Donnerstag, 8. Juli 2021

Zack Snyder's Justice League - Zack Snyder: Justice League - Justice League (The Snyder Cut) - #ReleaseTheSnyderCut (2021)

https://www.imdb.com/title/tt12361974/

Superman (Henry Cavill) ist tot. Um die Menschheit steht es nach dem Dahinscheiden des mächtigen Superhelden schlechter als je zuvor, zumal Batman (Ben Affleck) auch entdeckt, dass der Erde eine Invasion durch eine außerirdische Macht bevorsteht: Der mächtige Darkseid (Ray Porter) und sein nicht minder gefährlicher Handlanger Steppenwolf (Ciarán Hinds) sehen nun ihre Chance gekommen, die drei Mutterboxen zurückzuerobern, mächtige Artefakte, die Darkseid vor vielen Tausend Jahren auf der Erde zurückgelassen hat. Gemeinsam mit Wonder Woman (Gal Gadot) versucht Batman eine Truppe von anderen Helden zusammenzutrommeln, um den Angreifern entgegenzutreten. Doch selbst gemeinsam mit Einzelgänger Aquaman (Jason Momoa), der die Meere beherrscht, dem blitzschnellen Außerseiter The Flash (Ezra Miller) und dem technikaffinen Cyborg (Ray Fisher) scheinen sie Steppenwolf und seiner Armee nicht gewachsen zu sein...  

Bereits während der Produktion von "Justice League" wollte der Distributor Warner Bros., dass der Film gegenüber "Man Of Steel" und "Batman v Superman" eine deutlich weniger düstere Tonalität erhält, sodass Snyder mit Drehbuchautor Chris Terrio das Drehbuch entsprechend anpasste. Nachdem Snyder den Film weitestgehend vollendet hatte und nur noch diverse visuelle Effekte eingearbeitet werden mussten, trat er aus familiären Gründen aus der Produktion zurück. An seiner Stelle wurde Joss Whedon damit beauftragt, die Postproduktion zu beenden, wobei berichtet wurde, dass Warner Bros. mit Snyders Fassung unzufrieden war. Daher wurde Whedon, der für den Konkurrenten Marvel bei den Filmen Marvel’s "The Avengers" und "Avengers: Age Of Ultron" Regie führte, bereits vorher damit beauftragt, das Drehbuch zu "Justice League" zu überarbeiten und die Nachdrehs zu begleiten. Snyder sollte dabei jedoch Regie führen. Ferner gab Warner Bros. unter anderem vor, dass der Film eine Laufzeit von 2 Stunden nicht überschreiten durfte.

Nachdem Snyder das Projekt verließ, übernahm Whedon die vollständige Verantwortung für den Film. Er fügte dem Drehbuch 80 neue Seiten bei und setzte zweimonatige Nachdrehs an. Diese Szenen waren heller, humorvoller und weniger brutal als Snyders Version. Um die Anforderungen an die Laufzeit zu erfüllen, kürzte Whedon 90 Minuten Material, das Snyder produziert hatte. 

Gemäß Kameramann Fabian Wagner wurden etwa 90 % des Materials, das Snyder für seine Fassung vorgesehen hatte, in der finalen Kinofassung verworfen. Ebenfalls wurde als Komponist Junkie XL, der seine Arbeit bereits vollendet hatte, durch Danny Elfman ersetzt. Einem Testpublikum wurde am Ende sowohl Snyders als auch Whedons Rohfassungen präsentiert, wobei Whedons Version besser abschnitt. Daher entschied Warner Bros., diese Version zu vollenden.

Kurz nach der Veröffentlichung von "Justice League" bemängelten Snyder-Fans jedoch, dass der Film offenbar Whedons statt Snyders Werk war, und starteten eine Online-Petition mit etwa 180.000 Unterschriften, bei der die Veröffentlichung des Snyder-Cuts gefordert wurde. Aus der Forderung entwickelte sich unter dem Hashtag #ReleaseTheSnyderCut in den Sozialen Medien eine Bewegung, obwohl noch gar nicht bestätigt war, dass eine andere Fassung des Films als die veröffentlichte Version existierte. Bestätigt wurde ihre Vermutung jedoch durch Stab-Mitglieder des Films wie Aquaman-Darsteller Jason Momoa, Cyborg-Darsteller Ray Fisher und Steppenwolf-Schauspieler Ciarán Hinds, die die Fans unterstützten. Zwei Jahre nach der Veröffentlichung haben zahlreiche Cast-Mitglieder geschlossen die Veröffentlichung des Snyder-Cuts gefordert.

