Nach einer ausschweifenden Partynacht mit dem Parlaments-Abgeordneten Filippo Malgradi (Pierfrancesco Favino) kommt eine minderjährige Prostituierte ums Leben. Aus Angst vor einem Skandal versucht Malgradi den Vorfall zu vertuschen, auch weil er gerade dabei ist für den mächtigen Paten „Samurai“ (Claudio Amendola) ein Bauvorhaben zu verwirklichen, wodurch die Mafia ihre Macht in Rom endgültig sichern könnte. Doch nicht nur die Mafia hat ein Wörtchen mitzureden, sondern auch ein komplexes Geflecht aus korrupten Staatsvertretern, Neo-Faschisten und sogar Würdenträgern des Vatikans. Als Malgradis Vertuschungsversuch missling, macht das aber auch den gefährlichen Anacleti-Clan auf das Bauvorhaben aufmerksam, der nun ebenfalls beteiligt werden möchte. Samurais feines Beziehungsgeflecht droht in die Brüche zu gehen und das zwingt ihn zu drastischen Maßnahmen...
Regisseur Stefano Sollimas "Suburra" ist ein hervorragend inszeniertes und
vielschichtiges Neo-Noir Thrillerdrama, welches nicht nur als Thriller
über die Strukturen der Mafia und der politischen Korruption Roms
funktioniert sondern dabei sogar ein nihilistisches, scheinbar
realistisches Abbild der italienischen Gesellschaft zeichnet.
In wahnsinnig atmosphärischen und stylischen Bildern zeigt der Film
ein wahrlich pessimistisches Bild einer Stadt, die von Gewalt, Gier nach
Macht, Korruption, sexueller Perversionen und moralischem Verfall
vollständig durchzogen ist.
In der von mafiösen Strukturen verseuchten Stadt gibt es keine
Unschuldigen mehr, jeder hat sich seine Finger auf irgendeine Art und
Weise verbrannt. Kirche, Politik, Wirtschaft und Mafia sind dabei
gleichermaßen in den komplexen,verrohenden Machtstrukturen involviert
und stehen fast auf der selben Ebene.
Indem Sollima gerade anfangs fast schon episodenhaft verschiedene
Personen aus unterschiedlichen kriminellen Bereichen begleitet, schafft
er dadurch zunächst durch die recht hohe Anzahl an involvierten Personen
etwas Verwirrung, wobei die Verbindungen und Beziehungen dieser im
Filmverlauf auf clevere Art und Weise nach und nach zusammengeführt
werden.
So wird auch im Vergleich mit einigen vergleichbaren Filmen (Der Pate beispielsweise) die Mafia weder glorifiziert noch romantisiert. Das oberflächlich gesehen glanzvolle Leben ist hier nur die Oberfläche einer leeren Hülle, die nichts als Destruktivität, Gewalt und Tod zur Folge hat. Durch die vorherrschenden mafiösen Verstrickungen sowohl in der Oberschicht wie der Kirche (Vatikan), der Politik oder der Wirtschaft als auch in Unterschichten wie in der Prostitution oder von Kleinkriminellen und Junkies zeichnet der Film ein bedrückend pessimistisches Bild einer beinah hoffnungslos am Abrund befindlichen italienischen Gesellschaft (da möchte man glatt hoffen, dass hier etwas übertrieben wurde). Inszenatorisch ist der Film dabei auf enorm hohen Niveau angesiedelt. Mit den kühlen, verregneten und neonartigen Aufnahmen und dem hypnotischen, beinah rauschhaften Electro-Soundtrack von M83 erzeugt der Film durchgehend eine bedrückende, melancholisch angehauchte Atmosphäre, die hin und wieder an Refns Meisterwerk "Drive" erinnert hat. Insgesamt wahnsinnig stark.
9/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Koch Films
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