Montag, 31. August 2020
A Boy Called Sailboat (2018)
In einer kleinen mittelamerikanischen Stadt lebt eine spanische Familie in einem krummen Haus. Ihr Sohn trägt den außergewöhnlichen Namen "Segelboot" (Julian Atocani Sanchez). Nicht nur sein Name ist außergewöhnlich, auch sein Wesen ist nicht von dieser Welt. Seine Anwesenheit und der Fund einer Ukulele bringt neue Hoffnung in die Gemeinde und das bescheidene Leben seiner Eltern. Als seine Großmutter ihn darum bittet, ein Lied für ihn zu komponieren, schreibt er den schönsten Song aller Zeiten - und lässt damit die Menschen um ihn herum ihre Sorgen für ein paar kostbare Momente vergessen...
Regisseur Cameron Nugent erschuf mit "A Boy Called Sailboat" einen traumhaften Hoffnungsschimmer am grauen Alltagshimmel. Eine Ruhephase von der Welt und eine Auszeit von all den Belastungen im Kopf. Ein sehr ruhiger, ja fast melancholischer Film, der aber etwas überaus Positives ausstrahlt. Kein Film für die Massen, aber wenn man sich auf ihn einlässt, kann er durchaus glücklich machen. Ein waschechter Feelgood-Movie, durch die Augen eines kleinen Jungen mit einme ungewöhnlichen Namen erzählt. Einer der Filme, die man sofort wieder sehen könnte, ohne dass er langweilig wird. Wie eine warme Decke, in die man sich einkuschelt. Dabei ist der schrullig-schöne Plot selbst gar nicht mal so originell, dafür aber die Art wie er erzählt wird, schon. Mit ganz viel Herz und Feingefühl für die skurrilen Figuren, sowie gut dosierten leisen Humor, langen Kamerafahrten und Einstellungen, die nur den Jungen, geraezu liebenswert und zuckersüß gespielt von Julian Atocani Sanchez, beim Gehen und Denken zusehen, bringt der Film dem Zuschauer die Gefühlswelt des kleinen Jungen näher, wenn auch nicht gleich offensichtlich. Mit Gary Busey und J.K. Simmons in den Nebenrollen sogar prominent besetzt. Mit warmen Farben untermalt und schönen Dialogen aus dem Off generiert, lockert der Regisseur den Film auf eine wundervoll-herzerwärmende Weise auf. Obwohl man den Song, um den es eigentlich geht, bis zum Schluss nicht hört, kann man dennoch fühlen, dass er etwas Besonderes ist. Nur alleine durch die gezeigten Emotionen der jeweiligen Zuhörer. Ein guter und sehr berührender Kniff. Herzerwärmend, menschlich und ehrlich. Einfach schön.
8/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Lighthouse
Don't Hang Up (2016)
Telefonstreiche sind ein echter Klassiker, mit denen man sich wunderbar die Zeit vertreiben kann, aber die Jugendfreunde Sam Fuller (Gregg Sulkin) und Brady Mannion (Garrett Clayton) hieven sie auf ein ganz neues Niveau. Und die begnügen sich nicht einfach damit, ihre wahllos ausgesuchten Opfer zu necken, sondern stellen die entsprechenden Aufnahmen auch noch ins Internet. Konsequenzen? Sind ihnen schnuppe! Aber eines Tages kommen ihre Späße wie ein Bumerang zurück, als sie selbst einen Anruf entgegennehmen, der es in sich hat und zunächst wie ein schlechter Scherz klingt. Doch rasch nimmt das Gespräch eine äußerst bedrohliche Wendung, denn der Unbekannte am anderen Ende der Leitung scheint die Jungs ziemlich gut zu kennen und beginnt, ihre Angehörigen zu bedrohen. Noch während Sam und Brady versuchen, den Täter aufzuhalten, kommt schon die erste Person zu Tode. Und der Abend ist noch jung...
Zu Beginn ist "Don't Hang Up" ein sogar noch relativ fetziger Horrorthriller, der seine dumm-dreisten Protagonisten ironischerweise ins offene Karma-Messer laufen lässt, ganz im Sinne von "Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein". Anfangs wird dann ein ordentliches Paranoia-Überwachungsszenario aufgebaut, welches zum Ende hin auf jegliche Originalität verzichtet. Der Spaß hält also nicht wirklich lange an, der irgendwann unglaubwürdig konstruierte Plot begibt sich schnell auf ausgetretene Pfade und enttäuscht mit einem viel zu vorhersehbarem Finale. Die beiden Twists zum Ende hin sind mittlerweile schon sehr ausgelutscht, und wurden auch nicht sonderlich gut umgesetzt. "Don't Hang Up" ist am Ende ein einfaches Psychothriller-Filmchen mit typischem "Neusprech" und "Buddy-Speech"-Getue (Hey Bro'!") für eine eher unreife Zielgruppe, die regelrecht um Läuterung bettelt. Die sozialkritische Substanz mit Projektion auf Online-Medien ist nicht mehr als ein Vorwand und sollte eher in Filmen wie "Unfriend" gesucht werden, wo sie zumindest geringfügig vertreten ist. Ein Film zum "Nebenbei-Sehen", man verpasst absolut nichts. Langweilig.
3,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Splendid
Sonntag, 30. August 2020
Starship Troopers: Traitor Of Mars (2017)
20 Jahre ist es mittlerweile her, seit General Johnny Rico (Stimme im Original: Casper Van Dien) der Mobilen Infanterie beigetreten ist und sich zunächst als gewöhnlicher Soldat seine Sporen verdiente. Nach heftigen Gefechten und Verwundungen stieg er unter der Führung von seinem ehemaligen Lehrer Rasczak auf und nahm bei seinem Tod dessen Position ein. Heute ist Rico ein erfahrender Veteran, der scheinbar alles erlebt hat auf dem Schlachtfeld - oder doch nicht? Vor den ekligen und todbringenden Bugs hat die Menschheit jedenfalls noch keine Ruhe gefunden und nun haben die überdimensionalen Krabbelviecher auch noch eine Satellitenstation auf dem Mars eingenommen. Rico und eine Gruppe junger Rekruten werden auf den roten Planeten geschickt, um ihn von dem Bug-Befall zu säubern. Und überraschenderweise trifft Rico bei seiner Mission auf eine alte Bekannte: Dizzy Flores (Dina Meyer)...
Nach "Starship Troopers: Invasion" kam der fünfte Teil der "Starship Troopers"-Reihe auf den Markt - erneut als computeranimiertes Feature. Wenn man mit dem Vorgänger keine Probleme hatte, wird man sich auch dieses Werk gut anschauen können. Im Grunde genommen ist das nicht besser geworden, aber auch nicht schlechter. Die größten Probleme liegen erneut in der Story, denn man gibt sich diesbezüglich schon lange keine Mühe mehr. Johnny Rico (im Originalton sogar wieder von Casper Van Dien gesprochen) kämpft gegen die Bugs, die dieses Mal den Mars angreifen. Einen bösen Sky Marshal gibt es auch wieder und neue Zutaten fallen den Drehbuchautoren irgendwie nicht ein. Am meisten stört daran, dass sich in dieser Reihe niemals eine Kontinuität aufgebaut hat. Dass "Starship Troopers: Invasion" nichts mehr mit den Vorgängern gemeinsam hatte, war irgendwie logisch, aber nun kommt der nächste computeranimierte Film heraus und trotzdem steht das Werk komplett für sich. Zwar gibt es wieder bekannte Charaktere zu sehen und diese werden sogar durch ein Wiedersehen mit einer alten Bekannten erweitert, aber die Story nutzt dies niemals, um ein Fortsetzungs-Feeling aufzubauen. Von der Geschichte her ist da eigentlich genügend los und trotzdem bekommt man nur Altbekanntes serviert. Ein paar Neuerungen wären schön. Einziger Lichtblick ist da, dass man jetzt wieder ein paar satirische Noten zu sehen bekommt. Während der Vorgänger diese komplett ausgeblendet hat, gibt es in "Traitor Of Mars" wieder die typischen News zu sehen und ein paar Seitenhiebe sind da erkennbar. Ist zwar nicht sonderlich anspruchsvoll, geht aber zumindest in die richtige Richtung.
