https://www.imdb.com/title/tt0277327/
Nach dem Zweiten Weltkrieg wird der deutsche Oberleutnant Clemens Forell
(Bernhard Bettermann) von einem russischen Kriegsgericht zusammen mit 3000 anderen
Kriegsgefangenen zu 25 Jahre Gefangenschaft und Zwangsarbeit verurteilt und nach Sibirien verfrachtet. Dort kommen von den ca. 3200 Personen nur 1950 lebend an, der Rest ist erfroren, an Typhus gestorben oder verhungert, die Überlebenden werden
Richtung Nordosten in Marsch gesetzt, wo sie nach einem Jahr Fußmarsch
endlich ein Lager am sibirischen Ostkap erreichen. Doch Clemens will
alles tun, um seine Frau und seine Tochter so schnell wie mödlich
wiederzusehen. Auch ein Fußmarsch von vielen tausend Kilometern kann ihn
nicht abschrecken...
13. Juli 1945 tritt das Urteil des kleinen russischen Tribunals in Kraft. 25 Jahre Kriegsgefangenschaft wegen dem Kampf gegen die Partisanen. Und es erschlägt den Oberleutnant Clemens Forell sichtlich, obwohl er es nach außen hin ohne Regeung hinnimmt. Noch eine Minute zuvor hatte er sich von seiner Familie verabschiedet, seine Tochter kaum loslassen können und seiner Frau eine Träne von der Wange gewischt, bevor er in den Zug in Richtung Rußland stieg. Hardy Martins "So weit die Füße tragen" basiert auf dem gleichnamigen Roman von Josef Martin Bauer und schildert das Schicksal der deutschen Soldaten nach dem Ende des zweiten Weltkrieges, insbesondere derer, die in Rußland gefangen genommen und verurteilt wurden. Film, wie auch Roman basieren auf dem Erlebnisbericht eines früheren Wehrmachtangehörigen und Kriegsgefangenen, dessen Identität der Autor Josef Martin Bauer vertragsgemäß geheim hielt. Es handelt sich dabei um Cornelius Rost, wie nach seinem Tod durch Tonbandaufnahmen bekannt wurde.
Der Hintergrund des Plots ist ein grausames Kapitel der Geschichte,
heftig und ungeschönt dargestellt, jedoch mit viel tiefgehender Emotion
aufgewertet. "So weit die Füße tragen" bietet in seiner Machart eine ganz andere, recht ungewöhnliche Art der Sicht auf den Krieg und dessen Auswirkungen. Bei Filmen über dne zweiten Weltkrieg ist es ja so: der Nazi, der Deutsche ist der Feind, die Aliierten, Russen, Franzosen, Amerikaner sind die Guten. Eine klare Verteilung der Rollen. "So weit die Füße tragen" bricht mit diesem Rollenverständnis, denn hier werden die Deutschen als Opfer dargestellt, die von ihren Gegnern, sicher auch aufgrund der verheerenden Kämpfe und erlebten Gräueltaten, regelrecht misshandelt werden. Den Aufsehern ist es egal, ob jemand stirbt oder nicht. Ob auf dem langen Marsch in Richtung Straflager Kap Deshnev Gefangene vor Erschöpfung und Unterversorgung zusammenbrechen oder im eiskalten Wasser untergehen, wen kümmert es? Wer beim Antreten umfällt, wird erschossen.
Der lange Marsch zurück ins Leben und zur Familie ist alles in allem
fesselnd. Natürlich hat die Story über die lange Distanz auch 2-3 sehr
konstruierte und auch unglaubwürdige Szenen. Doch Regisseur Hardy Martin vermeidet es geschickt das trotz allem im Hintergrund schwelende Nazi-Image aufzuarbeiten. Lediglich durch Abzeichen und Uniformen sind die Deutschen als Angriffsmacht zu erkennen, doch dieses Bild verschiebt sich schon nach wenigen Minuten. Durch diese Ambivalenz löst er Mitleid beim Zuschauer aus wohl wissend, dass hier der Feind seine, in den Augen der Kriegsgegner gerechte, Strafe erhält. Dass diese Stafe völlig außerhalb jeglicher Koventionen angesiedelt ist, wird eindringlich und in nahezu jeder Szene angeprangert. Doch wie reagiert man als Zuschauer mit dem Wissen, dass die Deutschen, in ihrer allgemeinen Gesamtheit, keinen Deut besser waren, sondern, ganz im Gegenteil, sogar noch viel schlimmere Taten an ihren Gefangenen verübten? Letzterer Gedanken rückt fast schon zu schnell beiseite, konzentriert man sich sehr schnell, auf das, was hier passiert. Das Duell zwischen Bernhard Bettermann und den sehr stark spielenden Anatoli Kotenyov ist fantastisch. In tristen, kalten Bildern, die der Zuschauer förmlich spüren kann, schildert Martin die stoischen Alltag der Gefangenen in den Minen Sibiriens bis zum Ausbruch Forells, der dann nach dem ersten Drittel des Films in den Fokus rückt. Seine erste, zum Scheitern verurteilte Flucht über die Förderbänder und die Loren aus der Mine ist ein purer Akt der Verzweiflung. Wie auch der zweite Fluchtversuch zu Fuß, der spannend, so mitreißend ist,dass man kaum die Augen abwenden kann. Bis zu einem letzten, nervenaufreibenden Moment, in dem der Satz fällt" Ich habe dich besiegt." Und ja, das hatte er.
"So weit die Füße tragen" ist insgesamt ein mitreißendes Nachkriegs-Drama, das sehr authentisch wirkt und mittels
wirkungsvoller Kulisse, eindringlicher Bilder, sowie überzeugend
spielender Darsteller, eine bedrückend dichte Atmosphäre schafft, die
über die wenigen Längen hinwegsehen lässt.
8,5/10
Quellen:
Inhaltsangabe: EuroVideo
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