Montag, 26. April 2021

Mud - Mud: Kein Ausweg (2012)

https://www.imdb.com/title/tt1935179/

Bei einer ihrer Erkundungstouren am Mississippi entdecken Ellis (Tye Sheridan) und sein bester Kumpel Neckbone (Jacob Lofland) eine verlassene kleine Insel. Doch ganz so verlassen, wie es anfangs erscheint, ist das winzige Fleckchen Land gar nicht. Der heruntergekommene, aber dennoch sehr charismatische Mud (Matthew McConaughey) hält sich dort in einem Boot, das sich bei einer Flut im Baum verfangen hat, vor diversen Verfolgern versteckt. Die Jungs freunden sich mit dem geheimnisvollen Abenteurer an und bringen ihm Essen auf die Insel. Doch schon bald finden die beiden heraus, dass die Polizei Mud aufgrund eines Mordfalls auf den Fersen ist und es eine Horde Kopfgeldjäger auf ihn abgesehen hat. Über Neckbone und Ellis versucht Mud, Kontakt zu seiner Jugendliebe Juniper (Reese Witherspoon) aufzunehmen, die mit jenem Mordfall in Verbindung zu stehen scheint...

Ein Werk bei dem die Geschichte komplett nebensächlich ist. Regisseur Jeff Nichols ist hier ein verdammt guter Film gelungen. Ein wunderbares Coming of Age-Drama, warm und authentisch inszeniert. Ein Film über das Erwachsenwerden, über Freundschaft, über das Leben und die Liebe, den ersten Kuss. Aber auch ein Film über Heimat und Entwurzelung. Vor einer faszinierenden Südstaaten-Kulisse, die in wunderschönen Bildern festgehalten wird, erzählt der Film die Geschichte des vierzehnjährigen Ellis und seines Freundes Neckbone, die bei einem ihrer Ausflüge zu einer kleinen verlassenen Insel mitten im Mississippi auf den mysteriösen Mud treffen, der dort angeblich auf seine Freundin Juniper wartet. Dass der faszinierende Fremdling ein Mörder auf der Flucht ist, schreckt die beiden Jungen Ellis und Neckbone dann auch kaum ab. Die Abenteuerlust ist allemal größer als die Angst vor dem Unbekannten.

Der Film beschwört einen Hauch der guten alten Zeit, irgendwo zwischen "Stand By Me" und "Tom Sawyer". Der zwielichtige, braungebrannte Hobo Mud mit wirrem Haar ist dabei ein moderner Huckleberry Finn, der trotz aller charakterlichen Schwächen fast mythische Dimensionen erreicht. Die Figur bleibt die ganze Zeit über geheimnisvoll und verklärt, beinahe schon märchenhaft. McConaughey spielt hier ganz groß auf. Kontrollierte Bewegungen, sparsame Gesten und einige archetypische Westernposen genügen ihm, um dem Film seinen Stempel aufzudrücken. So gut McConaughey hier aber auch agiert, der damals sechzehnjährige Tye Sheridan in der Rolle des Ellis stiehlt ihm gnadenlos die Show. Der Junge brilliert hier in der Rolle des Heranwachsenden, als Kind auf der Schwelle zum Erwachsenen, dessen Welt zu zerbrechen droht. Bei seinen langsamen Gehversuchen in Richtung Erwachsensein erkennt man bereits deutlich den Mann im Kind - eine gelungene Spiegelung mit dem flüchtigen Mud, dem fremden Mann, in dem immer noch ein Kind steckt und der nie so recht erwachsen werden wollte. In diesem Spannungsfeld der beiden Hauptcharaktere, die sich zwar sehr anziehen, aber auch gänzlich verschieden sind, überzeugt der Film auf ganzer Linie.

Ellis Freund Neckbone passt ebenfalls ganz hervorragend in diese Dreiecksgeschichte um Freundschaft und Vertrauen. Gespielt wir er von Jacob Loflund, der eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem jungen River Phoenix aufweist, womit wir wieder bei "Stand By Me" wären. Michael Shannon hat hier eine sehr kleine, aber äußerst gelungene Rolle. Weiterhin gibt es noch den immer grandiosen Sam Shepard in einer zwar auch nicht allzu großen, aber doch sehr wichtigen Nebenrolle zu sehen und Reese Witherspoon als undurchdringliche Juniper. Ihre Rolle ist auch nicht ganz klar, es bleibt ein Rätsel und etwas nebulös, was genau ihr Antrieb eigentlich ist.

Mit flacher Spannungskurve bekommt man eine ruhige Charakterstudie geboten, die ihren ganz eigenen Charme hat. In der Summe stimmt bei "Mud" einfach alles, auch wenn es stets so wirkt, als wäre der interessante Teil der geschichte bereits erzählt worden. Atmosphärisch dicht wird eine zarte und anrührende Geschichte erzählt, die aber stets authentisch bleibt und nie ins Kitschige abrutscht. Herausragende schauspielerische Leistungen, die dezent verklärte und leicht mystische Story, das wunderschöne Südstaaten-Setting und ein nahezu perfekter Soundtrack ergeben ein Kleinod des Kinos, ein modernes Märchen, das leise daherkommt, dessen Wirkung aber umso größer ausfällt und das im Gedächtnis bleibt.

7,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Ascot Elite

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