Aus handwerklicher Sicht ist der Film durchaus besser gelungen. Die Schauplätze und die Bugs sehen deutlich besser animiert aus und in manchen Szenen erkennt man es gar nicht mehr so sehr, dass hier alles computeranimiert wurde. Leider liegen die Schwächen der Animationen gerade in den Menschen, was echt schade ist. Ansonsten hat Shinji Aramaki, der erneut Regie führte, seine Arbeit aber definitiv solide gemacht. Fünf Jahre sind in der technischen Welt ja auch eine Menge. "Traitor Of Mars“ ist zwar nicht das Nonplusultra des grafisch möglichen, aber optisch ist der Streifen schon besser. Das Ganze ist nicht so düster ausgefallen und lebt gar nicht mal so selten von einer guten Prise Humor. Die Atmosphäre atmet pure Science-Fiction und wer das mag, wird eigentlich ganz gut bedient. Aufregende Unterhaltung stellt das nicht unbedingt dar, doch langweilen tut man sich ebenfalls nicht. Der Handlungsverlauf lässt in der ersten Stunde nicht so viel Action zu, doch hinterher bekommt man diese dann noch geboten. Das macht keinen ganz so stumpfen Eindruck, wie beim Vorgänger und trotzdem gibt es ein paar Längen zu viel. Das liegt einfach daran, dass die Handlung nicht sonderlich interessant ist.
6/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Sony Pictures
Daddy's Girl (2018)
Seit dem Suizid ihrer Mutter wächst Zoe bei ihrem Stiefvater auf. Eine normale Vater-Tochter-Beziehung ist das jedoch nicht, denn Daddy hat ,seine Kleine' viel zu lieb. Doch das ist nur die Spitze des Grauens: In ihrem abgeschiedenen Haus hat der frühere Abu-Ghraih-Wärter John eine eigene Folterkammer eingerichtet, die mit allen möglichen unappetitlichen Werkzeugen ausgestattet ist. Wasser tropft, die Fliesen sind blutverschmiert und an einer der Wände hängt eine Collage aus Pola-roidfotos von jungen Frauen - das Heim eines gestörten Serienmörders! Eines Tages ergibt sich für Zoe jedoch die Chance, den Fängen ihres mörderischen Stiefvaters zu entkommen. Aber ist sie überhaupt bereit, sich gegen ihn aufzulehnen oder bleibt sie ihrem Daddy treu ergeben?
Julian Richards' "Daddy's Girl" versucht, aus der Macht, die Frauen langsam durch die Konfrontation mit ihrem Täter erlangen, Kapital zu schlagen, und zwar in einer höchst beunruhigenden Beziehungsexploration zwischen einer jungen Frau und ihrem Stiefvater. Mit Jemma Dallender als Zoe und Costas Mandylor als ihr Stiefvater John Stone in den Hauptrollen beginnt der Film mit der Prämisse, dass Zoes Mutter Selbstmord begangen hat und das Paar seitdem in eine neue Stadt gezogen ist. Sie halten sich bedeckt, weil John mit Zoe schläft, und sie fahren nachts gemeinsam in ländliche Bars, um Frauen aufzugreifen, damit John sie in seiner schmutzigen Folterkammer in ihrem Haus vergewaltigen und foltern kann.
Mit solch prominenten Persönlichkeiten des Horrorfilms in der Hauptrolle, die sich sowohl mit Vergewaltigungs-/ Rache- als auch Folterfilmen befasst haben, wäre es nicht weit hergeholt zu sagen, dass dies so viel mehr hätte sein können als der frauenfeindliche Horror, zu dem "Daddy's Girl" sich herausstellt. Während nämlich John immer mehr Leichen aufhäuft, findet Zoe erst bei etwa dem 20. Opfer heraus, dass dies nicht richtig ist, und durchlebt eine verwirrende Routine, in der sie den Mädchen helfen will, die Mädchen tötet oder John tötet und vielleicht sich selbst tötet, die letztendlich absolut zu nichts führt. Die Beziehung zwischen John und Zoe ist überwiegend ein "rien ne va plus"-Umfeld, jede Andeutung der Erzählung ist wahnsinnig kindisch, und sowohl Dallender als auch Mandylors Darbietungen haben nicht die Komplexität anderer Gefangenenfilme wie "Berlin Syndrome", was bedeutet, dass das Publikum die Charakterstudie nicht unterstützen kann und in ihrem enttäuschenden Finale nur wenig Anerkennung findet.
Das Problem von "Daddy's Girl" ist, dass es nicht die Entschlossenheit anderer Filme des Genres besitzt, in denen die Frauen mit einer Brutalität zurückbeissen, die die Gewalt, die ihnen angetan wird, überwiegt. Er glaubt einfach nicht an seine Protagonistinnen, und dieses Drehbuch ist offensichtlich nie durch die Hände einer Frau gegangen. Innerhalb der letzten 10 Minuten versucht "Daddy's Girl", sich mit einem Duo-Racheszenario ähnlich wie "Even Lambs Have Teeth" zu rehabilitieren, aber Richards Film ist so voller wütender Frauenfeindlichkeit, dass es in diesen letzten Momenten keinen Triumph der Vergeltung gibt, er kann uns kaum die Rachegeschichte liefern, die er versprochen hat.
4,5/10
"Pierrot Le Fou UNCUT #20", so lautet der Editionsname des limitierten Mediabooks, welches den Film in der ungeschnittenen Fassung enthält:
Quellen:
Inhaltsangabe: Pierrot Le Fou
Poster/Artwork: Pierrot Le Fou
Samstag, 29. August 2020
Eternal Sunshine Of The Spotless Mind - Vergiss mein nicht (2004)
Joel Barish (Jim Carrey) und Clementine Kruczynski (Kate Winslet) sind ein äußerst gegensätzliches Paar. Er ist zurückhaltend und geordnet, sie ist das krasse Gegenteil. Doch trotzdem (oder gerade deshalb?) funktionierte diese Liaison über zwei Jahre lang mit kleineren Hochs und Tiefs wunderbar. Doch dann, eines Tages, trennt sich Clementine nach einem Streit plötzlich von Joel. Er verkraftet die Trennung nicht und beschließt kurzerhand, Clementine bei der Arbeit aufzusuchen, um sie um eine letzte Chance für die gemeinsame Zukunft zu bitten. Doch Clementine verhält sich bei Joels Besuch äußerst merkwürdig. Zunächst benimmt sie sich so, als würde sie ihn überhaupt nicht kennen und dann muss er noch beobachten, wie sie mit dem einige Jahre jüngeren Patrick (Elijah Wood) innige Küsse austauscht...
Was wäre, wenn man die Erinnerung an beendete Beziehungen aus seinem Bewusstsein löschen könnte und damit natürlich auch den/die betreffende(n) Expartner/-in? In "Eternal Sunshine Of The Spotless Mind" geschieht genau das bei Joel und Clementine nach einer ca. zweijährigen Beziehung. Bei diesem Film funktioniert alles, fließt ineinander und verbindet sich schließlich: die verschiedenen Ebenen, die visionäre Optik, die Chemie zwischen den Hauptdarstellern sowie die leise, angenehme und ruhige Poesie, die stets und ständig durch die - fast schon philosophisch angehauchte - Handlung an die Oberfläche dringt. Vor allen Dingen schlagen die Synapsen bei Sichtung dieses Films Purzelbäume. Darüber hinaus wird das Gefühlszentrum bei diesem Streifen ziemlich in Mitleidenschaft gezogen und auch noch die grauen Zellen bemüht.
Poesie, Melancholie, Traurigkeit, Hoffnung, Menschlichkeit, Fantasie, Gedankenwelten, Humor, verschobene Realitäten und zwei geniale Darsteller (Jim Carrey und Kate Winslet) machen diesen Film zu einem einzigartigen rauschhaften Traum, aus dem man nur sehr ungern aufwacht. Doch auch die Nebendarsteller mit Elijah Wood, Mark Ruffalo und Kirsten Dunst sind gut gewählt und tragen in ihrer eigenen Art viel zu Drumherum des Filmes bei. Der Melancholieanteil überwiegt - aber in einem positiven Gewand, das man sich mit Freude überzieht. Selbst der Filmtitel "Eternal Sunshine Of The Spotless Mind" ist schon pure Poesie. Ein wunderschöner, intelligenter, vielschichtiger und hochemotionaler Film, dessen Botschaft eindeutig ist: auch wenn die Liebe zerbricht, sie im Kopf nicht mehr präsent ist, so lebt sie dennoch im Herzen weiter. Solche Filme sollte und müsste es öfter geben.
