Montag, 26. Juli 2021

Benny Loves You (2019)

https://www.imdb.com/title/tt3917506/

Nachdem seine Mutter und sein Vater auf mysteriöse Weise starben, verließ Jack (Karl Holt) nie sein Elternhaus. Doch nun ist es soweit: Er muss es verkaufen – und kann so endlich einen Neuanfang wagen. Der Spielzeugdesigner will schließlich erwachsen werden und auf eigenen Beinen stehen. Für Benny, seinen einstigen treuen Gefährten aus Kindertagen, hat er von nun an keine Verwendung mehr. Also wirft er das flauschige Stofftier kurzerhand in den Müll. Benny hat allerdings gar nicht vor, seinen besten Freund im Stich zu lassen. Die plötzlich besessene Puppe macht es sich fortan zum Ziel, Jack vor sämtlichen Gefahren zu beschützen, die das Leben für ihn bereit hält. Wer Jack in Bennys Augen etwas Böses will, sollte also schon mal das Amen im Gebet sprechen – denn er bekommt schon bald Besuch von einem wütenden Stofftier, dessen Beschützerinstinkt schlagartig in Mordlust umschlägt... 

"Benny Loves You" sorgte als Trailer auf dem FantasyFilmFest nights für große Laune, denn eine Mischung aus (Puppen-)Horror und Komödie geht eigentlich immer. Während die "Chucky, die Mörderpuppe"- und "Puppet Master"-Franchises unterhaltsame Meilensteine des durchaus blutigen Horrors sind, ist "Benny Loves You" ein Streifen, die das Publikum weit mehr zum Lachen bringt, als dass es ihm Angst macht. Abgesehen von dem mörderischen Benny selbst bietet der Film auch nicht viel Neues im Genre. "Benny Loves You" hat einen boshaften Sinn für Humor, der manchmal ankommt und manchmal nicht, wie zum Beispiel, wenn die Mutter des ersten Opfers googelt "Ist es legal, mein Kind zu schlagen?", nachdem sie das kleine Mädchen während des Prologs zum x-ten Mal vor Angst schreien hört. Weniger amüsant ist Jack, der am Ende die zweite Geige spielt, als er sein Haus für den Verkauf vorbereitet, nachdem seine Eltern versehentlich (und mit übertriebener Gewalt) gestorben sind - ein Fehler mit tödlichen Folgen für so ziemlich jeden in Jacks Leben.

Im Vergleich zu den menschlichen Charakteren ist aber Benny wirklich unterhaltsam, nicht zuletzt, weil er kein böser Mörder ist, sondern ein schelmischer Unruhestifter, dessen Gewalttaten aus seiner bedingungslosen Liebe zu Jack resultieren. Wenn der Film dessen spielerischen, anarchischen Geist annimmt, kommt er endlich - wenn auch nur kurz - zu seinem Recht. Eine fröhliche Montage, die Jacks Entwicklung einer "Skare Bears"-Spielzeuglinie (angeführt von Charakteren wie Dead Fred, Redneck Rex und Mother T'Razor) mit seinem und Bennys bizarr-charmantem Privatleben verbindet, ist der Höhepunkt des Films, nicht zuletzt, weil sich die Gewalt endlich sekundär gegenüber den Charakteren anfühlt. Die Spannung zwischen Bennys mörderischen Eskapaden und seiner süßen Persönlichkeit ist nicht gerade neu, aber sie macht ihn dreidimensionaler als die meisten seiner menschlichen Gegenstücke. Es ist ironisch, wenn man den Titel bedenkt, aber vielleicht ist das größte Problem von "Benny Loves You", dass es nicht genug Benny zeigt.

Ähnlich wie das verspielte Plüschtier kann der Film letztlich aber seine Natur nicht ändern. "Benny Loves You" ist trotz allem mehr an Blut und Gedärmen interessiert als an Herz und Seele, mit einem hohen Gore-Quotienten, aber keinen Charakteren aus Fleisch und Blut, die es wert sind, sich zu erinnern (oder um sie zu trauern). Die praktischen Effekte, die Benny zum Leben erwecken, sind bei weitem die beeindruckendste Leistung des Films, vor allem, da die meisten anderen technischen Elemente sein bescheidenes Budget verraten. "Benny Loves You" macht mit seinem augenzwinkernden Charme allein durchaus Spaß. Ob Fortsetzungen folgen werden ist nicht abzusehen, aber eines ist sicher: Benny selbst ist einprägsam, auch wenn der Film selbst nicht ist.
 

6,5/10

"Pierrot Le Fou UNCUT #24", so lautet der Editionsname des limitierten Mediabooks, welches den Film in der ungeschnittenen Fassung enthält: 

Quellen:
Inhaltsangabe: Pierrot Le Fou
Poster/Artwork: Pierrot Le Fou

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