Die erfolgreiche Bestseller-Autorin Veronica Henley (Janelle Monáe) hat gerade eine Buchtournee hinter sich gebracht und freut sich darauf, endlich wieder zu ihrem Mann und ihrer Tochter nach Hause zu kommen. Doch nach einem tragischen Schicksalsschlag kommt es anders und ihr Leben ist nicht mehr so, wie es einmal war: Veronica ist in einer schrecklichen Parallelwelt gefangen. Diese lässt sie alles in Frage stellen: ihre Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Ihre einzige Möglichkeit, dieser Welt zu entkommen, ist, ein geheimnisvolles Rätsel zu lösen. Doch dafür bleibt ihr nur begrenzt Zeit.
Eines vorab: "Antebellum" wirkt am besten, wenn man vorher noch nicht einmal den Plot gelesen hat, denn der könnte schon zu viel verraten. Ein ungemütlicher Publikumsspalter und zugleich Opfer falschen Marketings.
Bei "Antebellum" scheiden sich allein deswegen die Geister. Hohe Erwartungen wurden durch die geheimnissvollen Trailer und wenigen Storyinfos geschürt die vorgeben, dass sich hier ein "Mindfuck"-Horrorfilm im Stile von "Get Out" und "Wir" herausschält. Doch wer einen klassischen Horrorfilm erwartet, wird ihn hier nicht finden. Es ist eher ein etwas verzwickter Mix aus Drama und Thriller, wobei die Ereignisse im Film trotzdem ausreichend Horrorstoff sind. Das wird schon in der ersten langen Sequenz mehr als brutal verdeutlicht. "Antebellum" will kein reiner Unterhaltungsfilm sein. Zur Story soll weiterhin kaum was verraten werden, auch wenn der Film definitiv nicht so vertrackt ist wie anfangs vermutet wird und "Mindfuck" erst recht nicht ist.
Das erste Drittel ist dann auch der stärkste Part. Sehr
atmosphärisch, auch was das bedrohliche Sounddesign angeht, aber bewusst
sehr schwer mitanzusehen, die gezeigten Bilder verteilen neben einer
lähmenden Hilfslosigkeit immer wieder schmerzhafte Tritte in den Magen.
Dass dies funktioniert, liegt auch an den durchweg guten
Schauspielleistungen, v.a. um Janelle Monáe, Jena Malone, Eric Lange und
Kiersey Clemons.
Mit Beginn des zweiten Drittels werden aber langsam die Schwächen des Films offen gelegt. Der Part ist nicht nur weitgehend belanglos, sondern hat auch nicht wirklich etwas zu erzählen. Die Thematik Rassismus, die sich durch den ganzen Film durchzieht, besteht eigentlich ungefähr nur aus: Rassismus gegen Schwarze ist diskriminierend, gab es früher und gibt es auch heute noch. Das stimmt soweit auch, nur fügt diese wütende Botschaft dem Film unzureichend Tiefgründigkeit auf, in paar Szenen gerät dieser Stempel sogar teilweise zum unfreiwiligen Bumerang-Effekt.
Im letzten Drittel wird dann zu den Stärken vom Beginn zurückgefunden, Dramatik und Spannung nehmen wieder zu. Das Ende bzw. die letzte Einstellung beantwortet dann auch einige Fragen. Die Geschichte ist eigentlich schon oft erzählt worden, aber auf diese unkonventionelle Art dafür noch nicht so häufig. Ein Film, der in diese Zeit passt und viel zu selten gemacht wird. Starke Schauspieler, tolle Bilder ergeben einen tollen Mix aus Horror, Thriller und Drama. Unterm Strich hat "Antebellum" zwar sein Potenzial nicht vollständig entfalten können, das eindringliche Schauspiel der Beteiligten, die solide Inszenierung sowie ein intensiver Start können auch nicht drüber hinwegtäuschen, dass der Film in seiner Message an der Oberfläche bleibt, der nötige Biss fehlt und das Drehbuch ungenügend zu Ende durchdacht wurde. Dafür aber von der Stimmung her konsequent unangenehm. Ein mutiger zeitgemäßer Film, der inhaltlich wie auch visuell in der Oberliga mitspielt.
8/10
Quellen:
Inhaltsangabe: Leonine
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