworenen Gang vorstellen...

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman "La Paranza dei Bambini" des italienischen Bestseller-Autoren Roberto Saviano, der 2018 in Deutschland unter dem Titel "Der Clan der Kinder" erschien. 

"Kein 15-Jähriger, der kriminell wird, ist allein schuld daran.“ (Roberto Saviano)

Der Film von Claudio Giovannesi konnte 2019 auf verschiedensten Festivals mit Nominierungen und auch Auszeichnungen glänzen. unter anderen erhielt er für "Paranza: Der Clan der Kinder" den Silbernen Bären für das Beste Drehbuch (Internationale Filmfestspiele in Berlin). Doch um eines gleich vorweg zu nehmen: Wer meint, dass die Story - so erfunden sie für den Film auch sein mag - übertrieben und überhöht ist, der muss sich vorwerfen lassen, sich nicht eingehend mit dem Thema beschäftigt zu haben. Der Film ist eine Fiktion, zeigt dennoch viel Realität, extrem viel sogar. Sowohl die Dialoge, als auch die Brutalität zeigen ein Abbild des Lebens der Jugendlichen, welche sich für den "falschen Weg" im Leben entschieden haben. 

Blickt man lediglich auf die Umsetzung der Thematik, die schauspielerische Leistung der Laiendarsteller sowie die (buchstäbliche) Bildgewalt, ist es wenig überraschend, dass dieser Film beim Publikum äusserts positiv aufgenommen wurde. Und trotzdem gibt es zu viele Kleinigkeiten, welche dem Film in Summe Punktabzug einbringen. Das größte Manko ist, dass im Film wenig erklärt wird. Es wird vorausgesetzt, dass der Zuschauer sich mit der Situation der Kinder und Jugendlichen in Neapel / Italien allgemein auskennt. Viele kleine Nuancen werden nicht oder nur unzureichend erklärt. Kein Hinweis, kein Warum, nur ein lapidares "das ist eben so". Im Endeffekt gipfelt es in ewiger Gewalt und Gegengewalt. Giovannesi verwendet eine flüssige Kamera und folgt mit einen feinem Blick für Details der Gruppe von Teenagern durch die überfüllten Gassen von Neapel, wie sie nach und nach ausser Kontrolle geraten, weil sie vom Camorra-Kuchen ein Stück Wohlstand, Markenklamotten, Geld und Respekt abbekommen wollen. Der stilistische Wille, das eher nüchtern und dokumentarisch zu erzählen, reicht aber nicht aus, um diese essentielle Leere im Herzen der jungen Protagonisten greifbar zu machen, dafür ist die Geschichte zu berechenbar und auch so bereits x-mal erzählt worden. Die Figuren pendeln zwischen kindlicher Unschuld und skrupelloser Rücksichtslosigkeit, ohne wirkliche Tiefe und Sympathie beim Zuschauer zu hinterlassen. Der Film ist stark darin die Jugendwelt und ihre Bedürfnisse zu beschreiben, die Hintergründe wie es dann zu so einer bitteren Spirale der Gewalt kommen kann, deutet er leider nur an. Somit bleibt "Paranza: Der Clan der Kinder" auch einer der Filme, die durch etwas mehr Background und Tiefe deutlich gewinnen würden.

6,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: EuroVideo

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