Mittwoch, 21. Juli 2021

Capone (2020)

https://www.imdb.com/title/tt6199572/

1946 ist der berühmte Chicagoer Gangsterboss Al Capone (Tom Hardy) 47 Jahre alt – und körperlich wie geistig am Ende. Nach der Entlassung aus dem Gefängnis leben er, seine Frau Mae (Linda Cardellini) und einige Bedienstete auf einem Anwesen in Florida. Capones Besitz wird Stück für Stück verkauft und seine Kräfte werden Tag für Tag geringer. Er hat Neurosyphilis und ist dement. Während das FBI ihn nach wie vor überwacht, wird Capone von Familienmitgliedern und alten Weggefährten besucht. Doch was davon passiert wirklich und was bildet er sich nur ein? Die blutige Vergangenheit lässt ihn unterdessen nicht los. Sie bricht sich in wahnhaften Träumen Bahn...  

Eigentlich sollte Josh Trank nach seinem unrühmlichen Abgang zu "Fantastic Four" keinen Job mehr bekommen. Von dem "Star Wars"-Prjekt um "Han Solo wurde er direkt nach diesem Eklat gefeuert, 5 Jahre später ist er nun mit "Capone" zurück. Das Biopic über den wohl berühmtesten Gangstboss aller Zeiten, zeigt den Verfall des Gansgterbosses, sein letztes Jahr, in dem er Tag für Tag ein Stück mehr dem Leben entglitt.  Und diese Grundidee, die Darstellung der wohl berüchtigtsten Mafiafigur aller Zeiten als langsam dahin scheidenden senilen Mann und die damit gleichzeitig verbundene Entmystifizierung und -glorifizierung dessen, ist äusserst vielversprechend. Mit seinen imposanten Bildern und einem grimmig dreinschauenden Tom Hardy als alternder Gangsterboss hinterlässt "Capone" auch einen bleibenden Eindruck.

Doch der Film hat zwei extrem große (und nicht von der Hand zu weisende) Schwachstellen. Zwar macht der Regisseur inszenatorisch und in Bezug auf seine Cinematografie vieles richtig, doch die Handlung und das allgemeine Storytelling sind geradezu unterirdisch. "Capone" wirkt genauso plan- und ziellos wie sein Protagonist. So verliert sich der Film in wiederholenden Traum- und Halluzinations-Sequenzen, die weder viel zur Gesamtstory beitragen noch dem Zuseher viel Bedeutsames über die Charaktere preisgeben vermögen. Die eigentlich interessanten Storystränge kommen dagegen viel zu kurz und man darf sich die Frage stellen, warum man dieselbe Geschichte nicht aus einem anderen Blickwinkel erzählt hat, als durch die Augen eines dementen alten Mannes bei dem Wirklichkeit und Vorstellung sich die ganze Zeit zu vermischen scheint und das meiste somit in der aufgebauten diegetischen Welt an Bedeutung verliert. Und damit wäre man auch gleichzeitig beim zweiten großen Schwachpunkt des Films angelangt.

"Herrgott, du klingst wie ein verreckender Gaul."

Mit diesen Worten tritt Johnny (Matt Dillon) auf den Plan und beschreibt Tom Hardys Performance noch am treffendsten. Hardy liefert mit seiner Darstellung wohl einer der groteskesten schauspielerischen Darbietungen seiner Karriere. Die Beschreibung dessen Performance kommt wohl ohne dem Wort "Overacting" nicht aus. So grunzt und räuspert sich Tom Hardy durch diesen Film, blickt mit verwirrten geröteten Auge durch die Gegend und lässt ab und zu mit verrauchter und gleichzeitig quietschender Stimme ein paar Worte von sich. So spielen die paar wenigen Dialogefetzen, die Tom Hardy geboten werden, diesem auch nicht wirklich in die Karten um schauspielerisch zu glänzen. Auch abseits vom gesprochenen Wort wird der Figur Capone nicht viel geboten. So hat man es die meiste Zeit mit einem diffus dreinblickenden Capone zu tun, der zwischen Realität, in der er grunzend auf den See starrt oder seinen Schließmuskel nicht unter Kontrolle hat, und Wahnvorstellungen, in denen man es komplett versagt hat einen interessanten Einblick in die Vergangenheit oder Psyche der Hauptfigur zu liefern, hin und her schwankt. Die meisten Szenen sind unfreiwillig komisch oder an Kitsch kaum zu überbieten. Das ist durchaus schade, denn besonders die Schauspieler an der Seite von Tom Hardy, wie Linda Cardellini oder Kyle MacLachlan, können durchaus überzeugen.

Damit bleibt mit "Capone" ein Film übrig, der zwar eine interessante Grundidee hat, deren Potenzial man aber komplett unausgeschöpft lässt und stattdessen eine Karikatur-Performance eines eigentlich sehr talentierten Schauspielers in Szenen setzt, die so manches "Meme-Potential" beinhalten, wie man heute so schön sagt. Traurig.

4/10

Quellen
Inhaltsangabe: Leonine

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