Der junge Idealist Michael Soussan (Theo James) ergattert in den späten 1990er Jahren als Koordinator des Öl-für-Lebensmittel-Programms der Vereinten Nationen seinen Traumjob. Schon seit seiner Kindheit wollte er für die UNO arbeiten, und nun wird er gleich mit dem höchstbudgetierten Programm der Organisation betraut. Er soll im kriegsgebeutelten Irak die Öl-Reserven und das Programm kontrollieren, das für die Zivilbevölkerung lebenswichtig ist, da über ihr Land Wirtschaftssanktionen verhängt wurden. In dem Land werden nach dem Irakkrieg politische Konflikte anderer Art ausgetragen. Machthungrige Nationen führen vertreten durch Abgesandte einen außerordentlich zwielichtigen Kampf um die Ressourcen des Landes. Pasha, der neue Vorgesetzte des Weltverbesserers, ist Diplomat und muss dem Neuling beibringen, wie das System funktioniert. Schnell werden Soussan seine Naivität und Vertrauensseligkeit ausgetrieben, und er wird auf eine Verschwörung auf höchster Ebene aufmerksam gemacht...
Nach der irakischen Invasion Kuwaits 1990 begann der erste Irakkireg, auch zweiter Golfkrieg genannt, der offiziell mit dem Gegenschlag der amerikanischen Truppen im März 1991 beendet wurde. Das "Öl-für-Lebensmittel-Programm" (englisch "Oil-for-Food Programme", OFFP) wurde 1995 von der US-amerikanischen Regierung unter Bill Clinton vorgeschlagen, um dem Vorwurf zu begegnen, vor allem die Zivilbevölkerung im Irak leide unter den Wirtschaftssanktionen gegen das Land. Diese waren infolge des Zweiten Golfkriegs verhängt worden und sollten eine Entwaffnung von Saddam Hussein und dem Irak bewirken und es dem Land ermöglichen, auf dem Weltmarkt Öl gegen humanitäre Güter, insbesondere Lebensmittel und Medikamente, einzutauschen. Aufgrund von Korruptionsvorwürfen setzte Kofi Annan im Jahr 2004 eine unabhängige Untersuchungskommission unter Leitung von Paul Volcker und den weiteren Kommissionsmitglieder Richard Goldstone und Mark Pieth ein. Die sogenannte "Volcker-Kommission" stellt in ihrem Schlussbericht fest, dass außerhalb des OFFP der Irak für knapp elf Milliarden US-Dollar illegal Öl verkaufen konnte und eine Vielzahl international tätiger Unternehmen Kick-backs in der Höhe von 1,8 Milliarden US-Dollar an die irakische Regierung gezahlt hatten. Aus diesem Grund gilt das OFFP als einer der größten bekannten Korruptionsfälle der letzten Jahrzehnte. Der ehemalige UN-Mitarbeiter Michael Soussan schrieb über seine Zeit im Irak, in der er für das Öl-für-Lebensmittel-Programm arbeitete, das Buch "Backstabbing For Beginners: My Crash Course in International Diplomacy" und betätigte sich darin als Whistleblower.
Der dänische Regisseur Per Fly nahm sich nun in seinem gleichnamigen Film dieses UN-Mitarbeiters an und verfilmte 2018 seine Geschichte. Mit internationaler Besetzung gelingt ihm dabei anfänglich eine recht spannende Aufarbeitung der Ereignisse mit einem stark auftretenden Ben Kingsley als UN-Beauftragten für das OFFP-Programm, und einem Theo James, der ebenso ansprechend den jungen UN-Grünschnabel Michael Soussan spielt. Für einen aufklärenden und entlarvenden Politthriller ist "Backstabbing For Beginners" glücklicherweise nicht langatmig oder zu dialoglastig, sondern präsentiert eine einnehmende Handlung, die den Zuschauer direkt in das Geschehen wirft. Dadurch entsteht von Anfang an eine solide Grundspannung, worin sich die Handlung durch neue, interessante Aspekte ständig weiterentwickelt. Trotzdem kann Fly das Spannungsnniveau nicht ganz bis zum Ende halten.Das liegt einerseits an der etwas oberflächlichen und etwas zu einseitigen Betrachtungsweise des Themas, andererseits an der Laufzeit des Films. An der einen oder anderen Stelle wäre eine Staffung duchaus angebracht gewesen. "Backstabbing For Beginners" ist dennoch ein guter Streifen, der es schafft, den Zuschauer durchgängig zu beschäftigen und durch seinen realen Hintergrund durchaus an Brisanz gewinnt.
6/10
Quellen:
Inhaltsangabe: EuroVideo
Textauszüge: Wikipedia
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