8,5/10
Von BIRNENBLATT erschien der Film in einem limitierten Steelbook:
Quellen:
Inhaltsangabe: Constantin Film
Freitag, 28. August 2020
Boyz In The Wood - Get Duked! (2019)
Es ist die letzte Chance für DJ Beatroot (Viraj Juneja), Dean Gibson (Rian Gordon) und Duncan MacDonald (Lewis Gribbe): Wenn die drei die schottischen Highlands durchqueren und an einen bestimmten Punkt erreichen, erhalten sie nicht nur den "Duke of Edinburgh Award". Vielleicht haben die Jugendlichen, die immer mal wieder mit dem Gesetz in Konflikt kommen, dann sogar sowas wie eine Zukunft. Vierter im Bunde ist Ian (Samuel Bottomley), der diese Prüfung sogar freiwillig macht, in der Hoffnung, dass ihm die Auszeichnung auf dem weiteren Lebensweg helfen wird. Dabei steht gar nicht fest, dass es diesen Lebensweg geben wird. Nicht allein, dass die vier mit der Aufgabe, allein durch die Natur zu kommen, ziemlich überfordert sind. Es ist ihnen auch noch ein mysteriöser und bewaffneter Mann (Eddie Izzard) auf den Fersen, der sich The Duke nennt...
Filme wie "Get Duked!" gibt es zuhauf. Ein paar Loser, Abgehängte oder einfach nur Problemkinder /-jugendliche, die eine Sache meistern müssen,um ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen. Bei Komödien wird gern noch eine Portion Drogen dazugemischt, fertig ist der Lack. Doch der Erfolg der Komödie "Get Duked!" von Autor/Regisseur Ninian Doff besteht darin, dass der Gedanke, von verrückten Reichen in gruseligen Masken durch die Weiten der schottischen Highlands gejagt zu werden, in der Inhaltsangabe noch beunruhigend geklungen hat und am Ende nur noch schöne Erinnerungen an dieses verrückte und unglaublich lustige Abenteuer weckt. "Get Duked!" wurde 2019 ursprünglich als "Boys In The Wood" präsentiert, doch die Umbenennung erschließt sich, sobald die Jungs gezwungen sind, sich gegen ein mordendes Pärchen (Eddie Izzard, Georgie Glen) zur Wehr zu setzen, die sie jagen, und zwar in einer Zeit, die sich bald von "der guten, alten Zeit in den Highlands" zum Generationenkampf entwickelt.
"Get Duked!" ist ein unterhaltsamer, flotter 86-minütiger Film mit Hip-Hop-Einschlag und vollgepumpt mit psychedelischen Drogen, einem Sammelsurium bunter Charaktere und einem unverschämt albernen Sinn für Humor, der das Beste aus seiner Prämisse macht. Doff befindet sich in der Gesellschaft von Filmemachern wie Taika Waititi, Edgar Wright und Joe Cornish (und ihren Filmen wie "Wo die wilden Menschen jagen", "Hot Fuzz" und "Attack The Block"), denn sein Film ist sich völlig bewusst, wie albern das alles ist. Er hält seiner Besetzung durchgängig in Bewegung, während er Freundschaft und Bindung zwischen den vier Teenagern und die satirischen Untertöne ohne Probleme erkundet. Es wird deutlich, dass diese Charaktere, wenngleich rüpelhaft, vollkommen in Ordnung sind, wie sie sind, und man kommt am Ende zu dem Schluss, dass, obwohl nichts gegen ein wenig Weiterentwicklung einzuwenden ist, es vielleicht nicht die Jugend ist, die gezwungen werden muss, ihre Einstellung zu ändern. Auch die Nebendarsteller sind daher enorm unterhaltsam. Veteranen wie Izzard, Glen, James Cosmo, Jonathan Aris und Kate Dickie bilden die Gruppe der Erwachsenen Gegenspieler. Izzard und Glen sind perfekte Mörder, die darauf abzielen, die Teenies loszuwerden. Dann gibt es Dickie und Kevin Guthrie als örtliche Polizeibeamte, die in das Chaos in den Highlands hineingezogen werden - wobei die Erwachsenen weitaus alberner als die jüngeren Charaktere dargestellt werden. Diese Seite der Geschichte fühlt sich nicht so intrigant an, außer als Mittel zum Zweck, aber diese Seite der Geschichte ist eine der lustigsten Nebenhandlungen, die man in letzter Zeit gesehen hat.
Und selbst wenn die Geschichte nicht allzu stark ist schafft sie es, dies mit einer starken Portion Herz und Tiefe auszugleichen. Es gibt einen ziemlich lohnenden und unerwarteten Subtext, der die Mitglieder der älteren, englischen Oberschicht verurteilt, die der jüngeren Generation das Leben so viel schwerer gemacht haben, während sie gleichzeitig die Jugend wegen ihrer rebellischen Natur und ihres angeblichen Mangels an Initiative verteufeln. Das gibt "Get Duked!" ein willkommenes soziales Bewusstsein, während der wahre Kern der Geschichte die Betonung der Freundschaft zwischen den Jungen ist, die in einem Film, der so wunderbar seltsam sein kann, sicherstellt, dass es ihm nie an Old-School-Gefühlen mangelt.
7/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Amazon Studios
Ozark Sharks - Summer Shark Attack (2015)
Diane (Laura Cayouette), Molly (Allisyn Ashley Arm) und Rick (Michael Papajohn) fahren in die Ozark-Mountains in Arkansas, um sich eine Auszeit zu gönnen. Nahe des idyllischen Orts in einer Kleinstadt findet auch gerade das alljährliche Feuerwerksfestival statt, weswegen nicht wenige auf den gleichen Gedanken gekommen und für ein paar Tage angereist sind. Doch der erholsame Teil des Familienurlaubs endet abrupt, als gefährliche Bullenhaie aus den Tiefen des Sees auftauchen und alles und jeden angreifen, der ihnen in die Quere kommt. Dabei fallen einzelne Finger, Arme und Menschen den Bestien mit ihren scharfen Zähnen zum Opfer. Aus dem geplanten Aufenthalt wird also schnell ein knallharter Kampf ums Überleben: Um den tödlichen Angriffen zu entkommen, decken sich die Urlauber mit ausgefallenen Waffen ein und schlagen zurück...
Ein Trasher aus dem Hause Asylum, was will man erwarten? Immerhin hat der x-te Hai-Horror-Film sympathische Figuren (ohne nennenswerte, abgehalfterte Stars) inne, was aber keinesfalls bedeutet, dass auch nur irgendeine Leistung im Film Oscarreif wäre, geschweige denn Nobelpreisverdächtige Dialoge vorkommen. Doch darum geht es ja auch nicht. Erst durch obermieses Overacting generiert sich der Spaß am Film. Der Zuschauer bekommt damit, was er - *hüstel* - verdient: trashige Unterhaltung auf Dämlichkeits-Niveau mit unmöglichen physikalishen Begebenheiten, noch dämlicheren Situationen und kreativen Verteidigungsmaßnahmen gegen Haie inmitten eines abstrusen Settings. Abstrus? Ja, denn auch wenn das Filmplakat suggerieren könnte, dass die Haie vom Meer aus angreifen (was in sich ja noch logisch wäre), liegt die Absurdität darin, dass wir uns an einem Tümpel inmitten der Bergwelten der USA befinden. Und dass meterdicke Haie auch überraschend aus dem knöcheltief hohem Wasser zuschnappen können. Ja. So habe ich auch geguckt. Mit einem Budget von - gefühlt - 100 Dollar gedreht sieht der Film auch genau so aus. Doch die CGI-Haie sind nicht völlig lächerlich aber doch schlecht genug, die Haifinnen im Wasser sehen sogar richtig gut aus, komische Todesszenen gibt es en masse, dazu genügend Blutspritzer, aberwitzige Storyideen, Bikinimädels, ein alter Haudegen mit kreativer Waffensammlung, spassige Filmfehler, und so weiter und so fort. Aber: er unterhält, wenn man sein Hirn mal in den Pausenmodus schicken möchte. Nett.
