Montag, 10. August 2020

The Bang Bang Club (2010)

https://www.imdb.com/title/tt1173687/

In den 1990er Jahren begibt sich der 28-jährige Greg (Ryan Phillippe) nach Südafrika, um die dortigen Auseinandersetzungen während der finalen Tage des südafrikanischen Apartheidregimes zu dokumentieren. Er will an die begehrten Aufträge der Zeitung The Star kommen und entscheidet sich, in der von Unruhen gebeutelten Region um Johannesburg ein paar Bilder zu machen. Dabei begegnet er den Fotojournalisten Kevin Carter (Taylor Kitsch), Ken Oosterbroek (Frank Rautenbach) und João Silva (Neels Van Jaarsveld). Bald freunden sich die vier Männer an und werden unzertrennlich. Ab jetzt arbeiten sie tagsüber Seite an Seite an ihren lebensgefährlichen Dokumentationen, abends besuchen sie die nahegelegenen Nachtklubs in Begleitung ihrer Freundinnen, um sich dort zu betrinken und zu berauschen. Angesichts des unermesslichen Leids und der herrschenden Brutalität geraten die Journalisten jedoch immer mehr in Konflikt mit ihren Moralvorstellungen und beginnen, an der Richtigkeit ihrer Arbeit zu Zweifeln. Wie weit darf und muss man für ein gutes Foto gehen?

Viele der Fotos der blutigen letzten Monate der Apartheid in Südafrika 1994 wurden von vier Fotografen aufgenommen, die als "The Bang Bang Club" berühmt wurden, weil sie bereit waren, für großartige Bilder den Tod zu riskieren. Zwei von ihnen haben sogar den Pulitzerpreis gewonnen. Einer von ihnen wurde getötet, einer beging Selbstmord, einer wurde viermal angeschossen, bevor er in den Ruhestand ging. Das Wort, das oft über sie verwendet wurde, war "mutig", aber ein anderes Wort, das dem Zuschauer beim gleichnamigen Film "The Bang Bang Club" in den Sinn kommt, ist viel eher "tollkühn". Der Regisseur und Autor Steven Silver inszenierte mit diesem Film den Krieg aus der lobenswerten anderen Perspektive und mal nicht durch die Augen von Soldaten, Gegnern oder Opfern. Sondern aus der Sicht derjenigen, die ihr Leben riskierten für das eine perfekte Bild. Doch diesen Gedanken denkt er nicht zuende. Denn die Fotografen erscheinenhier nicht etwas als elden, auch nicht als Opfer. Sie erscheinen als rücksichtslose Geldgeier, denen die Person, die sie soeben auf Zelluloid bannen, völlig egal ist. Vermutlich war das auch so. Vorstellbar ist es, doch das macht ihr Ansinnen nicht besser. Auch warum sich die Weißen in einer Masse an aufgeheizten schwarzen Menschen nahezu unsichtbar/unbemerkt bewegen können, klärt der Film nie auf. Man sollte doch meinen, dass gerade zum Ende der Apartheid, als jegliche Wut von Afroamerikaner gegen die weiße, sie unterdrückende, Bervölkerung gerichtet war, mehr Aufmerksamkeit auf 4 weiße, mit Kameras "beaffneten" Menschen zuteilen geworden wäre. Diese Frage wird aber im Film nie wirklich behandelt, oder gar aufgeklärt.

Der Zuschauer hat nun den Vorteil der Geschichte inne, der ihm ins Gedächtnis ruft, dass der südafrikanische Präsident F. W. de Klerk schon damals mit Nelson Mandela vom Afrikanischen Nationalkongress Gespräche führte, die zu freien Wahlen führen würden, dann zu Mandela als Präsident und in das heutige Südafrika. 1994 war die weiße Minderheit immer noch in den gewaltsamen Kampf gegen schwarze Demonstrationen verwickelt, aber fast alle vom Bang Bang Club gefilmten Kämpfe waren schwarz gegen schwarz. Der Film erklärt auch nur flüchtig, dass der Afrikanischer Nationalkongress von der Inkatha Freedom Party abgelehnt wurde, die aus Zulus bestand, die sich größtenteils gegen Mandela, aufgrund dessen Xhosa-Mitgliedschaft aussprachen. 1994 war wirklich kein gutes Jahr für Afrika. Wie auch im Ruanda-Konflikt bekämpfte die schwarze Bevölkerung gegeneinander und übten so oft mehr Gewalt aus. Basierend auf dem Buch von zwei dieser Fotografen - Greg Marinovich und Joao Silver - enthält die Produktion zugegebenermaßen einige brutal authentische Nachbildungen des Konflikts zwischen dem Afrikanischen Nationalkongress und von der Regierung unterstützten Stammesfraktionen.

Doch "The Bang Bang Club" gibt dem Zuschauer keine größeren Einblicke in diese Konflikte. Der Fokus liegt auf den vier Fotografen Marinovich (Ryan Phillippe), Kevin Carter (Taylor Kitsch), Ken Ooserbroek (Frank Rautenbach) und Joao Silva (Neels Van Jaarsveld). Diese vier sind hungrig, fit, hip und sie konkurrieren um die besten Fotos, laufen aber als Rudel durch die Krisengebiete und teilen sich manchmal den gleichen Van. In Johannesburg hängen sie in Bars herum und scheinen allein einen großzügigen Anteil gutaussehender Frauen anzulocken. Was überdies von einer Szene zu halten ist, in der Marinovich inmitten eines schweren Feuergefechts, los läuft um zwei Flaschen Cola von der gegenüberliegenden Straßenseite zu holen, ist äusserst fragwürdig. Da wird die Ignoranzschwelle der Progaonisten deutlich zu weit überschritten. Dieses stereotype, heroisierte Auftreten trägt damit nicht zur bedrückenden Situation bei, im Gegenteil. Denn anstatt in diese erschütternde Umgebung einzutauchen, bleibt die Kulisse im Wesentlichen auch nur genau das: Set-Dressing, während sich der Film mit dem Sex / Drogen / Rock'n'Roll-Lite-Lebensstil seines jungen Quartetts befasst. Letztendlich sind ihre mit dem Pulitzer ausgezeichneten Fotos wirkungsvoller als dieses gut gemeinte, aber frustrierend generische Bild. Sie leben nämlich nur, um Fotos zu machen.

6,5/10

Quellen
Inhaltsangabe: Senator/Leonine

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