https://www.imdb.com/title/tt7959216/
Die 18-jährige Kaja (Andrea Berntzen) und ihre jüngere Schwester Emilie
(Elli Rhiannon Müller Osbourne) verbringen ein paar Ferientage in einem
Sommercamp auf der norwegischen Insel Utøya. Wegen eines Streits gehen
die Schwestern aber nicht zusammen zu einem geplanten Barbecue und Kaja
taucht dort alleine auf. Mit anderen Jugendlichen diskutiert sie das
aktuelle politische Geschehen, als plötzlich Schüsse fallen. Mit einigen
anderen Besuchern des Camps versteckt sie sich im Wald, fühlt sich aber
auch dort nicht sicher. Die Schüsse verstummen nicht und Kaja weiß
nicht, wer der Schütze ist und wo er sich aufhält. Die verängstigte
junge Frau versucht, ihre Hoffnung auf Rettung nicht zu verlieren und
ihre kleine Schwester zu finden...
"Utøya 22. Juli" ist ein norwegischer Spielfilm des Regisseurs Erik Poppe über das Massaker vom 22. Juli 2011, welches 69 Opfer auf der norwegischen Insel Utøya und acht in Oslo forderte. Der Film basiert auf historischen Ereignissen, wobei die Charaktere fiktiv sind. Begleitet wird die 19-jährige Kaja (dargestellt von Andrea Berntzen), die während des Massakers ihre jüngere Schwester aus den Augen verliert und versucht diese wiederzufinden. Gedreht wurde in Echtzeit in einer 72-minütigen Plansequenz aus Sicht der Opfer.
Nachdem der Rechtsextremist Anders Behring Breivik am 22.07.2011 im
Osloer Regierungsviertel eine Autobombe gezündet hat, denen 8 Menschen
zum Opfer fallen, betritt er als Polizist verkleidet die 30 Km entfernte
Insel Utoya. 520 m lang, 330 m breit und nur rund 500 m vom Festland
entfernt, jedoch hat das Wasser eine Temperatur von gerade einmal 10
Grad. Zu kalt, um einfach davon schwimmen. Hier findet das alljährliche
Feriencamp der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei statt. Etwa 560
ahnungslose Jugendliche sind hier. Die ersten Meldungen gehen zur
Explosion aus dem nahe gelegenen Oslo via Handy ein. Der Empfang ist
schlecht. Erste zaghafte Diskussionen starten, welchen Hintergrund die
Detonation haben könnte. Plötzlich fallen erste Schüsse. Während der
nächsten 72 Minuten metzelt Breivik 69 Jugendliche gnadenlos und eiskalt
nieder.
Bevor der Zuschauer Protagonistin Kaja kennen lernen, sagt sie durch die vierte Wand "Du wirst
es eh nicht verstehen." quasi als Opus der Tragödie. War das an den
Zuschauer gerichtet oder an ihre Mutter am Telefon oder vielleicht
sogar an Anders Breivik? "Utøya 22. Juli" ist ein Film, der in einer Einstellung mit Dutzenden Komparsen und in
Echtzeit gedreht ist, ausschließlich über die Audiospur funktioniert und
keinen Täter und keine Tat im Bild zu zeigen braucht, um zu wirken -
das ist handwerklich große Kunst und dem Film hoch anzurechnen. Alles andere wäre vermutlich auch pietätlos gewesen. Ein Film wie die gewalttat an sich, halb Thriller, halb Dokumentation. Kann das funktionieren? Kurze Antwort: Ja. Furchtbar, zu sehen, was sich hier abgespielt hat, auch wenn die hier agierenden Personen rein fiktiv sind. Das macht die reale Tat aber nicht besser, denn das was man nicht sieht, ist viel schlimmer. In "Utøya 22. Juli" werden in halbdokumentarischer Weise flüchtende Jugendliche gezeigt.
Angsterfüllt sucht eine kleine Gruppe zusammengekauert Schutz hinter
einem kleinen Erdhügel. Immer wieder fallen Schüsse. Mal aus der Ferne,
dann bedrohlich nah. Breivik selbst tritt während des gesamten Films nur
ein einziges Mal schemenhaft kurz in Erscheinung. Die Verunsicherung,
Angst und Panik überträgt sich auf den Zuschauer. Dazu bedarf es keine
detailliert gezeigten Erschießungen. Die Darstellungen der
Jungschauspieler, die sich offenbar mit ihren Rollen voll identifizieren
konnten, wirken ausgesprochen überzeugend. Der Unmensch Breivik bekommt in dem Film von Erik Poppe keine Bühne und kein Gesicht. Er ist
ja auch nicht von Belang, es sind die Opfer, denen sich
der Regisseur widmet. Ein Filmbeitrag, der noch
lange Zeit nachwirkt.
8/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Weltkino
Textauszüge: Wikipedia
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