Quellen:
Inhaltsangabe: Splendid
Donnerstag, 27. August 2020
[KINO] Tenet (2020)
Ein CIA-Agent (John David Washington) wird nach einem Einsatz bei einem Terroranschlag auf die Kiewer Oper enttarnt und überwältigt. Selbst unter Folter weigert er sich jedoch, seine Kollegen zu verraten und nimmt sich selbst das Leben - oder glaubt das zumindest. In Wahrheit hat er so einen ultimativen Test bestanden und dadurch Zugang zu einer supergeheimen Organisation gewonnen, die versucht den Dritten Weltkrieg zu verhindern. Die Mitarbeiter stoßen immer wieder auf Gegenstände aus der Zukunft, die sich rückwärts in der Zeit bewegen - die sogenannte Inversion. Offenbar handelt es sich dabei um eine Kriegserklärung aus der Zukunft, deren Mittelsmann der russische Waffenhändler Andrei Sator (Kenneth Branagh) ist. Gemeinsam mit seinem neuen Partner Neil (Robert Pattinson) versucht der Protagonist, Zugang zu Sator zu erhalten und den Krieg der Zeiten zu verhindern. Eine Möglichkeit scheint Sators Ehefrau Kat (Elizabeth Debicki) zu sein...
Christopher Nolan hat sich mittlerweile ein solch schwergewichtigen Namen zugelegt, dass die Erwartungen an seine Filme seit seinem zweiten Werk "Memento" in solch unermessliche Höhen gestiegen ist, dass man meinen könnte, eigentlich nur enttäuscht werden zu können. "Tenet" nun wurde bereits zum ersten Event-Film des Jahres, noch bevor die globale Pandemie ihn in ein schier unerreichbares Objekt verwandelte, dessen Reiz immer stärker wurde, je weiter sich seine Veröffentlichung nach hinten verschob. Das ist eine absurde Art, einen Film so zu betrachten, aber inmitten dieser stets geschäftsorientierten Praxis fragt man sich, ob Regisseur Christopher Nolan insgeheim wenigstens ein bisschen über die erhöhte Mystik um seinen Film amüsiert war. "Tenet" ist Nolans zehnter Film bei dem er gleichzeitig als Regisseur als auch Autor tätig war und sein elfter Film überhaupt. Dass Nolan keine Totalausfälle in seiner bisherigen Vita zu verzeichnen hat, spricht für ihn - sowohl als Autor, als auch als Regisseur. Und als Macher von Blockbustern, der dazu neigt, seine Werke im besten Fall in zeremonieller Geheimhaltung zu verbergen, hat er seinen elften Spielfilm in einer passenderweise chaotischen Zeit veröffentlicht. Doch zum Film. Nolans Filme haben in der Regel eine experimentelle Kante, die die Grenzen des Machbaren sprengt. "Tenet" ist ebenso in jeder Hinsicht groß - außer thematisch. Ideal präsentiert, gepaart mit Gesichtern einer zukünftigen Superstar-Generation, ansprechend über mehrere globale Schauplätze hinweg gedreht und mit einer elastischen, zeitverkrümmenden Vorstellungskraft spielend, ist der Film unbestreitbar unterhaltsam, aber seine schwindelerregende Grandiosität dient nur dazu, die Brüchigkeit seiner angeblichen Intelligenz zu kaschieren. Dies wäre kaum eine Kritik an einem anderen, ähnlich gelagertem Blockbuster. Aber Nolan ist mit seinen explodierenden Footballfeldern der führende Autor des Intellekts, der unterhaltsame, visuelle Genialität mit all den behäbigen Befriedigungen eines herausfordernden Puzzels kombiniert. Und im Rahmen seiner selbst-kreierten Marke erfüllt "Tenet" auch alle Erwartungen, außer derjenigen, dass er sie um ein vielfaches übertreffen wird.
Mit unvorhergesehener Ironie beginnt der Film in einem überfüllten Saal des Opernhauses in Kiew, das einem terroristischen Raubüberfall zum Opfer fällt, der wiederum von einem namenlosen CIA-Agenten (John David Washington), der auch schlicht "Protagonist" genannt wird, infiltriert wurde, als eine merkwürdige Sache passiert. Eine Kugel, die von einem unbekannten Verbündeten abgefeuert wird, fliegt aus einem Sockel zurück, wobei der Beton um das Einschussloch herum "zurück"-zersplittert. Kaum vorstellbar, was er (und der Zuschauer) da gesehen hat, kann der Agent diese seltsame Verhalten hinterfragen, denn schon in der nächsten Sekunde muss er Hunderte von Zivilisten vor dem sicheren Tod retten. Der Zuschauer befindet sich nur wenige Minuten in dem knapp 150 Minuten langem Film, und Nolan hat bereits geliefert: Die Sequenz endet mit Innen- und Außenaufnahmen einer Explosion, die die Cutterin Jennifer Lame mit einem so perfekten Action-Cut umsetzt, wie es ihn zuvor nur selten gegeben hat. Und genau an dieser Stelle zu Beginn des Films wird der Zuschauer an etwas erinnert, was die letzten Monate in Vergessenheit geraten ist: den beeindruckenden filmischen Maßstab eines Kinos, der dem hungrigen Zuschauer genau das serviert, was er sich nach dieser langen Durststrecke auch verdient hat und dieser scheinbare Prolog ist auch voller Hinweise und Andeutungen für spätere Referenzen, wie es sich für einen Film gehört, in dem Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft nicht immer sauber aufeinander folgen, sondern manchmal so schnell durchschnitten werden wie drei Fahrspuren auf einer viel befahrenen Autobahn. "Tenet" operiert auf einer ordentlichen physiologischen Ebene, teils fühlt man sich wie in einem "James Bond"-Film, teils wie in "Inception" - letzterer nur in anders. Zum Film passt Ludwig Göranssons mitreißende, perkussive Partitur, die oft tief basslastig und stakkatokartig in die Magengrube hämmert und in Hoyte van Hoytemas Cinematographie, die die gleiche Großartigkeit liefert, ob man nun ein narrativ halb-überflüssiges Katamaranrennen beobachtet oder eine überbordernde Actionsequenz, findet man den einen oder anderen optischen Leckerbissen.
Wie in vielen von Nolans Filmen wurzelt der Hintergrundgedanke nicht mehr in der Physik als in der Philosophie oder Psychologie, wobei der Anker des Films - dass man die Welt an sich nicht verändern kann, indem man durch die Zeit reist, sondern indem man sie umkehrt - im Hinblick darauf erforscht wird, wie sie praktisch funktioniert und nicht, wie sich jemand dabei fühlt. "Tenet" ist am besten, wenn er sich in die phantasievollsten, tobenden Actionsequenzen verwandelt, die man je gesehen hat, komplett mit schwindelerregendem globalen Location-Hopping, Verfolgungsjagden und perfekt gesetzten Schnitten, die den Zuschauer ein ums andere Mal vor Staunen aus dem Sessel holen. Dass sich der Film - so kunstvoll präsentiert er auch sein mag - als geradliniger erweist die wildesten Spekulationen über ihn, ist etwas entwaffnend. Wie "Inception", der die wesentliche Sprache des Heist-Movies als Organisationsstruktur für Nolans eigentümliche Fixierungen auf Chronologie und Bewusstsein verwendete, trickst "Tenet" den Spionage-Thriller mit erweiterten Science-Fiction-Parametern aus, um zu Nolans Lieblingsthema (Zeit und Manipulation derselben) zurückzukehren. Rewind.
