In Neapel ist längst nichts mehr so, wie es einmal jahrzehntelang war:
Denn Nicola (Francesco Di Napoli) und seine Jungs, haben Bock auf
Markenklamotten, Motorroller und natürlich viel Geld. Jetzt, wo die
Bosse der Camorra umgebracht wurden oder im Gefängnis sitzen, ist die
Stunde für die Teenager-Gang gekommen. Bewaffnet mit AK-47 sind die
15-Jährigen furchtlos, sie haben weder Angst vor dem Knast noch vor dem
Tod. Da die Freunde in Neapel ohnehin keine Perspektive haben, gibt es
für sie nur diese eine Möglichkeit, noch etwas aus ihrem Leben zu
machen. So werden sie zu kleinen Drogendealern und Mördern, während sie
noch immer bei ihren Eltern wohnen und erste Liebeserfahrungen sammeln.
Sie nennen sich „Paranzas“ (Piranhas) und sind bereit, für ihren Traum
vom schnellen Geld über Leichen zu gehen. Nicola nutzt dafür die
Rivalität zwischen den verfeindeten Clans perfekt für seine
Geldgeschäfte aus. Doch er liebt nicht nur den Krieg, sondern vielmehr
Letizia (Viviana Aprea). Mit ihr kann er sich auch ein Leben außerhalb
der verschworenen Gang vorstellen...
Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman "La
Paranza dei Bambini" des italienischen Bestseller-Autoren Roberto
Saviano, der 2018 in Deutschland unter dem Titel "Der Clan der Kinder"
erschien.
Der Film von Claudio Giovannesi konnte 2019 auf verschiedensten Festivals mit Nominierungen und auch Auszeichnungen glänzen. unter anderen erhielt er für "Paranza: Der Clan der Kinder" den Silbernen Bären für das Beste Drehbuch (Internationale Filmfestspiele in Berlin). Doch um eines gleich vorweg zu nehmen: Wer meint, dass die Story - so erfunden sie für den Film auch sein mag - übertrieben und überhöht ist, der muss sich vorwerfen lassen, sich nicht eingehend mit dem Thema beschäftigt zu haben. Der Film ist eine Fiktion, zeigt dennoch viel Realität, extrem viel sogar. Sowohl die Dialoge, als auch die Brutalität zeigen ein Abbild des Lebens der Jugendlichen, welche sich für den "falschen Weg" im Leben entschieden haben.
Blickt man lediglich auf die Umsetzung der Thematik, die
schauspielerische Leistung der Laiendarsteller sowie die (buchstäbliche)
Bildgewalt, ist es wenig überraschend, dass dieser Film beim Publikum äusserts positiv aufgenommen wurde. Und trotzdem gibt es zu viele Kleinigkeiten, welche dem Film in Summe Punktabzug einbringen. Das größte Manko ist, dass im Film wenig erklärt wird. Es wird vorausgesetzt, dass der Zuschauer sich mit der Situation der Kinder und Jugendlichen in Neapel / Italien allgemein auskennt. Viele kleine
Nuancen werden nicht oder nur unzureichend erklärt. Kein Hinweis, kein Warum, nur ein lapidares "das ist eben so". Im Endeffekt gipfelt es in ewiger Gewalt und Gegengewalt.
Giovannesi verwendet eine flüssige Kamera und folgt mit einen feinem Blick für Details der Gruppe von Teenagern durch die überfüllten Gassen von Neapel, wie sie nach und nach ausser Kontrolle geraten, weil sie vom
Camorra-Kuchen ein Stück Wohlstand, Markenklamotten, Geld und Respekt
abbekommen wollen. Der stilistische Wille, das eher nüchtern und
dokumentarisch zu erzählen, reicht aber nicht aus, um diese essentielle
Leere im Herzen der jungen Protagonisten greifbar zu machen, dafür ist
die Geschichte zu berechenbar und auch so bereits x-mal erzählt worden. Die
Figuren pendeln zwischen kindlicher Unschuld und skrupelloser
Rücksichtslosigkeit, ohne wirkliche Tiefe und Sympathie beim Zuschauer zu hinterlassen. Der Film ist
stark darin die Jugendwelt und ihre Bedürfnisse zu beschreiben, die
Hintergründe wie es dann zu so einer bitteren Spirale der Gewalt kommen
kann, deutet er leider nur an. Somit bleibt "Paranza: Der Clan der Kinder" auch einer der Filme, die durch etwas mehr Background und Tiefe deutlich gewinnen würden.
6,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: EuroVideo
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