Donnerstag, 1. Juli 2021

괴물 - Gwoemul - The Host (2006)

https://www.imdb.com/title/tt0468492/

Hyun-seo (Ah-sung Ko), die Tochter von Kang-du (Kang-ho Song), wird von einem ekligen Flussmonster entführt. Vater, Großvater, Tante und Onkel sind außer sich vor Trauer. Bald müssen sie in Quarantäne, weil die Behörden davon ausgehen, dass die unbekannte Kreatur ein tödliches Virus übertragt. Als Kang-du einen Anruf von seiner tot geglaubten Tochter erhält, will ihm mit Ausnahme seiner Familie niemand glauben schenken, dass das Mädchen noch lebt. Kurzerhand brechen die Vier aus der Quarantänestation aus und gelten von nun an als hochgefährliche, potenzielle Virenüberträger, die steckbrieflich gesucht werden. Die Familienmitglieder sind auf der Flucht und im Kampf gegen das vielarmige Monster ganz auf sich allein gestellt...

 "The Host" von Bong Joon-Ho ist ein wildes Mashup der Genres und Stile – auf den ersten Blick ein Monsterfilm, auf den zweiten Blick ein Familiendrama und auf den dritten Blick ganz plötzlich noch weitaus mehr, als nur ein gelungenes Genre-Filmchen. "The Host" agiert in der Schichtung, Mischung und Verknotung seiner Inhalts-Ebenen ziemlich klug. Er zeigt weder abgrundtief bizarre Dinge (das Monster ist eigentlich nur ein riesiger Fisch), noch besonders irre Charaktere (alle in der Familie sind schräg, aber eben nur bis zu einem gewissen Grad), so dass weder die Familiengeschichte, noch das glitschige Flussmonster zu sehr im Vordergrund stehen. Das lässt genügend Raum dafür, relativ offensichtlich verpackt eine ziemlich bissige Botschaft an den Mann zu bringen. Scheinbar dominieren die Monster-Aspekte (oder die Erwartung an diese) bei der Filmrezeption jedoch immer noch so stark, dass die immerfort ausgeteilte subversive Kritik des Films bis auf ein leicht übersehbares Level herabgedämpft wird. Hier reicht es schon, sich in Bezug auf die Handlung ein paar grundlegende Fragen zu stellen: Was ist in "The Host" die Wurzel allen Übels? Was ist der hindernde Faktor, wenn es darum geht jegliche Misstände wieder ins Gleichgewicht zu bringen? Und was fällt letztendlich mit der Tür ins Haus, um die selbstgemachte Misere mit noch mehr Unheil zu beenden?

Was Bong Joon-Ho und seine zwei Co-Autoren hier für wütende Kritik an der amerikanischen (oftmals ja leicht imperialistischen) Außen-, Geo- und Konflikt-Politik üben, geht runter wie Öl. Amerikanische Wissenschaftler geben die Anweisung den Fluss mit Chemikalien zu verseuchen und führen sich im Verlauf der Monster-Krise als der große, alles im Griff habende Bruder auf, dem keine Situation zu heikel ist, der sofort mit einem ausgefeilten Krisenplan anrückt und für alles eine Lösung hat. Doch die Realität sieht anders aus: trotz brachialer, absolut Menschenrechts-fremder Methoden hinter den Kulissen, haben die Sergeants der Army nicht den blassesten Schimmer was eigentlich los ist. Aber es wäre nicht die Weltpolizei, wenn sie mit dieser Erkenntnis hausieren ginge - lieber wird im großen Stile vertuscht, als verzweifelter, letzter Schachzug den unschuldigen “Verseuchten” der Schädel aufgebohrt und letztendlich die eigene Unfähigkeit durch ein hirnloses und fatalistisches Ausräuchern einer halben Stadt überspielt (herrlich hier: "Agent Yellow" als heilbringendes Gift). Nebenbei bekommt auch noch die koreanische Regierung zu gleichen Teilen Hiebe in die Rippen. Diese folgt blind den U.S.A., erklärt wahllos Menschen für durchgedreht und tut, geschuldet ihrer, der Besatzungsmacht äquivalenten, Unfähigkeit, ihr Bestes die Rettung des kleinen Mädchens zu verhindern. Fiese Satire, in der so viel wahres steckt, dass sie nicht einmal besonders starker Überzeichnung bedarf.

Abseits dieser immer wieder zum Schmunzeln anregenden Provokationen, überzeugt "The Host" zudem vollkommen. Für das geringe Budget, haben die Animatoren eine wirklich tolle Kreatur geschaffen, die zwar in manchen Szenen ihr Low-Budget Dasein nicht verleugnen kann, jedoch besonders in den actionreichen Shots vollkommen mitreißt. Ohne Frage ist das hauptsächlich der tollen Choreografie und Kameraarbeit dieser Momente geschuldet – Kameramann Kim Hyung-Ku beherrscht sein Handwerk vortrefflich, die langen Takes und häufigen Slow-Motion-Shots treffen (besonders in Verbindung mit dem bedrückenden Soundtrack) so sehr ins Schwarze, wie Park Nam-ju’s Pfeile. Aufgrund der sympathischen Figuren und der irgendwie ruppigen, aber sympathischen Art innerhalb der Familie Park, geht auch Gang-du’s Suche nach seiner “entführten” Tochter richtig nah. Dem sympathischen Tollpatsch wünscht man so sehr, dass er nach all den Strapazen ans Ziel gerät. Familie ist hier ein zentraler Teil und sowohl die Akzeptanz von Menschen, die auf Anhieb etwas langsamer wirken, als auch den Zusammenhalt unter Geschwistern thematisiert "The Host" erfolgreich. Damit avanciert "The Host" zu einem humorvollen, spannenden, actionreichen Film, der jedem auch nur entfernten Monster-Fan empfohlen sei. 

8/10

Quellen
Inhaltsangabe: MFA+ Filmdistribution

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