Nach der Operation in Kiew findet sich Washingtons stoisch imposanter Charakter jedenfalls in einer schattenhaften, weniger identifizierbaren internationalen Spionageorganisation wieder. Verbündet mit Neil (Robert Pattinson), über den der Zuschauer nur wenig erfährt, begibt er sich auf eine Mission, die auf verschiedene Weise als Verhinderung des Dritten nuklearen Weltkriegs und Rettung der Welt insgesamt beschrieben wird - Ziele, die im Allgemeinen so hoch gesteckt sind, dass man sich fragt, ob Nolan uns und seinen verwirrten Protagonisten auf den Arm nimmt. Doch die Suche führt uns auf einer Spur kunstvoll gepflanzter MacGuffins von Indien nach Estland, von der Bucht von Neapel zu verborgenen Städten Russlands. (In diesen spielt das Produktionsdesign von Nathan Crowley den Retro-Futurismus ihrer brutalistischen Architektur geistreich aus, um später die eigenen überlagerten Zeitlinien des Films zu reflektieren). Ein finsteres Netz internationaler Waffenhändler taucht auf, wobei eine von ihnen, Priya (Dimple Kapadia), hauptsächlich dazu dient, den Protagonisten durch die Korridore von Nolans Erzählung zu locken. Aber das ultimative Ziel ist Sator (Kenneth Branagh), ein bodenlos böser Oligarch, der die Welt nach seinem Tod ebenso ins Jenseits befördern will - oft im Zorn gegenüber seiner entfremdeten, aber gefangenen Frau Kat (Elizabeth Debicki), einer spröden Kunstauktionatorin, für die das Drehbuch seinem Protagonisten ein Minimum an Gefühlen zugesteht.
So geschrieben klingt der Storyaufbau wie das Standardwerk eines Ian Fleming. Der Trick liegt natürlich in dem nebulösen Konzept der Zeitumkehrung, das auf der Leinwand besser zu sehen ist als man es hier erklären kann - obwohl Nolan, wie er es als Drehbuchautor gewohnt ist, auch nicht an leicht fadenscheinigen, filmreifen Erklärungen spart. Wie "Inception" ist "Tenet" es ein Film, in dem gut informierte Charaktere oft die scheinbar richtigen Fragen stellen ("Wissen Sie, was ein Freeport ist?", "Kennen Sie das Manhattan-Projekt?"), auf die sie sofort eine ausführliche Antwort erhalten. So wortreich Nolan seine Ideen auch auswählt, die Aufregung liegt vor allem in der filmischen Illustration: Die grandiosen Bilder des Films, in denen Kugeln rückwärts durch die Luft rasen (die Trümmer eines kommenden Krieges, wie man dem Zuschauer mitteilt), sind auffälliger als die saubere Theorie hinter ihrer Flugbahn. "Versuchen Sie nicht, es zu verstehen, sondern fühlen Sie es", rät eine kryptische Wissenschaftlerin (Clémence Poésy) dem Protagonisten schon früh im Film, und ob Nolan es beabsichtigt oder nicht, das fühlt sich auch für den Zuschauer wie ein solider Rat an. Die "Lehre" ist an sich nicht so schwer zu verstehen: Er ist mehr verworren als komplex, breiter als tief, und seine Form ist linearer, als man vermuten würde, obwohl er einige elegant ausgeführte Strukturfiguren bietet - kleine Stolpersteine entlang des Weges.
All das bedeutet, dass sich das genaue Nachzeichnen der Handlung von "Tenet" wie Arbeit auf Kosten des Filmvergnügens anfühlt. Diese reichen von seinen beeindruckenden, treibenden Kampfsequenzen bis zur hypnotisierenden, beinahe schon archaischen Schönheit seiner Darsteller, allesamt gekleidet in makellose, knitterfreie Anzüge. Die schiere Akribie von Nolans großformatiger Action-Ästhetik auf der Leinwand ist unglaublich fesselnd, als wolle sie die verirrten losen Fäden und neckenden Paradoxien seines Drehbuchs ausgleichen - oder vielleicht einfach nur unterstreichen, dass sie nicht so wichtig sind. Die absolute Killerszene ist wiederum ein Korridor-Kampf, obwohl es viele solcher Schlüsselszenen gibt, die man hier beschreiben könnte. "Tenet" ist eine schwindelerregende, teure, aufregende Unterhaltung sowohl der alten als auch der neuen Schule. Doch in "Tenet" ist allein der Einfallsreichtum seiner Macher beeindruckend. Ähnlich wie in "Inception", der eine ganze Traumweltmythologie schuf, stellt die Zeitumkehrung in "Tenet" eine bahnbrechende Innovation dar, was sich am besten in Szenen äussert, wenn die Zeit gleichzeitig vor- und rückwärts zu laufen scheint.
"Tenet" blendet die Sinne, aber ruft beim Zuschauer keine besonderen mitfühlenden Gedanken auf. - eine Kritik, die alle Filme Nolans gemein haben. Washington ist im Grunde genommen ein James Bond-Ersatz, vorwärts und rückwärts, bis hin zum gelegentlich schrägen One-Liner. Nolan stellt sich aber erneut selbst ein Bein: Er stellt sich unmögliche Technologien vor, will aber ihre tieferen Implikationen nicht erforschen. Das ist leicht frustrierend, weil Nolan in Branaghs Sator - der facettenreichsten Figur des Films, auch wenn all seine Facetten bösartig sind - so nahe kommt. Sators Motivation, die Zukunft mit der Vergangenheit in den Krieg zu führen, hat erschreckende Auswirkungen, und vielleicht ist es der Nihilismus dieser Pandemie-Ära, der Zeit nach dem Fingerschnippen eines Thanos, aber er weckt den unbefriedigten Wunsch, dem schlimmsten Fall zuzusehen, wie sich das Szenario entfaltet. Stattdessen zieht sich Nolan im Augenblick des größten potenziellen Chaos in die relative Sicherheit der Spionagefilmkonvention zurück. Nimmt man "Tenet" nämlich das zeitraubenden Gimmick weg, so ist der Film eine Reihe von schüchternen, allgemeinen Versatzstücken: Raubüberfälle, Verfolgungsjagden, Bombenentschärfungen, weitere Raubüberfälle. Aber - verdammt - Nolan sprengt gut Dinge in die Luft. Vielleicht kann "Tenet" sogar einen nostalgischen Blick darauf werfen, wer der Zuschauer noch vor Monaten auf der anderen Seite des eigenen seltsamen Zeitexperiments waren. So scheint "Tenet", die Art von enorm teurem, glückselig-leeren Spektakel zu sein, das man sich in naher bis mittlerer Zukunft nur schwer vorstellen kann. Jetzt ein faszinierendes Artefakt einer liebenswert ahnungslosen Zivilisation zu sein, die sich der Katastrophe, die um die Ecke lauert, nicht bewusst ist. Grandios.
9/10
Von WARNER BROS. Home Entertainment kommt der Film auch als "Limiterte 3-Disc Steelbook-Edition" in 4K Ultra-HD im Steelbook.
Quellen:
Inhaltsangabe: Warner Bros.
A Cure For Wellness (2016)
Weil der CEO der Firma, in der er arbeitet, viel zu lange in einem Wellness-Center in den Schweizer Alpen verweilt, macht sich der ehrgeizige junge Angestellte Mr. Lockhart (Dane DeHaan) auf nach Europa, um seinen Chef Mr. Pembroke (Harry Groener) zurückzuholen. Dort angekommen, stellt er bald fest, dass die Einrichtung nicht der idyllische Heiltempel ist, als der sie sich nach außen hin darstellt. Weil er zu viele Fragen stellt, diagnostiziert das Personal schließlich auch Lockhart mit der seltsamen Krankheit, die hier alle Patienten festzuhalten scheint. Unter Direktion des rätselhaften Spa-Leiters Volmer (Jason Isaacs) beginnt die Behandlung und sein Verstand wird auf die Probe gestellt. Gemeinsam mit Langzeitpatientin Hannah (Mia Goth) stellt Lockhart jedoch gleichzeitig weiterhin Nachforschungen an, um dem Geheimnis der Einrichtung auf den Grund zu gehen...