Auch die Bewegung #ReleaseTheSnyderCut verstummte nicht und führte diverse Kampagnen durch, bei denen sie die Veröffentlichung des Snyder-Cuts forderten. So forderten sie im Juli 2019 bei einem Massenbriefschreiben an Warner-Bros.-Geschäftsführerin Ann Sarnoff die Veröffentlichung des Snyder-Cuts. Ebenfalls 2019 startete ein Fan eine Crowdfunding-Kampagne. 50 Prozent des Erlöses gab er für eine Werbekampagne zur Veröffentlichung des Snyder-Cuts aus und mietete dafür während der San Diego Comic-Con Werbetafeln und ein Flugzeug, an dem ein Werbebanner hing. Die andere Hälfte wurde an die American Foundation for Suicide Prevention gespendet. Eine ähnliche Kampagne folgte im selben Jahr auf der New York Comic-Con. Regisseur Zack Snyder unterstützte diese und ähnliche Bemühungen und bestätigte im März 2019, dass es die von den Fans geforderte Fassung des Films gibt. Er ergänzte jedoch, dass es die Entscheidung von Warner Bros ist, ob diese Fassung veröffentlicht wird. Im Dezember 2019 veröffentlichte Snyder ein Bild mit der Aufschrift Z.S. J.L Director’s Cut und untertitelte die Frage "Is it real? Does it exist? Of course it does." (deutsch: "Ist er echt? Gibt es ihn? Natürlich gibt es ihn."). Allerdings ging er davon aus, dass seine Fassung unveröffentlicht bleibt und möglicherweise Ausschnitte irgendwann in einer Dokumentation veröffentlicht werden.

Bereits im Juli 2019 kündigte WarnerMedia mit HBO Max eine hauseigene Streaming-Plattform an. Nachdem die Fanproteste für die Veröffentlichung von Snyders-Fassung nicht verebbten, kamen bei WarnerMedia ab Ende 2019 Gespräche auf, den Snyder-Cut tatsächlich zu Ende zu produzieren und zu veröffentlichen. Im Februar 2020 fällte das Unternehmen schließlich die Entscheidung, sich mit Snyder bezüglich seiner Fassung in Kontakt zu setzen. Snyder stellte anschließend den Verantwortlichen von Warner Bros., HBO Max und DC seine Fassung vor und konnte sie überzeugen, sodass die Verantwortlichen ihm die Erlaubnis erteilten, seine Vision des Films zu vollenden. Bei der Vorstellung präsentierte Snyder auch die Möglichkeit, den Film als Miniserie zu veröffentlichen. Eine Woche vor der Veröffentlichung der Streaming-Plattform HBO Max kündigte Snyder schließlich an, dass auch seine Schnittfassung von "Justice League" 2021 auf der Streaming-Plattform erscheinen wird. Im August 2020 gab Snyder ferner bekannt, dass seine Fassung zunächst als vierteilige Miniserie mit je 60 Minuten pro Folge erscheinen werde. Anschließend solle die Miniserie auch als vierstündiger Film veröffentlicht werden. Im Januar 2021 bestätigte Snyder jedoch auf eine Fan-Frage hin, dass die neue Fassung nun doch nicht als Serie, sondern als vierstündiger Film erscheinen wird. Zudem werde der Film voraussichtlich einen anderen Titel erhalten.

Für die Fassung wird jedoch nicht nur Material verwendet, das für den ursprünglich vorgesehenen Kinofilm "Justice League" gedreht wurde, sondern fanden seit dem 6. Oktober 2020 zusätzlich Nachdrehs statt. Die Nachdrehs ergänzen die bisherigen 214 Minuten um 4 weitere Minuten mit komplett neuem Material. Das Budget für die Snyder-Fassung soll 70 Millionen US-Dollar betragen. "Zack Snyder’s Justice League" debütierte letztlich am 18. März 2021 in den Vereinigten Staaten auf HBO Max.

Dabei ist interessant: Vier Stunden Film können also tatsächlich als kurz empfunden werden. Das der Plot der ersten Version von "Justice League" mit Zack Snyder's Version nicht komplett auf den Kopf gestellt werden würde, war aber auch klar. Doch tatsächlich sind nur wenige der Bilder identisch, sodass der Film auch über einen iegenen Eintrag in der International Movie Database bekam - was man nicht gerade von vielen Versionen von Filmen sagen kann. Es gilt somit prinzipiell: Wer die Kinofassung von 2017 schon mochte, für den gibt es hier eine deutlich stärker in den Bann ziehende Version, und erzählerisch zu den meisten Charakteren ordentlich Nachschlag, was vor allem dem Gegener Steppenwolf, aber auch den bisher wneige beachteten mitgliedern der "Justice Leage" Cyborg The Flash zugute kommt. Dieses 'mehr' an Hintergrund funktioniert allerdings längst nicht immer, denn so mancher Moment driftet allzu sehr ins Gefühlige ab. Exakt dann entstehen die einzigen wirklichen Längen des Films. Doch insgesamt punktet der Film durch einen viel glaubwürdigere Bedrohung, mehr Figurentiefe und einen grandiosen Score.

Trotz Schwächen ist der Snyder Cut ein guter Film mit klarer, einheitlicher Vision von einem Mann und seiner Crew. Der Film ergibt viel mehr Sinn, verzichtet größtenteils vollständig auf nervigen Teenager Humor und ist viel spannender. Die Schauspieler, insbesondere Ben Affleck, erhielten die Möglichkeit, eine viel bessere Performances abzugeben als noch im Whedon Cut. Cyborg bekommt eine sinnvolle Vorgeschichte, die Chemie im Team ist besser und Flash hat eine wesentlich coolere Rolle. Auch sein Nerv-Faktor ist abgemildert. Auch das Pacing passt nun. Das Finale ist wie zu erwarten episch und viel packender als das im Whedon Cut. Stellenweise erkennt man aber auch Lücken im Drehbuch, gerade wenn es um Teamarbeit innerhalb der Justice League geht. Das tut aber dem endlich epischen Finale aber keinen Abbruch. Man kann selbstverständlich auch hier über Logiklöcher meckern, doch im Endeffekt ist "Zack Snyder's Justice League" einfach ein sehr unterhaltsamer und cooler Superhelden-Film, der es mit Stringenz nicht ganz so ernst nimmt.Aber welcher Superheldenfilm tut das schon?

"Zack Snyder's Justice League" ist sicher die bessere und weitsichtigere Version, aber am Ende ist sie sehr offensichtlich vor allem eine überlange Einleitung für eine noch viel größere Geschichte, die bedauerlicherweise in dieser Form wohl nie verwirklicht werden wird. Daran ist Snyder nicht gänzlich unschuldig, weil er nach dem dezent überambitionierten "Batman v Superman" bereits angezählt war und seine klar vorhandene Vision weder den Fans noch dem Studio angemessen vermitteln konnte. Hier ist sie erkennbar, leider zu spät. Nach seinem unfreiwilligen Rückzug wurde er offenkundig nicht mal mehr zurate gezogen, stattdessen zog man bei DC lieber gleich die Notbremse. Jetzt rebootet man unter dem Deckmantel des Multiversums einfach so lange, bis dabei mal etwas herauskommt, was irgendwie (fast) allen gefällt. Flickschusterei eben. Sehr schade, denn besonders der überlange Epilog, der fast so wirkt, als wollte Snyder partout nicht zum Ende kommen, liefert ein paar sehr interessante Elemente, die sich wirklich für eine Weiterverfolgung lohnen würden. Der neuerliche Ausflug in die Knightmare-Welt, die in "Batman v Superman" noch gewaltige Fragezeichen hinterließ, ist hier hinsichtlich der Story und der abenteuerlichen Allianz hochinteressant und hätte es absolut verdient vollständig erzählt zu werden. Doch es wird wohl ein Traum bleiben.

Für Snyder dürfte es eine späte Genugtuung sein zu sehen, dass die Fans ganz plötzlich mehrheitlich doch Gefallen an seinen Ideen finden und seine Rückkehr ins DCEU fordern. Da man im Studio aber in Panik verfallen ist und nahezu alles umgeworfen hat, weil man an den Kinokassen nicht mit Marvel, wo man Milliardenerfolge praktisch im Vorbeigehen einsackt, mithalten konnte, dürfte das Universum, wie Snyder es sich vorgestellt hat, mehr oder weniger tot sein. 

Die Geschichte der Justice League" ist hier wie da an sich nichts besonderes und wartet auch nicht mit komplexen Handlungsverläufen auf, sondern folgt eher dem klassischen Superheldenfilm Schema. Die Handlung wirkt schlüssiger, die Figuren erhalten mehr Tiefe, die Dialoge und der Humor sind nicht mehr peinlich und die Optik deutlich angenehmer. Aber was Zack Snyder überdurchschnittlich gut schafft, ist Momente zu schaffen. Emotionale Momente. Man merkt, dass Zack Snyder mit diesem Film auch eine persönliche Tragödie verarbeitet und das Thema Gefühle eine wichtige Rolle spielen. Und das ist der größte Unterschied zur Kinoversion. Der Snyder Cut lässt einen - ganz im Gegensatz zur Kinoversion - nicht kalt. Im Gegenteil. Er berührt. 

9/10

In der "Limited 4-Disc Steelbook Edition" erschien der "Snyder Cut" als 4K Ultra HD im Steelbook.

Quellen
Inhaltsangabe: Warner Bros.
Poster/Artwork: Warner Bros.
Textauszüge: Wikipedia

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