Der Präsidentschaftskandidat George McRyan stirbt nach einem Autounfall. Aber die Täter, die alles wie ein tragisches Unglück aussehen lassen wollten, haben nicht mit einem Zeugen gerechnet. Der Toningenieur Jack Terry (John Travolta) hat zufällig Aufnahmen gemacht, mit denen er beweisen kann, dass es sich nicht um einen harmlosen Autounfall handelt. Die ermittelnde Polizei scheint aber nicht daran interessiert zu sein, einer Mordtheorie nachzugehen. Denn sowohl Jack als auch Sally (Nancy Allen), der Beifahrerin des Präsidentschaftskandidaten, wird nahegelegt, keine Vermutungen in dieser Richtung zu äußern. Das stachelt ihre Neugier aber erst so richtig an. Gemeinsam versuchen sie, Licht ins Dunkel zu bringen. Dabei stoßen sie auf fortwährenden Widerstand und müssen sich davor in Acht nehmen, nicht selbst getötet zu werden...
Bereits der famos inszenierte Einstieg gibt die Marschrichtung vor. Ein überragender John Travolta als Tontechniker Jack muss hier der Frage nachgehen, was der Wahrheit entspricht und findet sich in einem Netz aus politischer Korruption, Vertuschung und Mord wieder. Genauso wie es Jacks Beruf ist, Filme perfekt zu vertonen, schafft es auch De Palma hier wieder, durch seine einwandfreie Regie inszenatorische Highlights einzustreuen, bei denen auch die Wirkung der Tonebene für intensive Momente sorgt. Der Echtheitsgehalt von Jack Terrys Aufnahmen steht nie in Frage, vielmehr ist es von Interesse welche Folgen - persönlicher wie öffentlicher Natur - daraus resultieren. Anstatt der Frage nach objektiver und subjektiver (Selbst)wahrnehmung geht es de Palma um den gesellschaftlichen Einfluss der daraus resultierenden Wahrheit. Doch auch darüber hinaus ist der Film hochgradig referentiell, zollt de Palma doch bereits in der ersten Szene seinem großen Vorbild Hitchcock erneut Tribut. Vieles von ihm lässt sich hier wiederfinden, vor allem natürlich in der inszenatorischen Gestaltung des Films. In einer besonders eindrucksvollen Szene dreht sich die Kamera im Inneren von Jacks Tonstudio, lässt das Interieur bei jeder Umdrehung mehr verschwimmen und nähert sich dadurch formal nicht nur den rotierenden Tonkassetten an, sondern symbolisiert auch den verzweifelten Kampf von Jack. Und als wäre dieser stilsicher durchgetaktete Anfang- und Mittelteil noch nicht genug, zaubert de Palma ein grandioses Ende aus dem Hut, welches inhaltlich intelligent einen Bogen zum Beginn des Films spannt. Besonders zynisch und bitter ist diess Finale geraten, dass De Palma wieder mal auf dem Höhepunkt seiner handwerklichen Fähigkeiten zeigt und einen herben Schlusspunkt setzt.
Die Handlung gerät hier und da leider immer mal wieder ins Stocken und
der Streifen ist dann vielleicht ein Tick zu sehr gewöhnlicher
Verschwörungsthriller. Nebenbei überzeugt aber das Zusammenspiel von
John Travolta und Nancy Allen, die eine schöne Chemie entwickeln.
"Blow Out" ist ein vor allem handwerklich packender Thriller, der
immer wieder mal mit Spannungsarmut und dem zu gewöhnlichen Plot zu
kämpfen hat. Die Inszenierung, der Cast und einige, kleine Höhepunkte
sorgen aber trotzdem für einen gelungenen Film, der eindeutig die
Handschrift von Brian De Palma trägt. Den letzten Aufnahmen von Travoltas
Gesicht haben wir es übrigens auch zu verdanken, dass man ihn in "Pulp Fiction" bewundern durfte.
7,5/10
Von KOCH Films erschien der Film im limitierten Mediabook. Dieses beinhaltet den ungeschnittenen Film auf Blu-ray und DVD, sowie jede Menge Bonusmaterial.
Quellen:
Inhaltsangabe: Koch Films
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen