Dienstag, 13. April 2021

Requiem For A Dream (2000)

https://www.imdb.com/title/tt0180093/

Vier Personen, die unter Sucht leiden: Die depressive Sara Goldfarb (Ellen Burstyn) ist nicht nur vom Fernsehen besessen, sondern ebenso von dickmachenden Leckereien. Um der Fettleibigkeit zu entgehen, nimmt die Naschkatze unzählige Diätpillen zu sich, die in eine weitere Sucht führen. Sohn Harry (Jared Leto) merkt nichts von der dramatischen Veränderung seiner Mutter, schließlich ist er selbst viel zu sehr mit seinem eigenen Drogenkonsum beschäftigt. Zusammen mit Kumpel Tyrone (Marlon Wayans) und Freundin Marion (Jennifer Connelly) begibt sich Harry immer öfter in eine berauschte Welt fernab der Realität...

"Requiem For A Dream" ist kein schöner Film - so viel kann man vorab ohne große Umschweife attestieren. "Requiem For A Dream" von Regisseur Darren Aronofsky zeigt schonungslos und brutal das Schicksal von vier drogen-/tablettensüchtigen Personen und dringt hierbei tief in die Psyche der Charaktere, aber auch des Zuschauers ein. 

Der Film gliedert sich in 3 Akte: "Summer", "Fall" und "Winter". Die Jahreszeiten sind hierbei sinnbildlich für den Zustand der Personen. Die Darstellung der vier Hauptpersonen, welche in ihrem alltäglichen Leben miteinander verwoben sind, ist schonungslos und trocken, manchmal vielleicht immerhin zynisch. Im ersten Akt scheint alles noch locker, hell und easy zu sein. Wir sehen die Protagonisten zwar schon fleißig Drogen konsumieren und andere illegale Dinge machen, aber Konsequenzen hat das noch nicht. Dies ändert sich schlagartig im zweiten Akt: Harry (Jared Leto), Marion (Jennifer Connelly) und Tyrone (Marlon Wayans) geht langsam aber sicher der Stoff aus, erste Entzugserscheinungen zeigen sich, Marion versucht durch Prostitution ihnen wieder Geld zu verschaffen. Sara (Ellen Burstyn) wird durch ihre zunehmende Tabletten-, Ruhm- und Schlankheitssucht immer paranoider und wird immer mehr in eine Art Wahnwelt hineingesogen - bis sich all ihre Sehnsüchte und Ängste schließlich in einem traumatischen Erlebnis entladen: Sie wird von den Zuschauern ihrer geliebten Sendung, von ihrem "Wunsch-Ich" und dem Moderator ausgelacht und verspottet, und gleichzeitig versucht ihr Kühlschrank sie aufzufressen. Ellen Burstyn spielt die verängstigte, allein stehende und wahnsinnige Rentnerin Sara Goldfarb einfach grandios. Getoppt wird all der Horror nur noch im letzten Akt: Harrys Körper wird durch die Drogen immer schwächer bis ihm sogar sein Arm amputiert werden muss. Marion ist in der Prostitution gefangen und kann dem ganzen nicht mehr entfliehen. Tyrone muss in einer Art Gefängnis Zwangsarbeit verrichten. Und Sara wird in eine geschlossene Psychatrie eingewiesen, in der sie mit Elektroschocks "behandelt" wird. Ihr "neues" Aussehen schockt hierbei nicht nur ihre alten Freunde, die sie in der Psychatrie besuchen wollen, sondern erschüttern auch den Zuschauer im tiefsten Knochenmark. 

All das erzählt der Film in sehr schnellem Tempo, in gerade einmal 97 Minuten. Genau so schnell, hat man das Gefühl, wird das Leben der Protagonisten zerstört. 

Untermalt wird all das mit einer visuell beeindruckenden, radikalen Optik und Regie: Die Bilder sind geprägt von beinahe schon spürbaren Drogeneinflüssen, verzerrter Realität oder düsterer Kälte. Ein typisches Element der Regie ist die Hip-Hop-Montage. Hierbei werden bestimmte Objekte und Einstellungen in rascher Abfolge schnell hintereinander gezeigt. Das sehen wir jedesmal, wenn Harry/Marion/Tyrone Drogen zu sich nehmen oder Sara ihren Fernseher anschaltet - durch die schnelle Abfolge der Bilder entsteht eine Art Rausch, wie ihn die Protagonisten in diesem Moment erleben und der auch für den Zuschauer spürbar wird. Dadurch enthält der Film insgesamt über 2000 Schnitte - üblich für diese Länge sind 600-700. Insgesamt wirkt der Film somit eher wie ein Hip-Hop Video: rasches Tempo, viele Schnitte - keinerlei traditionelle Filmtechniken. Dadurch kann die Thematik viel besser transportiert werden. Während dem Monolog über das Gefühl alt zu sein, ließ Kameramann Matthew Libatique die Kamera unabsichtlich wandern. Aronofsky bemerkte das und fragte nach, warum er dies getan habe. Dann jedoch bemerkte er, daß Libatiques Tränen die Kameralinse "vernebelt" hatten. Aronofsky behielt diesen Take im Film. Auch die musikalische Untermalung passt perfekt dazu: dramatisch, ruhig und einprägsam. Die Darsteller, v.a. Ellen Burstyn, Jared Leto und Jennifer Connelly liefern eine Wahnsinnsperformance ab und gehen hierbei an ihre Grenzen. 

"Requiem For A Dream": Eine Totenmesse für einen Traum. Einen Traum, den viele Menschen auf der Welt besitzen - berühmt zu sein, schön auszusehen - , doch dessen Schattenseiten oft unterschätzt werden. Der Film zeigt diese Motive (Scheitern, Drogensucht, Schönheitswahn, Wahnsinn, Einsamkeit) schonungslos und brutal beispielhaft an seinen vier Protagonisten auf. Er lässt allesamt scheitern, er zerstört ihr Leben - ihren Traum. Gleichzeitig übt er auch etwas Gesellschaftskritik: Der soziale Status von Drogenanbhängigen, die fehlende Hilfsbereitschaft, die brutale und unmenschliche Umgangsweise mit kranken Patienten, der Druck der Gesellschaft etc. Der Film mag in manchen Punkten überspitzt dargestellt sein, aber dies will er nutzen, um auf die Themen aufmerksam zu machen. Ein überwältigender und brutaler Film, der schonungslos das Leben und den Untergang von vier drogenanbhängigen, am Rande der Gesellschaft stehenden Menschen zeigt. 

9/10

Quellen
Inhaltsangabe: Highlight Film

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