https://www.imdb.com/title/tt1130884/
US-Marshal Teddy Daniels (Leonardo DiCaprio) hat mit Chuck Aule (Mark
Ruffalo) einen neuen Partner. Die zwei Ermittler reisen nach Shutter
Island, einer abgelegenen Insel vor der US-Ostküste, auf der
Gewaltverbrecher einsitzen. Eine Patientin (Emily Mortimer) ist
verschwunden, ihren Verbleib gilt es zu klären. Doch als die
Bundesbeamten die Anstalt erreichen, stoßen sie auf eine Mauer des
Schweigens. Der ärztliche Leiter Dr. Cawley (Ben Kingsley) verweigert
den Cops die Akteneinsicht und seine Mitarbeiter antworten nur
widerwillig. Schnell finden Daniels und Aule heraus, dass die entflohene
Patientin Hilfe bei ihrem Entkommen hatte. Irgendetwas stimmt nicht auf
der Insel, da ist sich der Marshal sicher. Er vermutet, dass im
Ashecliffe Hospital geheime Experimente an lebenden Patienten
durchgeführt werden. Ferner macht ihm immer noch der Tod seiner
geliebten Frau Dolores (Michelle Williams) zu schaffen, die in ihrem
Appartement bei einem Brand erstickte...
Ein wahres Dreamteam: nach "Gangs Of New York", "The Aviator" und "The Departed" sitzt erneut Martin Scorsese auf dem Regiestuhl, während
Leonardo DiCaprio die Hauptrolle spielt - und das Resultat ist ein Film
der auf ganzer Linie das Prädikat "Meisterhaft" verdient. Vor allem durch die düstere und latent bedrohliche Atmosphäre gewinnt der Streifen ungemein. Es ist diese ständige Präsenz von etwas
Unfassbarem und Unheimlichen, man ahnt ständig, dass da mehr im Busch
ist, ohne jedoch konkrete Anhaltspunkte zu bekommen. Dazu die gekonnten
Rückblenden und Traumsequenzen - dass Daniels sein Päckchen mit sich
herumschleppt, ist von Anfang an klar, trotzdem überrascht das
Ende. Dazu die tolle Landschaft und die Abgeschiedenheit der Insel. Das Wissen, dass man sich in Gefahr
befindet, diese aber nicht erkennen kann, nicht wegkommt und sich auch
nicht verstecken kann. Dies eine schöne Metapher für die
posttraumatischen Belastungsstörungen Laeddis, der sich davor ja auch
nicht verstecken oder diesen durch Flucht entkommen kann. Scorsese verflicht eine ansprechende Handlung mit entsprechender
Stimmung und mitunter sogar eher billiger Effekthascherei (das
permanente Regenwetter wirkt zwar gut, ist in dieser Ausprägung und
Intensität jedoch nur wenig glaubhaft), was unter dem Strich aber sehr
gut ankommt.
Man könnte den Film nun über weite Passagen
als Horrorstreifen deklarieren, doch das würde ihm nicht gerecht werden, denn der Dramaaspekt überwiegt zunehmend, die
Pointe ist eben dadurch so genial, dass der Film (ähnlich wie
einst "The Sixth Sense" laufend Hinweise liefert die aber wohl kaum jemand
in der ersten Sichtung so zusammensetzen kann wie es dann am Schluß richtig ist. Abgerundet wird dies
durch die Inszenierung: seit "Kap der Angst" gilt Scorsese als Meister
für Suspense und spannende Thrilleratmosphäre. Auch in "Shutter Island" zeigt er sich als Meister seines Fachs und erreicht eine
selten gesehene Bestform, inszeniert bodenlossen Horror und
knochenharten Thrill. "Shutter Island" ist der perfekte Beweiß das
Horror und Anspruch sich nicht ausschließen und man nicht literweise Blut
fließen lassen muss damit dem Zuschauer das Blut in den Adern gefriert. Getragen durch einen sehr guten Soundtrack wird ein
Gespinst aus Psychosen, Lügen und Irrungen entflochten und letzten Endes
kann man weder seinen, noch Daniels Sinnen wirklich trauen. Jedoch die Abgrenzung zwischen realen und metaphorischen
Bildern gelingt Scorsese nicht immer vollends. So könnte man nun im Film viele Metaphern für Unterbewusstsein entdecken, verborgen und schwer zu erreichen, jedoch beinhalten diese weit mehr: nämlich versteckte Traumata und letztlich auch verklausulierte Antworten.
Ein weiteres Goodie ist der Cast, hier wurde bis in die
kleinste Nebenrolle gut besetzt. Mark Ruffalo und Leonardo DiCaprio harmonierten
ebenso gut wie Ben Kingsley und Max von Sydow, keiner drängt sich in den
Vordergrund, sie ergänzten einander passend. Aber auch die
kleineren Rollen sind gut gespielt, Michelle Williams etwa in der ersten
Rolle, in der sie wirklich gut zu gefallen weiß. Allrounder Ted Levine
ist dabei ebenso eine Bank wie Emily Mortimer, die beiden sind klassische Mosaiksteinchen, fallen nicht weiter auf, aber ohne sie würde
etwas fehlen."Shutter Island" ist defintiv nichts für schwache Nerven - DiCaprio und Scorsese liefern
eine nervenzefetzende Reise in den Wahnsinn mit Tragik und Anspruch. Wie so manch
anderer Film läuft "Shutter Island" zwar ständig Gefahr, dass man ihn "totsieht", , aber mehr als eine Sichtung braucht es
wegen der verwinkelten Machart und der Vielschichtigkeit der Handlung aber schon um alles zu erfassen.
9/10
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