https://www.imdb.com/title/tt1020072/
Selma, damit ist hier keinesfalls ein Frauenname gemeint, sondern der Name eines Ortes in Alabama, der zum Ausgangspunkt für den Widerstand der afroamerikanischen Bevölkerung gegen die Rassentrennung wurde. Im Sommer des Jahres 1965 ist auch in der Südstaaten-Stadt Selma das Wahlrecht für Afroamerikaner eine Realität, die nur auf dem Papier besteht. In Wahrheit beherrschen Diskriminierung und Rassentrennung den Umgang mit den Mitbürgern unterschiedlicher Hautfarbe. Dr. Martin Luther King, Jr. (David Oyelowo) ist nicht länger bereit, diese Ungerechtigkeit weiter hinzunehmen. Zwei Jahre nach dem "Marsch auf Washington" und seiner berühmten "I have a dream"-Rede versammelt er erneut Mitstreiter zum gewaltfreien Widerstand. Doch dass er sich mit den lokalen Aktivisten zusammenschließt, um für das gleichberechtigte Wahlrecht einzutreten, erhitzt viele Gemüter: Nicht nur die Polizei und der Gouverneur von Alabama sind verärgert, sondern auch die Beziehung zum US-Präsidenten Lyndon B. Johnson (Tom Wilkinson) leidet unter Kings Unnachgiebigkeit. Außerdem wird Kings Ehe zu seiner Frau Coretta (Carmen Ejogo) immer mehr in Mitleidenschaft gezogen. Beim Marsch von Selma nach Montgomery eskaliert die angespannte Situation schließlich in einem Maß, das der Pastor so nicht vorhergesehen hatte.
Im Sommer 1965 kam ein grosser Tag für die Schwarze Bevölkerung. Der
Nobelpreisträger Martin Luther King, ging auf einen Protestmarsch von
Selma aus nach Montgomery, der Hauptstadt von Alabama. Er hatte das
Wahlrecht für die schwarzen Bürger durchgesetzt. Natürlich gab es
grossen Widerstand und andere Hindernisse. Schliesslich konnte sich King
durchsetzen und für die Schwarzen Gleichberechtigung sorgen. "Selma" ist ein filmisches Denkmal für Martin Luther King, seine Mitstreiter und allen, die dem Ruf folgten. Was Regisseurin Ava DuVernay quasi aus dem Nichts herbeizaubert, ist
eine lebendige Geschichtsstunde, die jene gewaltlose
Bürgerrechtsbewegung auferstehen lässt. Und doch immer wieder auch an
einen Kriegsfilm oder mindestens das Porträt einer brutalen Diktatur
erinnert, die unliebsames Aufbegehren mit Schlagstöcken, Tränengas oder
auch geduldeter Lynchjustiz zu ersticken versucht.
"Selma" - dieses kleine Kapitel aus dem Leben von Martin Luther King ist
eindrücklich. Weil er ein gutes Vorbild und in der Politik tätig war,
hatte er natürlich eine grosse Masse hinter sich. King wird von David
Oyelowo intensiv und ansprechend verkörpert und auch die anderen realen
Figuren wurden gut
besetzt. Vor allem den damaligen Präsidenten Lyndon B. Johnson wird von
Tom Wilkinson charismatisch gespielt und Tim Roth, der für solche Rollen
geboren zu sein scheint, spielt den rassistischen Gouverneur von
Alabama, George Wallace, mit all der ihm zugeschriebenen Unsympathie.
Ein Film wie "Selma" ist schon was etwas ganz besonderes. Da mit seinen Erzählsträngen und Figurenzeichnungen sogar sein Publikum bisweilen überfordert. Oder gar etwas ziellos anmutet. Doch dies vermag vielleicht sogar die große Klasse dieses Unterfangens zu offenbaren. Schließlich versucht der Film ebenso, die Bedeutung von King und seinen Leuten zu betonen. Ja, Kings übergroße Person nachzuzeichnen, wie er es auch schafft, einfach nur einen Mann darzustellen, der angezweifelt, angegriffen und ganz normal für fehlbar gehalten werden darf. Während die grässlichsten Szenen mit ihrer Gewalt gegen Unbewaffnete, Frauen und älteren Menschen nicht dem Selbstzweck dienen, möglichst krasse Anklagepunkte gegen die weiße Regierung zu formulieren. Denn diese bestehen ja eh schon. Natürlich ist "Selma" auch die Rückschau auf eine Demokratie von Weißen für Weiße, die manchmal nicht genug gefragt wird, mit welchem Recht sie sich eigentlich über Lenker wie das Apartheids-Regime erhebt. Wie auch immer, bevor jemand meint, ich käme aus dem Schwärmen gar nicht mehr raus oder würde zu viel ins Leere Schwadronieren, sei hier mal festgestellt, dass "Selma" eines dieser Werke ist, die mitreißenund aufrütteln, Geschichte spannend, teilweise thrillerhaft, lebendig werden lassen und eine Rückbesinnung auf den Preis der Freiheit und Gleichberchtigung bieten. Zumal dieser Triumph ja noch leider kein vollständiger ist. Auch diese ist eine Anregung, die dieses emotionale, wie auch mal pathosbehaftete Statement einem mit auf dem Weg gibt. Und das ist doch ist das einzig wahre Lob, das angebracht ist. Nämlich keine weichgespülte und gestraffte Geschichtesstunde beim Abspulen zu betrachten, sondern einige wirklich gute Denkansätze und Gesprächsansätze daraus ziehen zu können.
8/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Studiocanal
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