Die prächtige Burg Hohenzollern sowie das riesige Areal der Beelitz-Heilstätten, in denen die Innenaufnahmen erfolgten, bilden die eigentlich perfekte Kulisse für diesen Mystery-Thriller von Gore Verbinski, der mit "A Cure For Wellness" einen optischen Leckerbissen hervorzaubert. Der Film fesselt dank seiner Grundstimmung, Optik und vor allem seinem einnehmenden Score bereits nach den ersten fünf Minuten. Auch die Story ist interessant und verbreitet eine gewisse Mystik. So gehört dann die erste Hälfte des Films zum Besten was das Horror-Kino in den letzten Jahren hervorgebracht hat. Die gesellschaftskritische Botschaft verleiht dem Film die gewisse Tiefe und somit setzt alle Grundvoraussetzungen für ein großes Kinoerlebnis. Fast kommt man in die Verlegenheit, zu denken, man befinde sich in einer würdevollen "Shutter Island" Variation, ein Film mit dem man dieses Machwerk automatisch vergleicht, da es (beinahe schon zu) viele Parallelen gibt. Doch statt die Spannungsschraube danach einfach weiter zu drehen, verliert sich der Film danach in langgezogene Sequenzen und unnötig frühe Details zur Auflösung. Die Spannung nimmt zu diesem Zeitpunkt stetig ab, was ungemein schade ist. Denn sobald es in den dritten Akt geht, verirrt sich der Plot in unausgegorenen Twists und uninspirierten Ideen und zieht damit den ganzen Film auf ein höchstens durchschnittliches Thriller Level. Da beginnt man sich auf einmal Fragen zu stellen, z.B warum der Protagonist gefühlt jede Möglichkeit von dort zu verschwinden, wieder und wieder durch die eigene Dummheit zunichte macht oder was genau die Intention des Antagonisten ist. Dane DeHaan ist auch ein würdiger Leonardo DiCaprio-Ersatz, zumal er in vielen Szenen beinahe schon wie eine jübger Version DiCaprios aussieht. Außerdem ist sein Spiel und dies der übrigen Besetzung makellos.
Doch es stellen sich immer mehr und mehr Fragen, auf die der Film keine Antworten liefert: Was genau machen die Leute da? Um was geht es ihnen? Was hat es mit dem Wasser auf sich? Nicht einmal spannende Interpretationen sind möglich, zu verwirrend und unlogisch wird "A Cure For Wellness" gegen Ende. Inhaltlich also ein durchwachsenes Sammelsurium aus guten Ideen und klischeehaften Blödsinnigkeiten, dessen Plot in einer qualitativen Abwärtsspirale verläuft. Allerdings vermag es die offensive Absurdität der Ereignisse des 3 Akts, ihn von purer Sinnlosigkeit noch geradeso auf die Ebene zynischer Unterhaltung zu heben. Fast schon könnte manmeinen, dass hier Tim Burton seine Hände im Spiel hatte. Zusammenfassend ist festzustellen, dass "A Cure For Wellness" ein sehr schön fotografierter und durchgängig düsterer Horror ist, der aber auch einen Hauch zu lang dauert und sich ab und zu etwas verkünstelt. Inszenatorisch ein Meisterwerk. Die Cadrage, Lichtsetzung und Musikuntermalung spielen eine dunkelgrüne Symphonie in famos miteinander korrespondierenden Melodien und hält den Zuschauer zudem mit seiner unheimlichen Atmosphäre und einer netten Geschichte bei Laune. Und auch wenn Verbinski das von Mythologie durchwebte Abenteuergewand nicht ablegen kann, es aber genauso wenig in sein Gesamtkonzept mithineinspinnt, so hinterlässt der Film den Zuschauer doch mit einem wohlig schaudrigen Gefühl im Magen.
8,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Twentieth Century Fox
Mittwoch, 26. August 2020
ストリートファイター 暗殺拳, - Sutorīto Faitā Ansatsuken - Street Fighter: Ansatsuken - Street Fighter: Assassin's Fist (Movie Edition) (2014)
Ryu (Mike Moh) und Ken Master (Christian Howard) sind bereits seit vielen Jahren Schüler des japanischen Großmeisters Gôken (Akira Koieyama). Dieser lehrt ihnen die Kampfkunst Ansatsurken, eine äußerst schwierige, seltene und mächtige Kampfkunst. Gleichzeitig müssen Ryu und Ken auf sich aufpassen: Je tiefer in sie in die Kampfkunst Ansatsurken eingeführt werden, desto größer wird die Gefahr, dass das sogenannte Satsuino Hado die beiden in eine selbstzerstörerische Krise drängt. Doch Ryu und Ken sind bereit, das gefährliche Risiko einzugehen und versuchen, der Versuchung zu widerstehen, sich im unberechenbaren Tötungsrausch zu verlieren. Nicht zuletzt konnte Meister Gôken dieser dunklen Seite der kniffligen Kampftechnik nicht entsagen und hat infolgedessen seinen Bruder Gôki (Gaku Space) verloren. Erst mit der Zeit stellt sich heraus, dass Gôki gar nicht tot ist. Stattdessen kehrt in Form des Dämons Akuma (Joey Ansah) ins irdische Leben zurück, um sich an Gôken zu rächen und somit zum letzten Meister der Kampfkunst Ansatsurken zu werden.
Die britische Serie "Street Fighter: Assassin’s Fist" ist eigentlich eine Web-Serie, die aus 12 Folgen à 12 Minuten Laufzeit besteht. Später wurde für das Fernsehen aus zwei Webisoden eine TV-Folge gemacht und noch später kam die hier besprochene "Movie Edition" auf den Markt, in welcher alle Folgen zusammenhängend als eigenständiger Film mit einer stolzen Laufzeit von 145 Minuten Länge veröffentlich wurden. Das Dilemma um "Street Fighter" nahm mit dem Film von Jean-Claude van Damme seinen Anfang und egal, ob es Filme, Serien oder sonstige Veröffentlichungen des Videospieladaption gab - es wurde fast immer Murks. Murks, selbst wenn man im entferntesten dem unterdurchschnittlichen van Damme-Film von 1994 noch etwas abgewinnen konnte.
Die britische Adaption macht nun hingegen vieles richtig und dabei ist weniger mehr. Kaum ein Kampf ist zu übertrieben sondern relativ realistisch gehalten und sehen echt gut aus. Die Dialoge sind typisch für diese Art Film, am Anfang vielleicht noch etwas (zu) albern, aber zu keinem Zeitpunkt schlecht. Natürlich ist auch all das Gezeigte ein wenig "cheesy", das Schauspiel neigt zum Overacting, die Effekte sind okay und die (wirklich völlig bescheuerte) Story rund um "Street Fighter" erledigt den Rest. Für einen Hollywood-Blockbuster wäre allein dies ein K.O.-Kriterium, doch in diesem als Fan-Projekt deklariertem Film avancieren diese Negativpunkte eher zum Gütesiegel, denn genau das ist es, was der "Street Fighter"-Fan sehen will. So sind schon die "Special Moves" der Kämpfer sehr gut umgesetzt und überhaupt lebt "Street Fighter: Assassin's Fist" von der insgesamt liebevollen Präsentation. Auch die beiden Portagonisten Mike Moh und Christian Howard machen ihre Sache aber so recht gut und geben ganz offensichtlich ihr bestes. Leider leidet unter der Stückelung die Spannungskurve enorm, sodass der Film dazu neigt, immer mal wieder seine Zuschauer zu verlieren. Dafür sorgen auch die viel zu oft eingesetzten Trainigsszenen, die zwar unumstritten wichtig, aber dafür zu oft und wiederholend eingesetzt werden. Dazu kommt, dass keine weiteren Figuren aus der beliebten Videospielserie dazu kommen oder als Gegener auftreten. Das will dann doch nicht ganz so sehr passen, doch da die bodenständig Verfilmung sich mehr auf Ausbildung, Scheitern und Voranschreiten konzentriert, könnte man dies wohlwollend vergessen. Insgesamt also unterhaltsam, wenn auch kleinere Längen den gesamten Unterhaltungswert etwas trüben.
7/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Polyband
Dienstag, 25. August 2020
Supervized (2019)
Auch Superhelden werden einmal alt. Die in die Jahre gekommenen Cape tragenden Helden Ray (Tom Berenger) aka. "Maximum Justice", sein Freund Ted (Beau Bridges), auch als "Shimmy" bekannt, Madera (Fionnula Flanagan) "Moonlight" und sein Erzrivale Pendle (Louis Gossett Jr.) "Total Thunder" erfahren das im irischen Altersheim Dunmanor am eigenen Leib. Obwohl die vier am liebsten wie eh und je durch die Welt reisen und dabei die Menschen vor dem Bösen retten würden, bleibt ihnen nun nichts anderes mehr übrig, als sich mit ihrem Schicksal anzufreunden und das Altern zu akzeptieren. Bei ihrem Freund Jerry (Clive Russell) alias "Rainbow Warrior" hat die Regierung zur Sicherheit die Superkräfte etwas heruntergeschraubt. Doch kurz danach ist er tot. Ray ist der Meinung, dass das nicht mit rechten Dingen zugehen kann und beschließt, Nachforschungen anzustellen. Also ruft er sein altes Team für eine letzte Mission wieder zusammen und beweist, dass die Retter der Welt niemals alt werden...
