Mittwoch, 19. August 2020

Upgrade (2018)

https://www.imdb.com/title/tt6499752/

Viele Jahre in der Zukunft: Grey (Logan Marshall-Green) und seine Frau Asha (Melanie Vallejo) haben erst einen Autounfall und werden dann Opfer eines Gewaltverbrechens, bei dem sie stirbt und er nach einem Schuss in die Wirbelsäule in den Rollstuhl kommt. Grey denkt, dass es das nun war für ihn. Dann aber bekommt er von seinem Klienten Eron Keen (Harrison Gilbertson) das Angebot, ihm den Computerchip "STEM" einzupflanzen, der die Medizin revolutionieren könnte. Denn nach der Operation kann sich Grey wieder so bewegen wie vorher! Doch er hat nun nicht nur einen digitalen Unterstützer im Körper, sondern eine künstliche Superintelligenz, die auf Wunsch die komplette Kontrolle des Körpers übernimmt. Grey willigt ein, damit so die Mörder seiner Frau gefunden werden können und blutige Rache genommen wird…

Wenn man sich den australischen Streifen "Upgrade" ansieht, überkommt einen unweigerlich das Gefühl, dass so hätte der Film "Venom" mit Tom Hardy aussehen sollen. Cyberpunkt meets (adäquaten) Bodyhorror meets Science-Fiction meets (teilweise recht blutige) Action. Im Gegensatz zu "Venom", der später im selben Jahr erschien, macht "Upgrade" (fast) alles richtig. Sei es der Aufbau der Geschichte, die Schauspieler, die Kameraarbeit, der Schnitt, die visuellen Effekte, das Script, der Bösewicht, die Regie,... so könnte man endlos weiter machen. Regisseur und Autor Leigh Whannell überrascht mit seiner besten Story seit "SAW" und bietet dem Zuschauer einen erfrischenden, actiongeladenen Plot, der keine Längen aufweist, bei dem der Unterhaltungswert sitzt und sogar mit dem einen oder anderen Gore-Effekt überraschen kann. Zudem beweist Whannell damit, dass er mehr kann, als nur bestehende Horrorfilm-Reihen weiterführen, denn was als generische Rache-Story in futuristisch angehauchtem Setting hätte enden können, wird durch den im Grunde simplen Kniff eines intelligenten, sprechenden Computerchips im Nacken der Hauptfigur zu einer ausgemacht einfallsreichen Sache, die zudem mit einem cleveren Twist aufzuwarten weiß und damit - wenn auch oberflächlich - dystopisch-fatalistische Gedanken in Richtung Technophobie streift.

Doch am besten ist die Kamera, die einige interessante Fahrten bietet, sowie für enorme Energie und Dynamik sorgt. Statt nämlich auf Wackelkamera und hektische Schnitte zu setzen, hat man als Zuschauer oft das Gefühl, direkt am Körper des Protagonisten zu kleben. Der daraus resultierende Effekt ist großartig und passt natürlich zudem zu der reduzierten und auf Effektivität getrimmten Kampfweise des Computerhirns STEM. Manchmal wähnt man sich in einem Computerspiel wiederzufinden, wenn die Kamera unserer Hauptfigur in klassischer Third-Person-Perspektive folgt oder "STEM" gar zudem noch Hinweise zum Besten gibt, die aus einem Spiele-Tutorial stammen könnten. Zuweilen fühlt man sich durch diese Art der Inszenierung an "Hardcore" erinnert, doch im Gegensatz zu "Hardcore" steht die Perspektive nicht im Vordergrund. Auch angenehm überraschend ist, dass der Film trotz des ernsten Grundtons hin und wieder mit und oft herrlich schwarzhumorigen Einschüben aufwartet, die sich gut einfügen und nie ins aufdringliche oder lächerliche gehen, was auch ein Verdienst vom Hauptdarsteller Logan Marshall-Green ist, der, zusammen mit seinem Upgrade "STEM" den Film gnadenlos beherrscht, seine Figur überzeugend spielt und zudem sein Ausdruck der ungläubigen Fassungslosigkeit in manchen verrückten Momenten einfach herrlich ist. Auch der Soundtrack passt, die originellem und futuristischen Gimmicks überzeugen und das Setting der, manchmal etwas dystopischen, Zukunft fesselt. Natürlich ergibt diese Welt hier und da ein paar Logiklücken im Laufe der Handlung, aber was das Spaßige an dem Film ist, sind die Konfrontationen und die Entwicklung des Hauptcharakters in seiner Beziehung zu "STEM".

Unterm Strich bietet Leigh Whannell mit "Upgrade" einen schwungvoll und einfallsreich inszenierten Science-Fiction-Actioner, der erstaunlich viel aus seiner Prämisse zu machen versteht. Mag die Dramaturgie vergleichsweise geradlinig und wenig überraschend geraten sein, punktet der Film dafür umso mehr mit inszenatorischer Finesse und Ideenreichtum. Fetzt.

8/10

Von NAMELESS Media kommt der Film in HD im auf 333 Stück limitierten Mediabook:


Quellen
Inhaltsangabe: Universal Pictures

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