Wohin mit ausrangierten Superhelden, wenn sie alt und klapprig sind? Ganz einfach: ab ins Altersheim! Natürlich in eines, was sich auf die Pflege alter Menschen mit diversen Superkräften spezialisiert hat. Und tatsächlich bietet der Stoff ein paar witzige Begebenheiten, die eben so passieren können, wenn die Superkräfte nicht mehr Hunderprzentig kontrolliert werden können, oder den Sups die Puste schon nach 3 Sekunden aus geht. Doch "Supervized" bleibt damit auch hinter seinen Möglichkeiten zurück: denn dort, wo der Film hätte den Hebel ansetzen sollen, verlässt er sich lieber auf Althergebrachtes und damit vorhersehbare Gags. Ein Lächeln hier, ein Schmunzler dort - mehr ist kaum drin. Die Schauspielerriege ist mit Tom Berenger, Beau Bridges und Elya Baskin indes gut gewählt und während Held und Bösewicht sich gegenseitig immer noch dissen, bietet der Plot dann noch einen Mord an, den es aufzuklären gilt. "Supervized": Superhelden, die nicht altern wollen, mit obszönen Sprüchen um sich werfen und allerlei Widrigkeiten des Alterns ertragen müssen. Das Finale ist dann eher zum Fremdschämen als zum Mitfiebern dank beim Zuschauer Stirnrunzeln hervorufenden Overactings. Ein nett gemeinter Seitenhieb auf DC und MARVEL, aber doch gefühlt etwas hinter seinen Mitteln.
5,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Kinostar Filmverleih
Daughter Of The Wolf (2019)
Ex-Soldatin Clair Hamilton (Gina Carano) kehrt nach dem Tod des Vaters nach Hause zurück, um ihr Erbe anzutreten. Dort erfährt sie von der Entführung ihres 13-jährigen Sohnes. Dahinter steckt eine Bande von Hinterwäldlern, die von einem mysteriösen Anführer befohlen wird. Als von Clair ein Lösegeld erpresst wird, zögert sie nicht lange und macht sich durch die verschneiten Berge auf, um ihren Sohn zu retten...
Der Anfang von "Daughter Of The Wolf" ist wahnsinnig vielversprechend. Das gute Setting nimmt den Zuschauer schnell mit (eine schneebedeckte Berglandschaft geht immer) und ohne großes Vorgeplänkel geht es auch schon los - und der Zuschauer wird von jetzt auf gleich in die Action geworfen. Hauptdarstellerin Gina Carano, die MMA-Kämpferin, könnte glatt das weibliche Gegenstück zu einem Dolph Lundgren oder Michael Dudikoff sein. Doch zu kaum einer Zeit nimmt man ihr wirklich die Rolle als Ex-Elite-Soldatin ab, die nicht einmal ein Ziel aus 20 Meter Enternung treffen kann. Und genau das ist das Hauptproblem des Films: er hat einfach, genau wie die Hauptdarstellerinn, im falschen Jahrzehnt die Bühne betreten. In den 80er war die Story in solch gelagerten Actionkloppern noch egal, da kam es darauf an, dass ein Protagonist sich durch möglichst zahlreiche Gegner arbeitet. "Daughter Of The Wolf" macht das auch, irgendwie, aber im Vergleich zu bekannten Actiongrößen aus eben dem goldenen Jahrzehnt, wirkt das alles fade und wenig ansprechend, die Actionszenen wirken altbacken und die mit etlichen Logiklöchern versehene Handlung hat zu wenig Tempo - zumal sich auch viel zuviel wiederholt. Richard Dreyfuss sollte wohl als Bösewicht wenigstens ein bekanntes Gesicht im Film darstellen, leider fesselt auch seine Leistung den Zuschauer nicht wirklich. Um dem Titel gerecht zu werden gibt es ab und zu noch ein paar Szenen mit Wölfen, die aber auch wieder so nichtssagend sind, dass man diese auch hätte im Schneideraum unter den Tisch fallen lassen können - es wäre keinem aufgefallen. Am Ende ist "Daughter Of The Wolf" dann doch eher so mittel, eine laues Thriller-Filmchen in stürmischen Berglandschaften. Wirkliche Spannung kommt zu keinem Zeitpunkt auf, doch immerhin: ein geringer Unterhaltungswert war doch da. Trotz der knapp anderthalbstündigen Laufzeit hätte hier mehr Tempo keinesfalls geschadet. Daher: Geht gerade so.
4/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Tiberius Film
Montag, 24. August 2020
The Texas Chainsaw Massacre: The Beginning - Texas Chainsaw Massacre: The Beginning (Unrated) (2006)
In dem Sommer, den Bryan Adams rückblickend als besten seines Lebens besingt, machen vier Jugendliche einen Roadtrip durch den Süden der USA. Was Dean Hill (Taylor Handley), seine Freundin Bailey (Diora Baird), sein Bruder Eric (Matthew Bomer) und dessen Verlobte Chrissie (Jordana Brewster) dabei erleben, klingt aber so gar nicht wie ein fröhlicher Ausflug zur besten Zeit des Jahres, ganz im Gegenteil. In Texas treffen die vier zunächst einmal auf eine verrückte Rockerbraut, die die Gruppe mit ihrer abgesägten Schrotflinte zu überfallen versucht. Der selbsternannte Sheriff Hoyt (R. Lee Erney) aber weiß das auf blutige Art und Weise zu verhindern. Und ebenso blutig geht der Trip weiter: Kaum gerettet, finden sich die vier Teenager auch schon von einer inzestuösen Kannibalensippe verfolgt. Für die fachgerechte Schlachtung des Frischfleisches ist Neffe Thomas (Andrew Bryniarski), der später unter seinem Pseudonym "Leatherface" Bekanntheit erlagen wird, zuständig...
Deutlich im Budget gekürzt, spielt Regisseur Jonathan Liebesman gekonnt alle Stärken des Vorgängers aus. Wo er sich den düsteren Hochglanzlook von Marcus Nispels "Texas Chainsaw Massacre" nicht leisten kann, ersetzt er ihn durch schmierige Dreckigkeit. Das Teeny-Kanonenfutter ist nach wie vor gut gecastet und alle geben ihren im Grunde flachen Charakteren immer noch genügend Profil, was dann sowieso durch blanken Terror und Gore überspielt wird. Eigentliches Highlight des Remakes war sowieso R. Lee Ermey als Sheriff Hoyt, der hier folgerichtig mehr Screentime bekommt. Und weil es eine Vorgeschichte ist und die bösen Buben noch im Folgeteil herumlaufen müssen, darf die ganze Nummer auch schön böse enden. Inhaltlich ist es natürlich Jacke wie Hose, wann und warum überhaupt die Kannibalen in der alten, verlassenen Villa nun durchgedreht sind. Der Film überzeugt vor allem in seiner Tonalität. Wer das Remake nicht mochte, wird auch hiervon kein Freund werden. Wer aber nach dem ordentlichen Remake gern einen Nachschlag hätte, bekommt diesen mit "The Beginning" - und noch mehr. Denn "Texas Chainsaw Massacre: The Beginning" ist nicht nur brutal, er grenzt an puren Sadismus - und er hat daher einen sehr starken Leidensweg hinter sich - zumindest in Deutschland. Bis heute ist nicht eine einzige Version dieses Films ungeschnitten zu bekommen, selbst die Kinoauswertung war um 49 Sekunden geschnitten.
Doch unterm Strich spielt "Texas Chainsaw Massacre: The Beginning" in der Reihe definitiv weit oben mit, was der extrem ekligen Atmosphäre und der recht ungeschönten Gewaltdarstellung zu verdanken ist. Da es aber ein Prequel zum Remake ist, hat das Werk somit die typischen Remake-Probleme und man kennt somit mehr oder weniger die Ausgangslage der Handlung, sobald der Film startet.
7,5/10
Von WARNER Home Entertainment kommt der Film auch im auf 111 Stück limitierten Mediabook. Es enthält die Unrated Fassung auf DVD und Blu-ray in HD.
Quellen:
Inhaltsangabe: Warner Bros.
Samstag, 22. August 2020
Backstabbing For Beginners (2018)
Der junge Idealist Michael Soussan (Theo James) ergattert in den späten 1990er Jahren als Koordinator des Öl-für-Lebensmittel-Programms der Vereinten Nationen seinen Traumjob. Schon seit seiner Kindheit wollte er für die UNO arbeiten, und nun wird er gleich mit dem höchstbudgetierten Programm der Organisation betraut. Er soll im kriegsgebeutelten Irak die Öl-Reserven und das Programm kontrollieren, das für die Zivilbevölkerung lebenswichtig ist, da über ihr Land Wirtschaftssanktionen verhängt wurden. In dem Land werden nach dem Irakkrieg politische Konflikte anderer Art ausgetragen. Machthungrige Nationen führen vertreten durch Abgesandte einen außerordentlich zwielichtigen Kampf um die Ressourcen des Landes. Pasha, der neue Vorgesetzte des Weltverbesserers, ist Diplomat und muss dem Neuling beibringen, wie das System funktioniert. Schnell werden Soussan seine Naivität und Vertrauensseligkeit ausgetrieben, und er wird auf eine Verschwörung auf höchster Ebene aufmerksam gemacht...
Nach der irakischen Invasion Kuwaits 1990 begann der erste Irakkireg, auch zweiter Golfkrieg genannt, der offiziell mit dem Gegenschlag der amerikanischen Truppen im März 1991 beendet wurde. Das "Öl-für-Lebensmittel-Programm" (englisch "Oil-for-Food Programme", OFFP) wurde 1995 von der US-amerikanischen Regierung unter Bill Clinton vorgeschlagen, um dem Vorwurf zu begegnen, vor allem die Zivilbevölkerung im Irak leide unter den Wirtschaftssanktionen gegen das Land. Diese waren infolge des Zweiten Golfkriegs verhängt worden und sollten eine Entwaffnung von Saddam Hussein und dem Irak bewirken und es dem Land ermöglichen, auf dem Weltmarkt Öl gegen humanitäre Güter, insbesondere Lebensmittel und Medikamente, einzutauschen. Aufgrund von Korruptionsvorwürfen setzte Kofi Annan im Jahr 2004 eine unabhängige Untersuchungskommission unter Leitung von Paul Volcker und den weiteren Kommissionsmitglieder Richard Goldstone und Mark Pieth ein. Die sogenannte "Volcker-Kommission" stellt in ihrem Schlussbericht fest, dass außerhalb des OFFP der Irak für knapp elf Milliarden US-Dollar illegal Öl verkaufen konnte und eine Vielzahl international tätiger Unternehmen Kick-backs in der Höhe von 1,8 Milliarden US-Dollar an die irakische Regierung gezahlt hatten. Aus diesem Grund gilt das OFFP als einer der größten bekannten Korruptionsfälle der letzten Jahrzehnte. Der ehemalige UN-Mitarbeiter Michael Soussan schrieb über seine Zeit im Irak, in der er für das Öl-für-Lebensmittel-Programm arbeitete, das Buch "Backstabbing For Beginners: My Crash Course in International Diplomacy" und betätigte sich darin als Whistleblower.
Der dänische Regisseur Per Fly nahm sich nun in seinem gleichnamigen Film dieses UN-Mitarbeiters an und verfilmte 2018 seine Geschichte. Mit internationaler Besetzung gelingt ihm dabei anfänglich eine recht spannende Aufarbeitung der Ereignisse mit einem stark auftretenden Ben Kingsley als UN-Beauftragten für das OFFP-Programm, und einem Theo James, der ebenso ansprechend den jungen UN-Grünschnabel Michael Soussan spielt. Für einen aufklärenden und entlarvenden Politthriller ist "Backstabbing For Beginners" glücklicherweise nicht langatmig oder zu dialoglastig, sondern präsentiert eine einnehmende Handlung, die den Zuschauer direkt in das Geschehen wirft. Dadurch entsteht von Anfang an eine solide Grundspannung, worin sich die Handlung durch neue, interessante Aspekte ständig weiterentwickelt. Trotzdem kann Fly das Spannungsnniveau nicht ganz bis zum Ende halten.Das liegt einerseits an der etwas oberflächlichen und etwas zu einseitigen Betrachtungsweise des Themas, andererseits an der Laufzeit des Films. An der einen oder anderen Stelle wäre eine Staffung duchaus angebracht gewesen. "Backstabbing For Beginners" ist dennoch ein guter Streifen, der es schafft, den Zuschauer durchgängig zu beschäftigen und durch seinen realen Hintergrund durchaus an Brisanz gewinnt.
6/10
Quellen:
Inhaltsangabe: EuroVideo
Textauszüge: Wikipedia
Freitag, 21. August 2020
Dabka - Where The White Man Runs Away - Into The Fire - The Pirates Of Somalia (2017)
Jay Bahadur (Evan Peters) ist gerade mit dem College fertiggeworden. Nun träumt er davon, ein erfolgreicher Journalist zu werden. 2008: Sein erfahrener Kollege Seymour Tolbin (Al Pacino) gibt ihm den Rat, nach Somalia zu reisen und das Erlebte in einem Buch zu verarbeiten. Jay folgt dem Ratschlag. Er hat keinen konkreten Plan, aber umso mehr Ehrgeiz. Begleitet von seinem Übersetzer Abdi (Barkhad Abdi) bekommt Jay genaue Einblicke darin, wie die somalischen Piraten leben. Aber Jay will immer tiefer in die fremde und gefährliche Welt einsteigen. Damit er einen Verleger für sein Buch findet, setzt sich der junge Journalist größten Gefahren aus...
Der Film erzählt die wahre Geschichte des risikobereiten Abenteurers Jay Bahadur, der Somalia auf dem Höhepunkt der somalischen Piraterie für eine Buchreportage besucht, die zu einem Bestseller werden wird. Das Buch trägt den Titel "The Pirates of Somalia: Inside Their Hidden World". Die Geschichte behandelt einen Konflikt, der beschreibt, wie aus Fischern Piraten wurden und der bis heute nicht wirklich in den Griff bekommen wurde. Der perfekte Stoff für ein aufregendes Biopic mit politisch brisantem, immer noch aktuellem Hintergrund. Der hauptsächlich im Kurzfilmbereich tätige Regisseur und Drehbuchautor Bryan Buckley inszenierte und versammelte sogar einen ziemlich prominenten Cast.
"The Pirates of Somalia" ist auch ein interessanter Film, der überdies handwerklich einen guten Eindruck macht. Buckley scheint besonders zu Beginn sehr darum bemüht, nicht als langwieriges/langweiliges Biopic einer grundsätzlich nicht so prominenten Person schon zu früh seine Zuschauer zu verlieren, sondern es durch eine amüsante, recht flotte Inszenierung erst zu gewinnen. Was sich letztendlich als Fehler herausstellt. So schnell man an der Geschichte und deren spannenden Entwicklung Gefallen gefunden hat, so schnell wird sie zum oberflächlich abgehandelten Einblick. Das ist etwas schade, denn hier wäre etwas mehr Vertiefung sinnvoll gewesen. Doch so unsauber der eigentliche Konflikt dokumentiert wird, so aufregend ist das Charakter-Portrait des protagonisten, was es nur seinem Darsteller, ein hervorragender Evan Peters, verdankt. Mit ein paar einfallsreichen, optischen Spielerein versehen und aufgewertet mit Altstars wie Al Pacino und Melanie Griffith in mehr oder weniger Nebenrollen.
"The Pirates Of Somalia" ist daher dennoch überraschend unterhaltsam obwohl der Film in seinen Akten die typische Hollywood Schiene fährt. Die Geschichte dahinter ist für sich alleine stehend relativ unspektakulär, wird aber durch eine Menge Humor und Ehrlichkeit von den feschen Somali Piraten, die mit Herz und Seele dargestellt werden und alle sehr freudig und überzeugend spielen, kolossal aufgewertet. Wer jedoch Action erwartet sollte lieber woanders danach suchen. Der Film fusst mehr auf Dialog und interview-dokumentarischer Unterhaltung. Doch für das, was er da macht, ist er recht gut.
6,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: KSM
Textauszüge: Wikipedia